Albertinischer Plan
Der Albertinische Plan, benannt nach Herzog Albrecht V. von Österreich (als römisch-deutscher König später Albrecht II.) , dürfte um 1421/22, entstanden sein. Er gilt als einer der ältesten Stadtpläne der Stadt Wien und als einer der ältesten überlieferten mittelalterlichen Stadtpläne überhaupt.
Beschreibung der Landkarte
Bei dem "Albertinischen Plan" handelt es sich um eine kolorierte Federzeichnung.[1] Sie zeigt die Stadt Wien, die damals im Wesentlichen den heute 1. Bezirk umfasste, und zugleich auf einer eingezeichneten "Nebenkarte" die Stadt Pressburg mit der Mauer und der darüber gelegenen Burg.[1]
Auf dem Plan wird die Stadt Wien durch einen nach außen geklappten Mauerring mit Türmen und sieben (mit Namen bezeichneten) Stadttoren repräsentiert. Innerhalb des Mauerrings findet sich die Beschriftung "Das ist die stat Wienn". Eingezeichnet sind Sakralbauten (Kirchen, Kapellen, Klöster, Spitäler), die spätere Hofburg (mit der Beschriftung "Das ist dy purck"), die Universität (mit der Beschriftung "Das ist dy hoch schul") und das "Paradeyß", ein landesfürstlicher Lustgarten vor dem Kärntnertor, auf dessen Areal zwischen der heutigen Wiedner Hauptstraße und Operngasse später das Starhembergsche Freihaus entstehen sollte. Ebenfalls zum Teil eingezeichnet, sind der Wienfluss, der Donauarm und der Alsbach.[1]
Das eingezeichnete Stück des Wienflusses verläuft außerhalb der damaligen Wiener Stadtmauer, ebenfalls eingezeichnet sind das an seinem Ufer gelegene Heiligengeistspital und zwei seiner Brücken, die spätere Elisabethbrücke und die spätere Stubenbrücke.[2]
Die Darstellung der Objekte verdeutlicht ihre topographische Lage, für die tatsächlichen architektonischen Gegebenheiten bietet die Darstellung kaum Anhaltspunkte. Die auf den ersten Blick differenziert wirkenden Symbole lassen sich letztlich bei genauerer Betrachtung auf einige wenige Typen zurückführen, sie könnten als Vorformen von Kartensignaturen gesehen werden.[1]
Zur Entstehung der Landkarte
Nach Max Kratochwill[3] handelt es sich bei der Karte um die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstandene Kopie eines um 1421/22 geschaffenen Originals, das im Zusammenhang mit der Eheschließung zwischen Herzog Albrecht V. und Elisabeth von Böhmen und Ungarn entstanden sein dürfte, wobei er für die originale Planverfassung den Kreis um Johannes von Gmunden für wahrscheinlich hält.[1]
Rezeptionsgeschichte der Landkarte
Der "Albertinische Plan" wurde erst im 19. Jahrhundert entdeckt. 1825 wurde die Karte von Joseph Martin von Reider (1793-1862)[4] erworben. Nachdem sie 1849 dem Historiker und späteren Innsbrucker Universitätsprofessor Heinrich Glax (1808-1879), damals Abgeordneter im Frankfurter Parlament, aufgefallen war, wurde sie noch im selben Jahr von Theodor Georg von Karajan (1810-1873) erworben und nach Wien gebracht. Dessen Erben schenkten die Karte 1876 der Stadt Wien.[1]
Diverses
- Die Karte wurde von Moritz Dreger (1868-1939)[5] zunächst für eine Fälschung gehalten, deren Entstehung er auf 1847/1849 datierte.[1]
- Der Umstand, dass auf der Karte die Städte Wien und Preßburg eingezeichnet sind, hatte zur Folge, dass die Entstehung der Karte zu Herzog Albrecht V. von Österreich in Beziehung gesetzt wurde, worauf auch die Bezeichnung "Albertinischer Plan" zurückgeht.[1] Während die ältere Forschung die Entstehung der Karte entweder auf die Jahre 1438 und 1439 datierte, als Herzog Albrecht V. nicht nur römisch-deutscher König, sondern auch ungarischer König war, oder aufgrund einer falschen Datierung der Ableitung des Flusses Als aus der Stadt Wien auf das Jahr 1455, datierten, haben sich heute die Forschungsergebnisse von Max Kratochwill durchgesetzt.[1]
Forschungsprobleme
Für die Betrachtung und Deutung des "Albertinischen Plans" gibt es nach wie vor Fragen, die noch nicht befriedigend beantwortet werden konnten. [1] Ein wesentliches Problem sind Angaben, die den Maßstab betreffen. Problematisch ist zum Beispiel der am rechten unteren Rand beigegebene graphische Maßstab, der nicht nachträglich auf dem vorliegenden Blatt eingezeichnet wurde. Die Lage-Genauigkeit der eingezeichneten Örtlichkeiten wie die unrichtige Anzahl der Stadttürme spricht gegen eine der Zeichnung vorangegangene Vermessung, allenfalls wäre ein grobes Abschreiten vorstellbar. Es bleibt daher fraglich, ob sich der Maßstab bereits auf der vermuteten Vorlage von 1421/22 befunden hat oder lediglich eine "gelehrte" Zutat auf der Nachzeichnung aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ist. Die Maßangaben lassen sich nicht so ohne weiteres mit den heute bekannten Größen in Einklang bringen, letztlich bleibt unklar, auf welchem System dieser Maßstab basiert.[1]
Literatur
- Josef Holzapfel: Die Wien. Vom Kaiserbrünndl bis zur Donau. Sutton Verlag, Erfurt, 2014, ISBN 978-3-95400-400-3, S. 13f.
- Felix Czeike (Hrsg.): Albertinischer Plan. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 40. digital
Einzelnachweise
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Albertinischer Plan. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 40.
- ↑ vgl. Josef Holzapfel: Die Wien, 2014, S. 13f.
- ↑ Max Kratochwill im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Mehr zu seiner Person, vgl. Friedrich Otto: Reider, Martin Joseph von. In: Allgemeine Deutsche Biographie 27, 1888, S. 683-685 digital
- ↑ Moritz Dreger im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien