Hans Kietaibl (* 27. April 1911 in Klosterneuburg, NÖ., † 18. September 1999 in Eisenstadt, Burgenland) war Hauptschuldirektor, Ehrenbürger von Purbach, Landeskulturpreisträger des Burgenlandes 1996. Er trug den Berufstitel Oberschulrat.[1]

Leben und Ausbildung

Der gebürtige Klosterneuburger fand nach seiner Jugendzeit, Studium und Junglehrerjahren in Niederösterreich zu den Wurzeln seiner Familie ins Burgenland zurück.

Berufung

Der geschichtsträchtige Hintergrund und das pannonische Umfeld seiner Wirkungsstätte in der neuen Heimat Purbach waren ein Impuls, durch den der gelernte Mathematiker zum leidenschaftlichen Historiker mutierte.

Publikationen

Purbacher Geschichten

  • 1970: anlässlich der 700–Jahrfeier von Purbach 1270–1970 hat Kietaibl eine Festschrift erstellt.
  • Die „Puabäigga Gschichtn“, die „Puabäigga Sprüch“ und „Wia´s ehnda in Puaboh sou gwesn is“ wurden gesammelt, ausgewählt, aufgezeichnet und zusammengestellt von OSR Hans Kietaibl, wohnhaft in Eisenstadt. Herausgeber und Verleger ist die „Purbacher Ortsvereinigung für Dorferhaltung, Kunst und Kultur“. Eine kleine Auswahl:

Da Puabäigga und da Broatnbrunna

Die Broatnbrunna san jo oüwaü die Gscheitan, sei muan sei kinna oüllas beissa und sei wissen oüllas bessa. Hot amoü a Broatnbrunna und a Puabäigga gweitt, wea wos bessa luign kau.

Hot si da Broatnbrunna deinkt: „Dea Puabäigga is jo eh nit sou gscheit wiar i, dein wiar i hiatz um wos bringa!“
Sogt a zan Puabäigga: „Wett ma um a Viatlschaffü Wei, dass i bessa luign kau wia du!“
Sogt da Puabäigga: „Güt schau! Faung ma au!“
Sogt da Broatnbrunna: „Vorigsmoü bin i aufigaunga af d´ Broatnbrunna Heh, how i d´ Händ varanaunt dau und how schau fluign kinna. Und waü dies Fluign sou schei gweist is, bin i glei bis Eisnstodt gflougn!“
Sogt da Puabäigga: „Host schau s´ Schaffü Wei valoan! I how schau gwunna!“
„Owa du host jo nau goa nix gsogt!“
Sogt da Puabäigga: „I bin jo eintn ban Maria Lurd–Kreiz gschdaundn und how di voabeifluign gsehgn! “

Da Eisnstädta Trummla

In da Eisnstodt hom s´ an Trummla ghobt, dea hot nit leisn und nit schreibm kinna. Den hot sei Wei in Text zan Trummln sou laung voaleisn miassn, bis an auswendi heasogn hot kinna. Nocha is a aussi af d´ Gossn und hot trummlt. Ea hot owa ollawaü in Zeidl zan Owaleisn mitghobt, dass d´ Leit sehgn, wia guid a leisn kau.

A waunn an vakeaht in da Haund gholtn hot, hot a sou tau, oüs ob a ollawaü owaleisn tat, wos a dahuam mit sein Wei auswendi gleant hot.

Burgenländische Forschungen

  • Der Eisenstädter Kalvarienberg– In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 60, 1998, S. 33-38.
  • Die Abbildungen magyarischer Könige und Heerführer an den Wänden des Haydnsaales im Schloß Esterhazy– In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 60, 1998, S. 42–45.
  • Purbach am Neusiedler See, Burgenland: Stadtplan. 1:6 000 - Purbach : ÖVP-Purbach, 1997.
  • Die Sebastianibruderschaft in Purbach am Neusiedler See- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 49, 1987, S. 115—121
  • Die Purbacher See- und Straßenmaut (Bodenmaut)- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 57, 1995, S. 131-136
  • Die Kirchenrechnungen der St. Sebastians-Zeche in Purbach am Neusiedler See- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 57, 1995, S. 74-8
  • Zwei Purbacher Briefe aus dem Jahre 1454- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 56, 1994, S. 83-8
  • Die Purbacher Frühmeßzeche- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 55, 1993, S. 82-85
  • Die Hafnerzunft in der Herrschaft Eisenstadt- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 54, 1992, S. 26-32
  • Die Entstehung des Ortsnamens "Purbach"- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 52, 1990, S. 39-41
  • Die Erbfischwässer in Purbach am Neusiedler See- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 50, 1988, S. 125—133
  • Die Purbacher Herrschaftsurbare (1515-1750)- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 47, 1985, S. 49-57
  • Die Frauenkirchner Handwerkszechen- In: FS August Ernst S. 206-218
  • Die Siegel der Marktgemeinde Purbach am Neusiedler See- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 45, 1983, S. 61-66
  • Die Binderzeche in Purbach am Neusiedlersee- In: Volk und Heimat Nr. 37/2, 1982, S. 43-45
  • Die Breitenbrunner Handwerkszeichen'- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 43, 1981, S. 145-159
  • Die Purbacher Binderzeche- In: Burgenländische Heimatblätter Nr. 40, 1978, S. 182-186

Teilnahme beim Internationalen handwerksgeschichtlichen Symposium Veszprém

  • Die Esterházyschen Handwerkszünfte auf dem Schlossgrund in Eisenstadt - In: Péter Nagybákay - Gábor Németh (Red.) III. Symposium Veszprém 18.-24. 10. 1986 Bd. 2 S. 91-112.
  • Iparoscéhek a kismartoni Esterházy uradalom területén - In:III. Nemzetközi Kézművesipartörténeti Szimpózium; Magyar Tudományos Akadémia, Veszprémi
Akadémiai Bizottság. [Szerk.: Péter Nagybákay ...], Veszprém, 1988. S. 216
  • Die Handwerkszünfte in Purbach am Neusiedler See - In: IV. Nemzetközi Kézmüvesipartörténeti Szimpózium Veszprém, 1995, S. 245-251

Auszeichnungen

  • 1970 Ehrenring der Stadt Purbach, anlässlich der 700–Jahr–Feier
  • 1996 Landeskulturpreisträger des Burgenlandes

Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch

Am 20. Mai 1990 hatte die Gründungssitzung des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch stattgefunden.

25. Mai 1990 Kietaibl schrieb an den Lehrer und „Jüngst“-Obmann Helmuth Furch: Lieber Herr Kollege! Ich habe ihr Büchlein „Vom Heiligenkreuzer Steinbruch zu Kaiser-Steinbruch“ gelesen. So wie Sie in Kaisersteinbruch, erforsche ich die Purbacher Vergangenheit. In Purbach am Neusiedler See leitete ich die Hauptschule. Bei meinen Forschungsarbeiten stieß ich im Ungarischen Staatsarchiv auf die Zunftordnung der Steinmetze in Kaisersteinbruch von 1714. Ich verfasste einen Beitrag und händigte ihn dem Ortsvorsteher und Gastwirt in Kaisersteinbruch Josef Hofer aus, die Gemeinde kann darüber verfügen. Bei einem Gespräch mit Steinmetzmeister Friedrich Opferkuh aus Mannersdorf am Leithagebirge machte er mich auf Sie aufmerksam und deshalb schreibe ich ihnen. Sie wissen bereits von meiner Arbeit.

In St. Margarethen arbeitete Bezirks-Schulinspektor Josef Altenburger über die Steinmetze im Dorf, mit dem Schwerpunkt: Steinmetzzeichen.

Daraus entstand ein jahrelanger Schriftverkehr, der für Furchs „Forschungen“ von großer Bedeutung war. Obige Handwerksordnung wurde ein wesentlicher Bestandteil des „Hügel“-Buches.[2]

Im April 1993 fand im Landesarchiv in Eisenstadt die Präsentation des Hügel-Buches statt. Einführung in das Thema durch den Historiker Harald Prickler, der Lehrer Helmuth Furch hatte über den wenig bekannten Steinmetz Elias Hügel geschrieben, mit dabei Hans Kietaibl, der schwer leserliche handgeschriebene Texte aus dem 17. und 18. Jahrhundert entziffern konnte. Das war sein weiterer wichtiger Beitrag. Der Saal war voll besetzt.

Tod

 
Grabstätte von Hans Kietaibl am Stadtfriedhof Eisenstadt

Nur mehr wenige Altersgenossen, aber viele seiner Freunde, Mitbürger aus Purbach und Kollegen - darunter Helmuth Furch als Vertreter Kaisersteinbruchs - konnten den Hochbetagten am 23. September 1999 auf den letzten Metern seines irdischen Weges auf dem städtischen Friedhof von Eisenstadt begleiten. Sie horten erinnerungswürdige Begegnungen mit dem Dahingeschiedenen in sich, die eine gedankliche Zwiesprache mit ihm weiterhin ermöglichen.[3]

Literatur

Josef Altenburger war Bezirksschulinspektor i. R. in Eisenstadt, somit Hans Kietaibls Vorgesetzter, beide waren sie burgenländische Geschichtsforscher, besonders in St. Margarethen und Purbach.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Parte von OSR Hans Kietaibl
  2. Hans Kietaibl, Die Bruderschaft der Maurer und Steinmetze in Kaisersteinbruch 1714. In: Helmuth Furch, Elias Hügel, Hof-Steinmetzmeister 1681–1755, Vorwort Friedrich Opferkuh, Kaisersteinbruch 1992. ISBN 978-3-9504555-2-6.
  3. Josef Altenburger