Die jüdische Synagoge Wiener Neustadt war eine Synagoge, die sich bis in das Jahr 1952 am Baumkirchnerring in Wiener Neustadt befand. Aufgrund der Baufälligkeit des Gebäudes, welche weitgehend auf die Geschehnisse während des Zweiten Weltkriegs zurück zu führen sind, musste das Gebäude vollkommen abgetragen werden.[1]

Geschichte

1870 kaufte die jüdische Kultusgemeinde Wiener Neustadt eine Wagenremise einer ehemalige Schmiedwerkstätte am Baumkirchnerring und weihte nach Umbauten ihre erste Synagoge ein.[2] Nach dem Erwerb eines Nebengrundstücks, began man mit der Erweiterung der Komplexes und baute schließlich eine neue Synagoge welche 1902 fertiggestellt wurde. Diese wurde nach den Plänen des Wiener Architekten Baurat Wilhelm Stiassny im maurischen Stil errichtet. Dieser Stil, welcher wahrscheinlich an die spanisch-maurische Blütezeit des Judentums erinnern sollte, war bislang in Wiener Neustadt ein völlig neuartiges Baukonzept.

Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge schwer beschädigt und entweiht, jedoch anschließend nicht angezündet und somit auch nicht zerstört, da der damalige Bürgermeister Scheidtenberger die Synagoge anderweitig nutzen wollte. Am 28. November 1940 wurde der Tempel am Baumkirchnerring, einschließlich aller anderen Besitze der jüdischen Kultusgemeinde Wiener Neustadt, um 19.000 Reichsmark an die Stadt Wiener Neustadt verkauft. Teile des Inventars der Synagoge wurden 1940 an das städtische Museum übergeben, die Stadtgemeinde erhielt diese 1939 von der Kreisleitung der NSDAP. Dieses Inventar umfasste vor allem Gegenstände aus Silber wie etwa Kerzenständer, aber auch persönliche Gegenstände Gläubiger wie etwa, Armreifen oder Armbanduhren. 1945 wurde das Museum geplündert und nur Bruchteile des Inventars konnten sichergestellt werden. Die Wiener Neustädter Synagoge wurde im Laufe des Krieges durch Bombentreffen, schwer beschädig. Nach kurzeitiger Überlegung den ehemaligen Tempel als Volksbildungsheim zu nutzen vermietete die Stadt das Gebäude an einen Holzhändler, der es kurzeitig als Magazin nutze. 1952 musste die ehemalige Synagoge aufgrund der Beschädigungen abgetragen werden. Heute befindet sich auf diesem Platz das Anton Proksch-Haus, in welchem einige Ämter der Stadt untergebracht sind. [1]... [3] ..

Veränderungen im Ritus

 
Rabbinner Mannheimer

Mit dem Wechsel zum neuen Bethaus wurde gleichzeitig auch mit einer Umstellung des Ritus begonnen. Der in Wien schon praktizierte Ritus von Isak Noah Mannheimer entsprach nicht dem Interesse des damaligen Rabbiners Weiß, der gegen dessen Einführung protestierte. Beim Mannheimer Ritus wurde der Gottesdienst nicht mehr ausschließlich in hebräischer Sprache gehalten und man kürzte Teile der Pijutim oder lies sie ganz weg. Gleichzeitig zur Ritusveränderung führte man einen gemischten Chor ein.

Nach dem Tod des Wiener Neustädter Rabbiners Heinrich Weiß 1917 wurde wieder der traditionelle Ritus eingeführt, da in den 20er Jahren durch die Eingliederung des Burgenlandes viele burgenländische Juden dem orthodoxen Ritus folgten. Die jüdischen Gemeinden im Burgenland schlossen sich zum 'Verband der autonomen orthodoxen israelitischen Gemeinden des Burgenlandes' zusammen und da viele Juden in Wiener Neustadt vielfach aus burgenländischen Gemeinden stammten, folgte man diesem Ritus.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden einige bauliche Veränderungen an der Synagoge vorgenommen, so wurde ein Gitter an der Frauengalerie angebracht und die Kanzel, der Almemor, in die Mitte versetzt. [4] ...

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Werner Sulzgruber: jüdische Gemeinde Wiener Neustadt: von ihren Anfängen bis zu ihrer Zerstörung. Mandelbaum Verlag, Wien 2005, S. 33ff ISBN 978385476-163-1
  2. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wiener Neustadt von Werner Sulzgruber abgerufen am 28. Dezember 2016
  3. Karl Flanner: Wiener Neustadt G'schichtln & Geschichte. NÖ-Rundschau-Verl.-Ges., Wiener Neustadt 1998, S. 24–27 ISBN 9783901421020
  4. Werner Sulzgruber: Jüdische Gemeinde Wiener Neustadt: von ihren Anfängen bis zu ihrer Zerstörung. Mandelbaum Verlag, Wien 2005, S. 38 ISBN 978-3-8309-2243-8

Weblinks