Helmhard VIII. Jörger von Tollet

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Schloss Walpersdorf, das Helmhard Jörger gekauft und umgebaut hatte, heute

Freiherr Helmhard (VIII.) Jörger von Tollet (* im 16. Jahrhundert; † 18. November 1594, in Wien[1]), auch Helmhard Jörger, war ein einflussreicher Adeliger des Herzogtums Österreich ob der Enns. Er gilt als einer der bedeutendsten Mitglieder der Familie Jörger.

Herkunft und Familie

Freiherr Helmhard (VIII.) Jörger von Tollet stammte aus einer bedeutenden Adelsfamilie, die seit dem 13. Jahrhundert urkundlich belegt ist. Ihre Mitglieder wurden 1577 in den Freiherrenstand und 1657 zu Grafen erhoben. Während der "Reformation" waren sie protestantisch und förderten den Protestantismus in den Herzogtümern Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns. Die "Gegenreformation" hatte ihren Niedergang zur Folge.

Freiherr Helmhard (VIII.) Jörger von Tollet war dreimal verheiratet[2],

∞ in 1. Ehe mit Elisabeth Grabner
∞ in 2. Ehe mit Judith von Liechtenstein (* um 1557; † um 1581), einer Tochter von Georg Hartmann von Liechtenstein († 1562). Sie war eine Urenkelin von Georg (V.) von Liechtenstein († um 1484) und Agnes von Eckartsau († 1495)
  • Freiherr Georg Wilhelm Jörger von Tollet
∞ in 3. Ehe seit 1582 mit Katharina von Zelking (* um 1565; † um / nach 1595 und vor 1598), einer Tochter des Freiherren Karl von Zelking und Urenkelin von Ladislaus von Prag
  • Freiherr Karl Jörger von Tollet († 1623)
  • Freiherr Ernst Jörger von Tollet († vor 1595), im Testament ihrer Mutter genannt[3]
  • Freiin Ursula Jörger von Tollet († vor 1595), im Testament ihrer Mutter genannt[3]

Leben

Helmhard Jörger, seit 1577 Freiherr von Tollet, hielt sich längere Zeit am Hof des Kurfürsten Johann von Sachsen auf. 1565 wurde er Rat der "niederösterreichischen" Hofkammer, 1568 ihr Präsident.[4][1] Seinen Wohnsitz hatte er gewöhnlich in Wien oder in Prag, von wo aus er seinen Verpflichten gegenüber dem Hof nachkam. Wiederholt nahm er als kaiserlicher Kommissär an den Landtagen im Herzogtum Österreich ob der Enns statt. Daneben kümmerte er sich jedoch auch um seine eigenen Besitzungen. Im Almtal (heute Teil von Oberösterreich) baute er eine florierende Sensenindustrie auf. Regelmäßig weilte er auch auf seinem Landsitz in Scharnstein, den er mit den dazugehörigen Herrschaftsrechten als "freies Eigen" besaß. Trotz seiner bereits angeschlagenen Gesundheit nahm er an 1594 den Beratungen eines Landtages teil, der wegen des Krieges gegen die Osmanen von Ende Mai bis 12. Juni im Feldlager zu Gran (damals im ungarischen Königreich gelegen) stattfand.[1]

Nach seinem Tod wurde Helmhard Jörger in der Schlosskapelle seines Schlosses in Walpersdorf beigesetzt, wo auch später seine dritte Ehefrau ihre letzte Ruhestätte fand.[3]. Er erhielt ein besonders aufwändiges Begräbnis.[1] Für seine beiden, zum Zeitpunkt seines Todes noch unmündigen, Söhne übernahmen sein Schwager Christoph Wilhelm (II.) von Zelking und sein Verwandter Wolfgang Jörger sowie Georg Reuttinger und Georg Heyß die Vormundschaft und die Verwaltung ihres väterlichen Erbes. Es hat den Anschein, dass die Vormunde wegen ihrer häufigen Abwesenheit diese Aufgabe nicht wirklich gut erfüllt haben.[1] Helmhard Jörgers Hinterlassenschaften wurden am 20. Februar 1599 zwischen seinen Söhnen geteilt, nachdem der Ältere der beiden volljährig geworden war. Georg Wilhelm Jörger von Tollet erbte Judenau, Gutenbrunn, Hausenbach und Scharnstein. Karl Jörger von Tollet erbte Walpersdorf, Pernstein, Stauf sowie die Maut in Aschach und das Guthaben seines Vater bei den Reichsstädten Nürnberg und Regensburg. Die Besitzungen in Wien wurden finanziell abgelöst.[5]

Literatur

  • Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking. Eine Spurensuche. Melk, 2016

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 452
  2. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 451
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 453
  4. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 451f.
  5. vgl. Anton Harrer: Die Herren und Frauen von Zelking, 2016, S. 452f.