Pfarrer von Wien
Der Pfarrer von Wien ist eine Bezeichnung, die sich in einigen Urkunden aus dem Mittelalter findet. Gewöhnlich wird davon ausgegangen, dass damit der Pfarrer der späteren Dompfarre St. Stephan gemeint ist.
Historische Fakten
Das Pfarren-Netz in den heutigen Bundesländern Wien und Niederösterreich hat seinen Ursprung im 11. Jahrhundert, wobei an die Missionskirchen des 8. und 9. Jahrhunderts angeknüpft wurde. Als älteste Pfarre der damaligen Stadt Wien gilt die Pfarre der Ruprechtskirche, die vermutlich um 1147 in die neu erbaute Stephanskirche verlegt wurde. Eine zweite Pfarre dürfte vor 1252 (vielleicht um 1221) bei der Kirche St. Michael entstanden sein, eine dritte Pfarre 1269 im Schottenstift.[1]
In der Tauschvereinbarung des "Greifensteiner Vertrages" aus dem Jahr 1135 wird von Bischof Reginbert von Passau nachdrücklich festgestellt, dass mit der "Ecclesia Sancti Petri" und ihren sämtlichen "Betstellen" das Recht der Eigenpfarre vom Markgrafen auf ihn, das heißt, seinen "Pfarrer von Wien" übergegangen.[2]
Theorien zum "Pfarrer von Wien"
- In Wien gab es lange Zeit tatsächlich nur eine einzige Pfarre gegeben hat.[2]
- Da die Schaffung eines eigenen Bistums für Wien beziehungsweise für die Markgrafschaft Österreich vom Markgrafen gewünscht, aber für den Bischof von Passau in dieser Form nicht wünschenswert war, andererseits aber die Schaffung eines Suffraganbistums, das durchaus im Interesse des Bischofs gelegen hätte und für den Markgrafen wohl auch eine Lösung gewesen wäre, aufgrund der damaligen politischen Lage unrealistisch war, wurde mit der Schaffung eines "Pfarrers von Wien" ein Kompromiss gefunden: eine zentrale Führungsposition für jene Teile, aus denen später das zukünftige Landesbistum werden sollte, die aber offiziell nicht als Bischof bezeichnet wurde.[3]
Personen, die als "Pfarrer von Wien" bezeichnet wurden
Literatur
- Kurt Klaudy: Das Werden Wiens und seines Stephandoms. Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004, ISBN 3-631-51577-4, S. 97-99
Weblinks
- Pfarre, WienWiki.At