Vöslauer Kammgarnfabrik Werk Möllersdorf

Das Werk Möllersdorf war die längste Zeit seines Bestehens ein Bestandteil der Vöslauer Kammgarnfabrik AG in Möllersdorf, einem Ortteil von Traiskirchen.

Ehemaliges Fabriksgebäude von der Straße aus gesehen

Heute ist der Gebäudekomplex der Werksanlagen denkmalgeschützt und gehört der Stadt Traiskirchen. Er beherbergt unter anderem das Stadtmuseum. Der Geschichte des Unternehmens ist im heutigen Museum ein Raum gewidmet.

Geschichte

Die Baumwollspinnerei wurde vom 1790 geborenen und aus Mainz stammenden Josef Mohr im Jahr 1824 gegründet. Eine erste Urkunde stammt von September 1826. In diesem Jahr wurde auch die Fabrik errichtet. Energielieferant war eine Wasserturbine mit einer Leistung von 30 PS aus dem Badener Mühlbach.

Bereits kurze Zeit danach wurde diese Leistung zu wenig und so wurde 1838 ein Dampfkessel errichtet. Die notwendige Kohle wurde aus dem steirischen Fohnsdorf bezogen.

Im Jahr 1854 wurde das Unternehmen durch die beiden Söhne Mohr's übernommen und unter Josef Mohr und Söhne geführt. 1854 starb der Gründer.

1861 erwarb Wilhelm Bidtel (1824-1872) das Unternehmen und firmiert unter k.k. priv. Baumwoll-Spinnerei von Wilhelm Bidtel in Möllersdorf Wolfstraße. Noch im Jahr 1868 wird unter dieser Adresse ein Arbeiterwohngebäude errichtet. Im Folgejahr 1869 ging das Unternehmen jedoch in Konkurs und das Werk wurde stillgelegt.

Im Jahr 1871/72 wurde durch ein Bankenkonsortium der Creditanstalt und der Union Bank mit der Elsässischen Maschinenfabrik und anderen Teilhabern die Möllersdorfer Kammgarnspinnerei und Weberei gegründet. Dazu wurde eine Vorspinnerei bis zur Zwirnerei mit 9.000 Spinnspindeln und 1.000 Zwirnspindeln eingerichtet. 1873 wird auch noch das Kessel- und Maschinenhaus, sowie die Arbeitssäle ausgebaut. 1874 wurde das Unternehmen aber abermals liquidiert.

1876 nahm die Vöslauer Kammgarnfabrik AG auf Basis eines Pachtvertrages die Produktion von Schafwollgarnen und -zwirnen auf und konnte bei einer Versteigerung 1877 das Unternehmen erwerben.

In den Jahren 1883 bis 1890 wurden sieben Wohnhäuser für die Fabriksarbeiter in der Wolfsstraße errichtet. Ein späteres wurde in der Zwischenkriegszeit errichtet.

Im Kriegsjahr 1942 wurde die Anzahl der Spindeln auf 25.700 Selfaktorspindeln, 10.364 Ringspindel und 12.424 Zwirnspindeln erhöht. Daneben wurden in einem Drittel der Produktionshallen Flugzeugersatzteile und Nachrichtengeräte für die Wiener Neustädter Flugzeugwerke erzeugt.

Nach Kriegsende konnte der Betrieb nach den Plünderungen und Zerstörungen durch die Sowjetische Besatzungsmacht nur eingeschränkt mit einer 48-Stundenwoche aufgenommen werden. Im Zuge des Wiederaufbaues wurde das alte Maschinenhaus umgebaut, ein Feuerwehrhaus, sowie Sanitätsräume errichtet. Auch ein Festsaal sowie eine neue Betriebsküche wird gebaut. Der Mühlbachunterlauf wird zu einem großen Stück überdeckt.

Auch nach der Besatzungszeit wird der Maschinenpark komplett erneuert und auch weitere Wohngebäude im Raum Möllersdorf werden gebaut.

Nach den Verlagerungen der Textilindustrie Gesamtösterreichs in den asiatischen Raum wurden noch Rettungsversuche der Mutterfirma unternommen. Die neue Struktur mit der Umwandlung in die Gründung der Textil-Ost führte 1976 zur Stillegung des Werkes in Möllersdorf, konnte aber schließlich die Mutterfirma auch nicht vor dem Konkurs im Jahr 1978 retten. Zum Zeitpunkt der Schließung verfügte das Werk über 7 Vorspinnsortimente, 40.000 Ring- und 18.000 Zwirnspindeln, sowie 2.400 Spulstellen, davon 14 Autoconer mit je 50 Spulstellen.

Im Jahr 1980 wurde das Areal an die Semperit verkauft, von der es die Stadtgemeinde Traiskirchen im Jahr 1987 erwarb.

Quelle

Weblinks

  Vöslauer Kammgarnfabrik, Werk Möllersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons