Barbara Baumkircher (* um 1480; † vor 1549[1]) war die Enkelin des legendären Feldherren Andreas Baumkircher, des späteren Freiherren von Schlaining. Sie war zusammen mit ihrer Tochter Magdalena von Stubenberg in mehrere "erbrechtliche" Auseinandersetzungen verwickelt.

Herkunft

Barbara Baumkircher, die Enkelin des Freiherren Andreas Baumkircher von Schlaining, war das einzige Kind des Freiherrn Wilhelm Baumkircher von Schlaining († 1492), der gemeinsam mit seinem Bruder Georg († 1501) im Krieg zwischen Kaiser Friedrich III. und dem ungarischen König Matthias Corvinus die steirische Stadt Hartberg und weitere oststeirische Städte eroberte. Nach dem Tod von König Matthias nahm Wilhelm Baumkircher als ungarischer Unterhändler an den Verhandlungen zum Friedensvertrag von Preßburg teil, der 1491 zwischen dem späteren Kaiser Maximilian I. und König Wladyslaw II. geschlossen wurde. Barbaras Mutter Margarethe von Kanizsai († um / nach 1536)[2] war Besitzerin eines von ihr selbst errichteten Stadthauses in Stadtschlaining, das sie als Witwe bewohnte.[3]

Barbara Baumkircher war vier Mal verheiratet[4]:
∞ 1. Andre von Stubenberg († 1502), steirischer Adeliger, Sohn von Thomas von Stubenberg, der bei einem Fluchtversuch aus der Burg Schlaining tödlich verunglückte
∞ 2. Seifried von Polheim (†1411)
∞ 3. Veit von Fladnitz († um 1430)
um 1530[5] ∞ 4. Longinus von Puchheim († 1548)

Aus der ersten Ehe hatte sie eine Tochter: Magdalena von Stubenberg (* vor 1502; † nach 1544), die ebenfalls mehrmals verheiratet war[6]:
∞ 1. Wilhelm von Graben, steirischer Adeliger († 1523), dem Barbara Baumkircher die Erbschaft aus ihrer zweiten Ehe mit Seifried von Polheim übertrug[7]
∞ 2. Franz von Gleinz († 1533)
∞ 3. Erasmus von Ratmannsdorf (auch Radmannsdorf) († um / vor 1538[8])

Leben

Schloss Gutenberg

Barbara Baumkircher, die angeblich sehr schön war[9], erbte nach dem Tod ihres Vaters und ihres Onkels, der keine Nachkommen hatte, mit der Herrschaft Schlaining-Rechnitz den Familienbesitz im Eisenburger Komitat, während die Herrschaft Kaisersberg in Slawonien an ihren Cousin Balthasar von Stubenberg, dem Sohn ihrer Tante Martha Baumkircher kam. Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes führte sie für sich und ihre Tochter Magdalena einen Kampf um den Besitz von Schloss Gutenberg, das ihr Wohnsitz war und aufgrund einer Erbeinigung der Stubenberger an diese zurückgegeben werden sollte. Sie behauptete sich dort.[10] Nach Barbaras Tod ging Schloss Gutenberg an ihre Tochter Magdalena und dann an ihre Enkelin Anna Stadler, der es 1553 Wolfgang von Stubenberg der Jüngere abkaufte.[11]

Kampf um die Herrschaft Schlaining-Rechnitz

Nach dem Tod von Barbaras Onkel Georg versuchten die ungarischen Könige die Herrschaft Rechnitz und später auch die Herrschaft Schlaining als heimgefallenes Gut an sich zu bringen. 1502 schenkte der ungarische König Wladyslaw Rechnitz seinem Schatzmeister Johann Bornemissza von Berzencze. Mit Waffengewalt konnte Barbaras Familie die Besitzeinweisung verhindern. 1516 bestätigte König Lajos II. die Schenkung, wieder konnte Barbaras Familie die Besitzeinweisung verhindern, worauf Barbaras Ehemann Veit von Fladnitz 1517 zum Verlust von Haupt und Gut verurteilt wurde. 1527 schenkte der spätere Kaiser Ferdinand I. die Herrschaft Schlaining-Rechnitz dem Adeligen Franz Batthyány, doch Veit von Fladnitz konnte die Einweisung zunächst wieder mit Waffengewalt verhindern. 1537 und 1538 erließ Ferdinand I. erneut Bescheide zugunsten von Franz Batthyány und seiner Familie, worauf die Burg Schlaining 1537/1538 von königlichen Soldaten nach einer Belagerung erobert wurde.

Die Auseinandersetzung wurde nun gerichtlich weitergeführt, wobei Barbara und ihre Tochter Magdalena nachwiesen, dass ihre Vorfahren die Herrschaft Schlaining-Rechnitz durch Kauf und nicht durch eine königliche Schenkung erhalten hatten. Das bedeutet, dass sie waren, da gekaufte Herrschaften nach ungarischem Recht auch in weiblicher Erbfolge weitergegeben werden konnten. Durch einen Gerichtsbeschluss im Jahr 1539, den Barbara nicht mehr erlebte, wurde die eine Hälfte der Herrschaft Magdalena und ihrer Familie zugesprochen und die andere Hälfte Barbaras letztem Ehemann Longinus von Puchheim, der die Burg Schlaining schon früher erfolgreich gegen die Osmanen verteidigt hatte[12]. In einem Schiedspruche im Jahr 1540 wurde dem in Ungnade gefallenen Longinus von Puchheim sein Anteil jedoch aberkannt und Franz Batthyány mit seinem Neffen Christoph zugesprochen, während Magdalena und ihre Familie ihren Anteil behalten durften[13]. 1544 verkaufte Magdalena ihn doch schließlich an die Familie Batthyány, die bis 1662 im ungeteilten Besitz der Herrschaft Rechnitz-Schlaining verblieb.[14]

Veit von Fladnitz Freiherr von Schlaining

Barbaras dritter Ehemann Veit von Fladnitz, dem Barbara 1513 die Herrschaft Schlaining-Rechnitz verpfändete hatte, führte den Titel eines Freiherrn von Schlainitz und erwarb sich Verdienste um Burg, die unter ihm ausgebaut wurde, und Stadt Schlaining sowie das dortige Paulinerkloster. 1514 gab er der Stadt eine Stadtordnung, 1515 legte er ein Urbar der Großherrschaft an.[15]

Historische Einstufung von Barbara Baumkircher

Aufgrund zeitbedingter Vorstellungen zur Rolle der Frau im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit wurde Barbara seit dem 19. Jahrhundert für eine "Femme fatale" und "Ausnahmefrau" gehalten. Erst in der neueren Forschung wurde dieses unrichtige Bild korrigiert.[16]

Literatur

  • Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher - Femina nobilis und femme fatale. Zur Sozialgeschichte der Edelfrauen im Spätmittelalter und in der Frühneuzeit. In: Schlaininger Gespräche 1989 (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 88). Eisenstadt, 1992, ISBN 3-85405-119-0, S. 51-69
  • Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher. Leben und Sterben im 15. Jahrhundert (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 144). Eisenstadt, 2013, ISBN 978-3-85405-194-7, S. 160-165

Weblinks

http://www.atlas-burgenland.at/index.php?option=com_content&view=article&id=413, eingesehen am 4. Juni 2017

Einzelnachweise

  1. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 64
  2. Nach Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 54, war ihr Name Margarete von Grafeneck
  3. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 161
  4. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 161
  5. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 64
  6. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 162
  7. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 63
  8. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 64
  9. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 61f.
  10. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 164
  11. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 63
  12. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 64
  13. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 64
  14. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 162
  15. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 162
  16. vgl. Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 68