Rudolf Tintner

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Rudolf Tintner (* 7. Juni 1878 in Brünn in Tschechien; † 9. Jänner 1945 im KZ Theresienstadt) war jüdischer Baumeister in St. Pölten.

Leben

Rudolf Tintner, im Jahr 1878 geboren, stammte aus einer großbürgerlichen mährischen Familie und studierte in Wien an der Technischen Hochschule Architektur. Im Jahr 1907 gründete er in St. Pölten ein Bauunternehmen. Als Stadtbaumeister errichtete er auch Großprojekte in seiner neuen Heimat, beispielsweise bei der Glanzstoff, aber auch Wohnhäuser[1]. Als Sachverständiger im Bauwesen wurde er 1915 vereidigt.[2]Später betrieb er auch ein Realitätenbüro in der Stadt.[3]

Privat konvertierte er noch vor dem Ersten Weltkrieg (anderen Angaben 1917) zum Katholizismus und heiratete eine Nichtjüdin, mit der er zwei Töchter hatte. Von ihr wurde er aber bald wieder geschieden.

Gleich nach dem Novemberpogrom im Jahr 1938 wurde sein Unternehmen arisiert und er musste St. Pölten verlassen. Wurde er vorerst wegen seiner beiden Töchter nicht deportiert, erfolgte diese aber trotzdem am 10. März 1944 vom Wiener Nordbahnhof nach Theresienstadt. Im KZ wurde ihm aufgrund seiner Kenntnisse die Leitung der Bauabteilung übertragen.

Aus seinen Aufzeichnungen in seinem Tagebuch, dass er gleich nach seiner Deportation zu schreiben begann, sticht ein Auftrag hervor, der zu Propagandazwecken erfolgte. Wegen eines angekündigten Besuches einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes gab die SS den Auftrag für eine Verschönerungsaktion, bei der Tintner mit enderen Lagerinsassen Fassaden gestalten, ein Café, einen Kinderpavillon und einen Sportplatz errichten, das Theater umbauen und vor allem das Elend des Lagers verstecken mussten.

Seine Aufzeichnungen führte er bis zu seinem Tod in seinem Büro am 9. Jänner 1945. Dort wurde er verbrannt. Seine Urne wurde nach der Befreiung des Lagers durch die Sowjets durch einen Mithäftling nach Wien gebracht und am Wiener Zentralfriedhof - als einzige Urne aus diesem KZ in Österreich - beigesetzt.

Würdigung

  • Im Jahr 2022 begann das Institut für jüdische Geschichte Österreichs sein Tagebuch, das er im KZ schrieb wissenschaftlich aufzuarbeiten.
  • Die Stadt St. Pölten benennt im Jahr die neue Straße zwischen der Eichendorffstraße und Goldegger Straße als Rudolf-Tintner-Gasse.

Einzelnachweise

  1. Wie der erste genossenschaftlliche Schrebergarten ... entstand. In: Der St. Pöltner Bote. Lokalblatt von St. Pölten und dem Kreise O. W. W. / St. Pöltner Bote / St. Pöltner Zeitung. Gegründet als „St. Pöltner Bote“. (Organ des Bauernvereines für das Viertel ober dem Wienerwalde), 19. August 1937, S. 20 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dsp
  2. Personalnachricht. In: Der St. Pöltner Bote. Lokalblatt von St. Pölten und dem Kreise O. W. W. / St. Pöltner Bote / St. Pöltner Zeitung. Gegründet als „St. Pöltner Bote“. (Organ des Bauernvereines für das Viertel ober dem Wienerwalde), 23. September 1915, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dsp
  3. Inserate. In: Der St. Pöltner Bote. Lokalblatt von St. Pölten und dem Kreise O. W. W. / St. Pöltner Bote / St. Pöltner Zeitung. Gegründet als „St. Pöltner Bote“. (Organ des Bauernvereines für das Viertel ober dem Wienerwalde), 9. November 1933, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dsp

Weblinks