Die ehemalige Metallwarenfabrik Zugmayer war ein metallverarbeitendes Unternehmen in Waldegg im Bezirk Wiener Neustadt-Land, das im Jahr 1812 gegründet wurde und im Jahr 1966 aufgelöst wurde.

Vorgeschichte

Gegründet wurde das Unternehmen von dem aus Bayern zugewanderten Tischler Severin Zugmayer (*23. Oktober 1771 bis †9. November 1852). Der Bauernsohn aus Galmathöffen bei Biberach kam 1793 als Wanderbursche nach Wien und eröffnete dort eine Tischlerei und stellte dort Messingbeschläge für Möbel her. Bereits 1800 beschäftigte der Staberlmacher (Holzstäbe mit Messingblech) und Hersteller von Handwerkszeug, Haken und Nägel etwa zwölf Mitarbeiter und verdiente dabei so viel, dass er ein Walzwerk für Stahlsägeblätter errichtete.

Im Jahr 1808 kaufte er dazu den Taßhof, eine ehemalige Mühle zwischen Weissenbach und Altenmarkt an der Triesting und erweiterte die Produktion um Schindelnägel und Pflugbestandteil, nachdem er auf Wasserkraft umstieg.

Das Unternehmen in Waldegg

Die Geschichte in Waldegg begann mit dem Kauf der Waldegger Kupferhämmer im Jahr 1810 und er die Fabriksbefugnis 1812 erhielt. Eine wegweisende Erfindung war der des Wendepfluges, des nach dem Erfinder bezeichneten Zugmayer-Pfluges[1] im Jahr 1818, der auch weltweiten Absatz fand.

Um 1820 errichtete er am Platz des abgebrannten Furniersägewerks nach eigenen Plänen, das vermutlich das erste dieser Art in Österreich war. Im Jahr 1842, einer Zeit, wo zahlreiche Fabriken in der Lebensmittelbranche entstanden, errichtete er ein neues, wieder selbst entworfenes Kupferblech und Plattenwalzwerk. Aber auch die neu entstandenen Lokomotivfabriken , oder auch Zuckerfabriken, Brauereien und Brennereien zählten bald zu den Kunden des Unternehmens.

Als im Jahr 1852 Severin Zugmayer starb, übernahmen die beiden Söhne Martin (1798-1857) und Georg (1802-1883) das Unternehmen, das fortan mit Severin Zugmayer & Söhne firmierte. 1857 wurde ein neues Hammerwerk erbaut. Ein neues Walzwerk wurde von Edmund Schwarz geplant und im Jahr 1869 fertiggestellt. Als die Sohne Georgs in die Firma eintraten wurde der Firmenwortlaut 1872 in Georg Zugmayer & Söhne geändert.

In den 1880er Jahren wurde die Produktion von gezogenen Rohr- und Siedestutzen für die Dampfkessel der Lokomotiven erweitert. 1887 wurde eine Regulierteichanlage errichtet, die einen langjährigen Streit mit anderen Wasserabnehmern beendete.

Anfang der 1890er Jahre wurden auch Arbeiterwohnhäuser errichtet. 1893 entstand ein neues Walzwerk mit Dampfbetrieb, in dem Feinkupferbleche hergestellt wurden. Zahlreiche bekannte Gebäude wurden mit Dachblechen von Zugmayer eingedeckt. Dazu zählen das Parlament, die Wiener Staatsoper, Stift Melk und andere. Das Walzwerk von 1869 wurde nach dem Bau eines eigenen Kraftwerkes auf elektrische Energie umgestellt.

Im Jahr 1910 waren in dem Werk, das zu den modernsten der Monarchie zählte, bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigt, die samt Familie auch eine Krankenversicherung verfügten.

Während des Ersten Weltkrieges war die Produktion stark auf die Lokomotivbereich ausgerichtet. Ab dem letzten Kriegsjahr kamen die Umsätze ins Stocken, sodass 1925 nur mehr 100 Beschäftigte waren. Die Entlassungen mussten fortgesetzt werden, sodass im Jahr 1932 nur mehr die sechs Betriebsräte die letzten Mitarbeiter waren. Ab Mitte der 1930er Jahr besserte sich die Situation wieder. 1940 wurde die Kupferraffination von einem Flammofen auf einen Trommelofen umgestellt. Diese Methode wurde bis zur Schließung beibehalten. Noch während des Zweiten Weltkrieges wurde Kupfer knapp, sodass als Ersatz dienten. Diese Teile blieben jedoch unverkäuflich. Das Kraftwerk musste aufgrund der Sprengung der Staumauer seinen Betrieb einstellen.

Im Jahr 1947 wurde wieder die Produktion für Dampflokotiven aufgenommen. Doch noch im selben Jahr vernichtete ein Brand mehrere Hallen, sodass die Produktion neuerlich sehr litt. Durch die Lage in der sowjetischen Besatzungszone war es keine Finanzierung aus dem ERP-Fonds möglich, sodass die Restrukturierung auf ein Metallwerk erst nach dem Staatsvertrag erfolgen konnte.

Ab dem Jahr 1962 stieg die Überschuldung mangels Gewinne raant an, sodass das Unternehmen 1966 in Waldegg liquidierte.

Die Betriebsanlagen kamen in den Besitz des Grazer Unternehmers Kovac, der es seinerseits in den 1970er Jahren an die Firma Wopfinger und and die Pernitzer Firma Postl veräußerte. Von den zahlreichen Hallen und Einrichtungen wurde vieles seither abgetragen.

Literatur

  • Gerhard A. Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs, 2006, Böhlau Verlag, S.827ff, ISBN 3-20577460-4

Einzelnachweise

Weblinks