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Hanns Hierszmann (* vermutlich im 15. Jahrhundert; † nach 1464) stand in Diensten des Erzherzogs Albrecht VI. von Österreich. Sein ausführlicher Bericht über den Tod seines Dienstgebers zählt in der aktuellen Forschung zu den bedeutendsten Berichten dieser Art, die sich aus dem Mittelalter erhalten haben. In der Geschichtsforschung wird sein Bericht oft mit den "Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin" verglichen.[1], als deren "männliches Pedant" der Verfasser häufig gesehen wird.


Herkunft und Familie

Über Hanns Hierszmanns Herkunft und Familie ist nichts bekannt. Er war vermutlich schwäbischer Herkunft und dürfte ein Angehöriger des niederen Adels gewesen sein.[2]

Leben

Hanns Hierszmann war "Thürhüter" bei Erzherzog Albrecht VI. In seinem Bericht finden sich Hinweise, dass er das Vertrauen des Erzherzogs besessen haben dürfte. Wie und unter welchen Umständen er in den Dienst Albrechts kam, ist bisher unbekannt.[2] Nachdem Tod des Erzherzogs dürfte Hanns Hierszmann zunächst einige Zeit im Dienst der Schwester Albrechts, der Markgräfin Katharina von Baden gestanden haben[A 1], ehe er 1464 an den Hof (Erz-)Herzog Siegmund von Österreich ("Siegmund dem Münzreichen") wechselte.[1] Über sein weiteres Leben ist zurzeit nichts bekannt.[2]

Der Bericht von Hanns Hierszmann

Der Bericht

Zu Beginn findet sich der Hinweis, dass Jörg von Stain nach dem Tod von Erzherzog Albrecht VI. bezichtigt wurde, diesen vergiftet zu haben. In diesem Zusammenhang erklärt Hanns Hierszmann, dass er das, was er wisse, gesehen und gehört habe, berichten wird. Dann folgt eine ausführliche Beschreibung der Symptome und des Krankheitsverlaufes, von Gesprächen des Erzherzogs mit seinen Vertrauten, davon, wie der Arzt geholt wurde, welche Anweisungen dieser gab und welche Behandlungen er durchführen ließ, den Tod des Erzherzogs, der Trauer um ihn und was danach mit seinen Habseligkeiten geschah. Hanns Hierszmanns Bericht endet mit einigen Hinweisen zu seinem weiteren Leben danach.[1]

Merkmale

Wie die "Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin" liefert auch der Bericht von Hanns Hierszmann spannende Einblicke in ein historisches Geschehnis des Mittelalters.[3], über das ansonsten nur umstrittene Quellenaussagen und Gerüchte überliefert sind.

Der Bericht gilt als relativ zuverlässige Quelle, wobei allerdings gewisse Abstriche zu machen sind, die mit der Person des Verfassers und der Grund für seine Niederschrift zusammenhängen. Hanns Hierszmann war kein medizinischer Fachmann, weswegen ihm bei der Beschreibung der medizinischen Symptome Fehleinschätzungen unterlaufen sein könnten. Der Hinweis auf die Beschuldigung gegen Jörg von Stain und der Hintergrund für die Anfrage seines Adressaten legt nahe, dass er zudem großes Interesse daran hatte, seine eigene "Seriosität" hervorzuheben.

Auch die Verdächtigungen, die er in Bezug auf den Arzt und den Apotheker, nach seiner eigenen Aussage Verwandte des Wiener Bürgermeisters Wolfgang Holzer, den der Erzherzog wegen Hochverrats hatte hinrichten lassen, verwandt gewesen sind, äußert, sind mit Vorsicht zu werten[1].

Der Bericht gilt heute als eine der wenigen, "realistischen" Todesdarstellungen, die sich aus dem Mittelalter erhalten haben. Für die historische Forschung ist er auch eine wichtige Quelle zur Alltagsgeschichte des Mittelalter.

Überlieferung

Der ausführliche Bericht über die Krankheit und den Tod des Erzherzogs war ursprünglich ein Brief von Hanns Hierszmann an den Tiroler Adligen Leonhard von Velsegk (Velseck, Felsenseck). Das Original der Handschrift befindet sich heute im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Eine erste Publikation, in der jedoch nur der Text wieder gegeben ist, hat sich aus dem Jahr 1811 erhalten. Die erste, mit Blick auf die damaligen Standards der Geschichtsforschung, wissenschaftliche Publikation erfolgte 1859. Diese Publikation ist auch die Grundlage für die Ausgabe von 1936.[4]

Primärliteratur (gedruckt)

  • Joseph von Hormayr: Kundschaft-Schreiben Ortolfs Greumann, Pflegers zu Kogel, an Erzherzog Sigmunden von Oesterreich-Tyrol wegen des plötzlichen Ablebens seines Vetters Erzherzogen Albrechts 1463. In: Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. 1811, S. 565ff. und S. 575ff.
  • Theodor Georg von Karajan: Kleinere Quellen zur Geschichte Österreichs. Wien, 1859, S. 31-51
  • H. Maschek: Deutsche Chroniken. In: Deutsche Literatur. Reihe Realistik des Spätmittelalters. Leipzig, 1936, Bd. 5, S. 271-285

Literatur

  • Beatrix Eichinger: Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert? Die autobiographischen Schriften einer Frau und zweier Männer im Vergleich. Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1439-1440). Des Andreas Lapitz Zug nach Rom 1451 und andere denkwürdige Geschichten. Hanns Hierszmanns, Thürhüthers Herzog Albrecht VI. von Österreich, Bericht über Krankheit und Tod seines Herrn, 1463 und 1464. Diplomarbeit (ungedruckt), Wien, 1994
  • Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (=Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 38). Böhlau, Köln u.a. 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 (Teilweise zugleich: München, Ludwig-Maximilians-Universität, Dissertation, 2013) (digital).(Rezension)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Vgl. Beatrix Eichinger: Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 30
  2. 2,0 2,1 2,2 Vgl. Beatrix Eichinger: Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 31
  3. Vgl. Beatrix Eichinger: Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 29
  4. Vgl. Beatrix Eichinger: Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 29f.

Anmerkungen

  1. Ob Hanns Hierszmann tatsächlich vorübergehend im Dienst der Markgräfin war, ist nicht ganz klar. In seinem Bericht findet sich nur, dass diese ihm das nach dem Tod des Erzherzogs angeboten hatte, vgl. Beatrix Eichinger: Geschlechtstypisches Erleben im 15. Jahrhundert?", 1994, S. 31