Der Wiener Schmäh ist eine charakteristisch wienerische Art des Humors in der Kommunikation; er ist nicht mit der "Schmähung" (ahd.: smāhen = verächtlich machen) zu verwechseln. Der Ausdruck leitet sich vom jiddischen schemá her (= Erzählung, Gehörtes)[1] und bezieht sich auf eine allgemeine, in erster Line sprachliche Umgangsform.

Definition

Der Duden übersetzt das Wort Schmäh mit „Trick“[2], was jedoch viel zu kurz greift. Es handelt sich vielmehr um die Artikulation einer Lebenshaltung, die sich stets ein gewisses Augenzwinkern bewahrt und selbst unangenehmen Situationen noch eine humoristische Seite abzugewinnen vermag; nicht zuletzt dient er der Entschärfung scheinbar boshafter Formulierungen.

Zentrales Element des Wiener Schmähs ist die (selbst-)ironische Doppelbödigkeit. Die Grenzen zwischen Ernst und Witz sind dabei fließend. Ortsfremden (insbesondre Deutschen – gerade weil sie die Sprache zu verstehen meinen) ist es meist unmöglich, die feinen Nouancen zu erkennen. Da auch Mimik und Tonfall in das hintersinnige Wechselspiel eingebunden sind, wird Ironisches oft ernstgenommen oder freundlich-Scherzhaftes als Spott mißverstanden.

Varianten

  • Schmäh führen
Das sogenannte schmeefiarn bezeichnet die Anreicherung von Gesprächen mit humoristisch-ironischen Elementen. Der wesentliche Unterschied zu bloß eingestreuten Witzen und dergleichen besteht darin, daß die schmees nicht als solche gekennzeichnet werden (etwa durch Gelächter des Sprechenden); sie sind mit quasi britischem Understatement in den Sprachfluß eingewoben.
  • Einen Schmäh haben
Wer aan schmee hod, ist zumeist in der Lage „einen guten Schmäh zu führen“: siehe oben.
  • Jemanden am Schmäh halten
Diese Kunst wird auch als roin oder häkerln bezeichnet. Wer am schmee g'hoid'n wird, fällt (zumindest kurzfristig) auf Lügengeschichten herein.

Schmähstad (stad = „still“, „ruhig“) ist im Gegensatz dazu der Ausdruck für „sprachlos“ im Sinne von „nicht (mehr) in der Lage sein, Kontra zu geben“.
Ein Schmähtandler wiederum ist einer, der mit seinem Schmäh hausieren geht, also jemand, dessen Äußerungen selten für bare Münze zu nehmen sind.

Bedeutung

Die Erscheinungsformen des Wiener Schmähs mögen oft melancholisch, sarkastisch oder morbid sein; gern humoristisch-verharmlosend, mitunter leicht arglistig und boshaft, wahlweise grantelnd (misanthropisch); meist freundlich, oder zumindest von einem gewissen Grinsen begleitet.

In jedem Fall ist er unverzichtbarer Bestandteil einer Form zwischenmenschlicher Kommunikation, die es dem Wiener erst ermöglicht, sich in einer Gemeinschaft wohlzufühlen. Unter Leuten, de wos kaan schmee hom, hält er sich nicht gerne auf.

Künstlerische Rezeption

Musik

Einzelnachweise

  1.  Peter Wehle: Sprechen Sie Wienerisch?. Ueberreuter, Wien 2012, ISBN 978-3-8000-7544-7, S. 265.
  2. Duden (2012, Red.), Duden · Suchen · Schmäh, gepr. 2012-0222-2049 (ed. 2012), pass.

Weblinks