Josef Wolf

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Josef Wolf (* 17. Januar 1892 in Sommerein, Niederösterreich; † 1966 in Kaisersteinbruch, Burgenland) war Bürgermeister von Kaisersteinbruch, kämpfte nach dem Zweiten Weltkrieg um die Wiedergründung der vom NS-System aufgelösten Gemeinde. Er ist der Verfasser einer Ortsgeschichte von Kaisersteinbruch.

Familiäre Herkunft

Großvater Michael Wolf

Der Name Wolf ist seit 1852 in Kaisersteinbruch nachweisbar. In diesen Jahren war Steinmetzmeister Peregrin Teuschl amtierender Richter. Josef Wolfs Großvater, der Wagnermeister Michael Wolf, stammte von Stephansfeld/Bacska in Ungarn, wohin seine Vorfahren aus Deutschland vor Jahrhunderten einwanderten. Er kam als Soldat der Revolutions-Armee Ludwig Kossuths 1848 bis vor Wien und machte sich nach deren Auflösung in Kaisersteinbruch sesshaft.[1]

Er kaufte das Haus Nr. 64 samt Hof von der Witwe des Schmiedemeisters Joseph Tötschinger. Ein Zeugnis der Universität Wien vom 2. Juli 1845 bescheinigt Michael Wolf die erfolgreiche berufliche Weiterbildung[2]: Michael Wolf, Schmied, hat im Rahmen der Tierheilkunde an der k.k.Universität zu Wien die Vorlesungen über die Nahrungs- und Heilmittellehre fleißig besucht .. hat er die erste Klasse mit Vorzug erhalten.

Er heiratete Theresia Zóback, sie hatten vier Söhne und eine Tochter. Sohn Karl wurde 1855 geboren und heiratete 1878 Paulina Heischmann, Tochter des hiesigen Steinmetzmeisters Stephan Heischmann und der Maria Krasny. Karl Wolf wurde Schmiedemeister und amtierte als Richter von 1896–1903.

Vater Joseph Wolf

Joseph wurde 1865 in Kaisersteinbruch geboren, er lernte in Baden bei Wien das Schmiedehandwerk und diente 3 Jahre als Soldat beim damaligen k.u.k.Infanterie-Regiment Nr. 19 in Esztergom. Nach Ende seiner Militärzeit heiratete er 1891 Maria Wiedenhofer, Tochter des Steinmetzgesellen Ludwig Wiedenhofer und der Franziska Gregor. Er arbeitete als Schmied in Sommerein. Im nächsten Jahr wurde Sohn Josef geboren.

Leben

Josef Wolf wurde in Sommerein am Leithagebirge im Hause des Bäckermeisters Kögl, unweit der Kirche, wo der Vater ein Schmiedegeschäft errichtet hatte, als ältester von neun Kindern geboren. Seine Tochter Albine Hummel (* 1923) berichtet, er besuchte die hiesige Volksschule. Sie verwahrt eine Fotografie von 1900 - die Knaben des Jahrganges mit dem Pfarrer Dominik Hafenecker im Pfarrhof. Deutlich ist den Kindern die soziale Herkunft, arm und reich, zu erkennen. Der Vater arbeitete bei der Firma Amelin zuerst im Kapellenbruch, später im Hausbruch als Bruchschmied. Albine Hummel schreibt .. als zwölfjähriger Bub verlor er die Mutter und musste deshalb als ältester zuerst das Elternhaus verlassen, um mitzuhelfen zu verdienen. Da hatte er schon die harten Seiten des Lebens kennengelernt und in der Fremde musste er überall anpacken.

Beim Husarenregiment, welches damals in Šabac an der serbischen Grenze lag, machte Josef Wolf den Krieg bis zum Ende mit. Zuerst wurde in Serbien gekämpft, dann bis August 1916 in Galizien, Bukowina und Wollymerien, bis Mai 1918 an der rumänischen Grenze, bis Anfang Oktober 1918 in Italien und bis 11. November 1918 in Bjolina, Bosnien. An diesem Tage war der Krieg aus.

Nach dem Ersten Weltkrieg kehrten alle wieder in die Heimat zurück und nach und nach wurden Familien gegründet. Auch Josef kam zurück in seine Heimatgemeinde Kaisersteinbruch. Der Tagelöhner, 29 Jahre alt, mietete mangels eines anderen Wohnraumes die halbe Lagerbaracke Nr. 20 von der ungarischen Eisenbahnverwaltung. Arbeit fand er beim Straßen- und Siedlungsbau, war von Herbst 1920 bis April 1921 Mühlenarbeiter bei der Firma Gröschl in Königshof beschäftigt.

Am 2. Oktober 1921 heiratete er Josefa Blaim, von Nitzing in der Pfarre Tulln, Tochter des Bauern Leopold Blaim. Amtierender Richter war Steinmetzmeister Ferdinand Amelin. Wo es möglich war, besuchte Wolf Vorlesungen, Vorträge und bildete sich weiter. Die Kinder Josef, Albine und Edith wurden geboren. 1925 adoptierte die Familie Wolf den einjährigen Knaben Fritz Lebersorger. Im Zweiten Weltkrieg starb dieser, am 28. Dezember 1944 in einem U-Boot beim Bombardement englischer Flugzeuge. Edith starb bei einem Luftangriff am 23. April 1944.[3]

Es herrschte Wohnungsnot in Kaisersteinbruch, und so gründete Wolf eine Siedlungsgenossenschaft, kam auch in den Gemeinderat und wurde zum Bürgermeister gewählt. Ein Ausspruch ist im Gedächtnis geblieben: Was, der mit der Sackhose soll Bürgermeister werden? Josef Wolf entwarf die Pläne für vier Siedlungshäuser; auch bei sechs anderen Wohnungen wirkte er mit.

Ehrung

Der Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch würdigte Wolf mit dem „Josef Wolf“-Symposium im Juni 1996.[4][5][6]

Literatur

  • Helmuth Furch (Hg.): Ein Kaisersteinbrucher Leben, Josef Wolf (1892-1966), besonders die Jahre 1938-1955 (aus dem schriftlichen Nachlass). In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch, November 2005

Einzelnachweise

  1. Helmuth Furch (Hg.): Ein Kaisersteinbrucher Leben, Josef Wolf (1892-1966), besonders die Jahre 1938-1955 (aus dem schriftlichen Nachlass). In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch, November 2005
  2. Helmuth Furch: „Vorwort“ zur „Geschichte der Gemeinde Kaisersteinbruch“ von Josef Wolf. In: „Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch“, Nr. 43, August 1996. S. 2f
  3. Bericht von Albine Hummel - an diesem Tag, als Wiener Neustadt von Bomben schwer beschädigt wurde, fanden auch Luftkämpfe von Abwehrjägern statt. In Kaisersteinbruch waren drei Detonationen von Bordgeschoß. Ein Bordgeschoß fiel in den Garten der Familie Wolf und zersplitterte alles umher. Ein kleiner Splitter traf Edith an der Halsschlagader, leider sofort tödlich. In: Helmuth Furch (Hg.): Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände, 2004. S. 861
  4. Brief von Josef Wolf, dem Sohn - mit welcher Freude und Ergriffenheit habe ich die Einladung für den 29. Juni 1996 erhalten. Fand doch das Symposium als Würdigung meines Vaters statt... In: Helmuth Furch (Hg.): Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände, 2004. S. 508
  5. NÖN vom 7. Juli 1996: Josef Wolf und der Windmühlenkampf. Ein Bürgermeister in schweren Zeiten. Obmann Helmuth Furch will damit jenen Mann in Erinnerung rufen, der vor und nach dem II. WK die Interessen der schwer geprüften Ortschaft zu wahren versuchte... In: Helmuth Furch (Hg.): Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände, 2004
  6. NÖN-Rundschau: Tagelöhner mit Charisma.... In: Helmuth Furch (Hg.): Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände, 2004. S. 509