Freiherr Reinprecht von Wallsee, auch Reinprecht IV.[A 1]) von Wallsee, Reinprecht von Walsee oder Reinprecht der Ältere, (* im 14. Jahrhundert; † 1450[1]) war Marschall von Österreich beziehungsweise Hauptmann unter der Enns. Er gehörte zu den Räten von Kaiser Friedrich III.[2]

Herkunft und Familie

Reinprecht der Ältere stammte aus einer bedeutenden Adelsfamilie des Herzogtums Österreich[A 2], die auch in den Herzogtümern Steier[A 3],und Krain Besitz und Einfluss besaß. Die Herren von Wallsee waren eine Ministerialenfamilie aus der Schwaben, die unter Eberhard (I.) von Wallsee († 1288), einem Gefolgsmann des Grafen Rudolf von Habsburg in das heutige Österreich kamen, wo ihnen der Aufstieg in den höheren Landesadel gelang. Unter Eberhards Söhnen bildeten sich mehrere Familienlinien:

  • die Linzer Linie (ausgestorben um 1400 ),
  • die Ennser Linie (ausgestorben 1483),
  • die Grazer Linie (ausgestorben 1363) und
  • die Drosendorfer Linie (erloschen um 1400).

Reinprecht der Ältere war ein Sohn oder Enkel von Reinprecht II. von Wallsee († 1422) aus der "Ennser Linie", die sich unter diesem zum bedeutendsten Familienzweig entwickelt hatte. Dieser führte als Hauptmann ob der Enns für Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") die "Schaunberger Fehde" (1382–1386) gegen den Grafen Heinrich (VII.) von Schaunberg und gehörte zu den Gefolgsleuten und engsten Vertrauten von Herzog Albrecht (V.) von Österreich (später König Albrecht II.), dessen Hofmeister er war. Mit [[Ernst der Eiserne|(Erz-)Herzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst den Eisernen") führte er viele Jahre die "Wallseer Fehde" (1411–1417), die er letztlich für sich entscheiden konnte.[A 4] 1418 wurde er Erbtruchsess von Steiermark und gehörte zu jenen Adeligen, die der spätere Kaiser Sigismund in seinem Machtkampf mit den Herzögen von Österreich (Habsburger) entsprechend privilegierte.

Reinprecht der Ältere war der Vater von Reinprecht (V.) (dem Jüngeren) und Wolfgang (V.) von Wallsee. Mit ihnen starb dieser Familienzweig 1483 aus.

Leben

Reinprecht der Ältere gehörte zu den Gegnern von Ulrich von Eyczing, dessen Karriere im Schatten von seinem Vater begonnen hatte, der sich aber dann zu einem von dessen Konkurrenten entwickelte. Als der spätere Kaiser Friedrich III. die Vormundschaft über König Ladislaus Postumus übernommen hatte, war Reinprecht der Ältere gemeinsam mit den Grafen Johann und Bernhard von Schaunberg und dem Bischof Leonhard von Passau eine der wichtigsten Stützten Friedrichs. Dieser bestätigte ihn die "Hauptmannschaft ob der Enns" und belehnte ihn bereits 1440 mit dem Oberst-Erbmarschallamt im Herzogtum Österreich. Reinprecht der Ältere begleitete den späteren Kaiser 1442 und 1440 auf seinen Reisen ins Reich, zählte zu dessen wesentlichen Kreditgebern und fungierte als dessen königlicher Vertreter auf Landtagen im Herzogtum Österreich.[3]

Literatur

  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe Bd. 3, Register (S. 1780) (Rezension)

Einzelnachweise

  1. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 250
  2. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 249
  3. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 249f.

Anmerkungen

  1. Bei Zählungen findet er sich auch als Reinprecht III.
  2. Das Herzogtum Österreich umfasste im 14. und 15. Jahrhundert Teile der späteren Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und Wien. Im 1. Viertel des 15. Jahrhunderts kamen die Stadt und die Herrschaft Steyr, die zuvor zeitweise noch unter der Herrschaft des Herzogtums Steiermark gewesen war, endgültig zum Herzogtum Österreich.
  3. Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals Teile der heutigen Bundesländer Steiermark und Niederösterreich sowie die Burg und Herrschaft von Steyr.
  4. Albrecht mit dem Zopfe und sein Enkel Albrecht V./II. gehörten zum Albrechtinische Familienzweig der Herzöge von Österreich (Habsburger), Ernst der Eiserne gehörte zum Leopoldinischen Zweig der Familie.