Richardis von Lavant

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Stift Sankt Paul im Lavanttal, wo Richardis von Lavant beigesetzt ist.

Richardis von Lavant (* im 11. Jahrhundert, um 1025; † 9. Juli 1073)[1], auch Richardis, Richarda, Ricarda oder Richgard von Spanheim beziehungsweise Sponheim gilt als die erste Jakobspilgerin im heutigen Österreich.

Herkunft und Familie

Richardis von Lavant entstammte einer bairischen Adelsfamilie aus dem Chiemgau, die in der heutigen Forschung als die Sieghardinger bezeichnet wird. Sie war die Erbtochter von Engelbert (IV.) (* um 990; † 1040), Graf im Inngau, im Pustertal und im Norital sowie Vogt des Erzstiftes Salzburg, aus dessen Ehe mit einer Frau namens Liutgard. [1]

Richardis war mit Siegfried (I.) von Spanheim (* um 1010; † 9. Juli 1065, im heutigen Bulgarien), Gaugraf im Pustertal[A 1], verheiratet. Aus dieser Ehe hatte sie mehrere Kinder, darunter[2]:

Einer ihrer Enkel war Graf Bernhard von Trixen († 1147), zwei weitere Enkel die Kärntner Herzöge Heinrich (IV.) und Engelbert.

Leben

Richardis von Lavant erbte von ihrem Vater große Ländereien, die sich zum Teil in den heutigen Bundesländern Tirol und Kärnten (Lavanttal, Klagenfurt etc.) befanden.[3] Gemeinsam mit ihrem Ehemann, der 1046-1048 kurzzeitig als Gaugraf der Ungarnmark belegt ist, war sie zunächst im Pustertal ansässig. Um 1060 verlegten sie und ihr Ehemann ihren Sitz ins Lavanttal auf eine Burg, die sich auf dem Gelände befand, das später zum Stift St. Paul im Lavanttal gehörte und nicht erhalten blieb.[4] In der Nähe dieses Sitzes befand sich damals eine Kirche, die dem Heiligen Ägyd geweiht war und 1023 durch den Salzburger Erzbischof zur Pfarrkirche erhoben worden war. Auch sie ist nicht erhalten geblieben.[5]

Richardis und ihr Ehemann schlossen sich Mitte November 1064 der bewaffneten Pilgerreise (1064-10659 nach Jerusalem an, zu welcher die Bischöfe von Utrecht, Mainz, Bamberg und Regensburg aufgerufen hatten.[2] Auf der Rückreise aus dem Heiligen Land verstarb ihr Ehemann im heutigen Bulgarien. Bei der Auslösung seines Leichnams, der nach Kärnten überführt wurde und im Stift St. Paul seine letzte Ruhestätte fand, dürfte die Witwe entscheidende Unterstützung durch den Bischof von Mainz erhalten haben, der vielleicht auch eine entscheidende Rolle bei ihrer zweiten Pilgerreise spielte.[6] Diese unternahm Richardis 1071-1072 in Erfüllung eines Gelübdes, nach Santiago de Compostela.[1] Sie starb auf der Rückreise, vermutlich in der Nähe von Spanheim, wo sie zunächst beigesetzt wurde. 1098 wurden ihre sterblichen Reste ins heutige Kärnten überführt, wo sie, wie bereits ihr Ehemann, in Stift St. Paul ihre letzte Ruhestätte fand.[7]

Richardis in Legende und Sage

  • See und Thal (Vaterländische Sage). In: Carinthia 47, 1838, S. 193ff.

Literatur

  • Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. Eine Frauengestalt des Mittelalters. Ausführungen zur Pilgerreise nach Santiago de Compostela (Spanien), 1071-1072 digital

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. S. 2
  2. 2,0 2,1 vgl. Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. S. 18
  3. vgl. Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. S. 5
  4. vgl. Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. S. 9
  5. vgl. Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. S. 10f.
  6. vgl. Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. S. 19
  7. vgl. Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. S. 22

Anmerkungen

  1. Die Grafen von Spanheim oder Sponheim waren eine in "Rheinfranken" ansässiges Dynastenfamilie, welche sich nach der Burg Spanheim (heute in Deutschland) benannte. Graf Siegfried (I.) von Spanheim, der sich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Pustertal niederließ, begründete gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich eine "Kärntner Linie" seiner Familie, welcher 1122 die Herzogswürde für das Herzogtum Kärnten verliehen wurde. Den Titel eines Herzogs von Kärnten führte sie bis 1279, obwohl ihre tatsächliche Herrschaft um 1269 dort endete. Vgl. Marijan Anton Kerzan: Richardis von Lavant. S. 5