Der Heilige Severin (* im 5. Jahrhundert, vermutlich in Mailand[A 1]; † im 5. Jahrhundert, vermutlich am 8. Jänner 482 in Favianis[A 2])[1], auch Severin von Noricum, gilt als "Apostel von Norikum". Er ist ein Heiliger, der in Teilen des späteren EU-Landes Österreich seinerzeit sehr verehrt wurde.

Herkunft

Der Heilige Severin gilt als Angehöriger einer vornehmen Familie, doch ist über seine Herkunft nichts Genaues bekannt. Es wird gemutmaßt, dass er im nördlichen Afrika aufgewachsen ist oder dort zuvor längere Zeit gelebt hat.[2] Die Vita des Eugippus deutet an, dass er ein gebildeter Römer aus hohem Stand (ein "illustrissimus vir") war.[1] Es wird vermutet, dass er persönliche Beziehungen zum letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus, der 476 abgesetzt wurde, oder dessen Familie hatte.[3]

Leben / Legende

Hauptquelle für das Leben des Heiligen Severin ist die Heiligenvita von Eugippius, der als Schüler des Heiligen Severin gilt.[4] Nach dieser war Severin, dem eine sehr strenge Lebensweise nachgesagt wird, Mönch und Priester gewesen sein. Um 453 kam er in die späteren Bundesländer Oberösterreich und Niederösterreich (damals die römische Provinz Noricum), wo er in den heutigen Orten Klosterneuburg ("Asturis"), Tulln ("Commagenis") und vermutlich in Mautern (das damalige "Fabiana" oder "Favianis"?) wirkte.[5] Sein Wirken diente der "römischen" Bevölkerung von "Ufer-Noricum"[A 3], die mit dem Ende des Weströmischen Reiches (476) mehr und mehr in Bedrängnis geraten war. So gründete er mehrere kleine Klöster, die als Magazine für Lebensmittel und Kleidung und als Spitäler dienten.[6] In der Nähe von Mautern soll er ein Kloster gegründet haben, das er als Abt persönlich leitete. Nach anderen Versionen soll er dort in den Weingärten ("ad vineas") zwei Einsiedeleien erbaut haben.[5]

Severin werden Kontakte zu den im damaligen Niederösterreich nördlich der Donau ansässigen Germanen, die teils Heiden und teils Arianer gewesen sein dürften, nachgesagt. Bei diesen genoss er hohes Ansehen, welches er zugunsten der ansässigen römischen Bevölkerung erfolgreich einsetzte. Der Legende nach soll ihn Odoaker vor seinem Aufbruch nach Rom in seiner Zelle aufgesucht und um seinen Segen gebeten haben.[5] Sehr häufig verhandelte Severin mit den Königen des nördlich der Donau gelegenen Rugierreiches.[6] Nach seinem Tod wurde Severin um 488 nach Italien gebracht und in einem Kloster in "Castrum Lucullanum"[A 4] bei Neapel beigesetzt.[4].[7]

Verehrung als Heiliger

Der Gedenktag des Heiligen Severin ist der 8. Jänner.[8]

Heiligendarstellung

Erinnerungen an den Heiligen Severin

Niederösterreich

  • Mautern: Das Römermuseum in Mautern ist auf die Person des Heiligen Severins ausgerichtet.
  • Zwentendorf: gilt als einer jener Orte, bei denen gemutmaßt wird, dass sich dort "Favianis" befunden hat.[9]

Wien

  • Wien 15: In der Pfarrkirche Rudolfsheim ist einer der drei Seitenaltäre dem Heiligen Severin geweiht.
  • Wien 9: In 9. Wiener Gemeindebezirk ist seit 1855 beziehungsweise 1862 die Severingasse nach dem Heiligen Severin benannt.[10]
  • Wien 18: Dem Heiligen Severin ist die Kirche St. Severin in Währing geweiht.[4][11]
  • Wien 19: Der frühere Wiener Vorort Heiligenstadt, heute Teil des 19. Wiener Gemeindebezirks, gilt als einer jener Orte, bei denen gemutmaßt wird, dass sich dort "Favianis" befunden hat.[12] Diese Theorie geht auf Otto von Freising († 1158) zurück und wurde von Wolfgang Lazius († 1565) übernommen.[3] In der Kirche St. Jakob in Heiligenstadt ist seit Anfang des 12. Jahrhunderts eine Verehrung des Heiligen Severins belegt. 1745 stiftet Kardinal Kollonitz (* 1677; † 1751) der Kirche eine Reliquie des Heiligen. Bis 1894 hieß die heutige Fröschelgasse Severinusgasse. Hier befand sich die Severinushöhle (heute: Fröschelgasse 14 B), in welcher ein Mithras-Altar aus römischer Zeit gefunden wurde. Die Höhle war nach dem Heiligen benannt, welcher der Sage nach hier zeitweise gelebt haben soll.[13]

Ausstellungen

Der Heilige in Literatur und Belletristik

Severin in "zeitgenössischen" Quellen

  • Theodor Nüsslein (Hrsg.): Vita Sancti Severini. Lateinisch / Deutsch. Reclam, Stuttgart, 1999, ISBN 3-15-008285-4[A 6]

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Severin. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210. digital
  • Josef Minichthaler: Heilige in Österreich. Verlag Tyrolia, Innsbruck / Wien / München, 1935, S. 12-14
  • Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel. Teletool Edition, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 49
  2. vgl. Josef Minichthaler: Heilige in Österreich, 1935, S. 12f.
  3. 3,0 3,1 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Severin. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210.
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Josef Minichthaler: Heilige in Österreich, 1935, S. 14
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Josef Minichthaler: Heilige in Österreich, 1935, S. 13
  6. 6,0 6,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 50
  7. vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 50f.
  8. vgl. Josef Minichthaler: Heilige in Österreich, 1935, S. 12
  9. vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 52
  10. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Severingasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210. digital
  11. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Severinkirche. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210. digital
  12. vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 51f.
  13. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Severinushöhle. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210–211. digital und digital

Anmerkungen

  1. Der Geburtsort des Heiligen Severin ist unbekannt. Nach Czeike dürfte er in Mailand geboren worden sein, vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Severin. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210.. Nach einigen Überlieferungen wird auch ein Geburtsort in Nordafrka vermutet, vgl. Severin von Norikum, Heiligenlexikon.DE
  2. Favianis war ein Ort an der Donau oder in deren Umfeld, die genaue Lage ist bisher nicht eindeutig lokalisiert. Friedrich Kenner war der Erste, der Favianis mit dem heutigen Mautern identifizierte. Ob sich Favianis tatsächlich dort befand, wo heute Mautern liegt oder Mautern aus der Siedlung Favianis hervorgegangen ist, wird in den Forschungsarbeiten unterschiedlich bewertet, vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 49 und Felix Czeike (Hrsg.): Severin. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210.
  3. "Ufer-Norikum oder "Noricum ripense" war der Teil der Provinz Noricum zwischen Wienerwald und Inn, Donau und Alpenkamm, vgl. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Severin. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210.
  4. "Castrum Lucullanum" gilt als Verbannungsort von Romulus Augustulus, dem letzten römischen Kaiser. Nach Resch-Rauter dürfte Severin mit dessen Vater Orestes bekannt, vielleicht sogar befreundet gewesen sein, vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 51
  5. Neuausgabe 1967 unter dem Titel: Der Goldschatz im Römerlager
  6. Es handelt sich um den lateinischen Text mit einer eine Übersetzung ins Deutsche. Die "Vita Sancti Severini" von Eugippius, die um 511 entstanden ist, gilt als Primärquelle über das Leben und Wirken des Heiligen Severins. Eugippius dürfte den Heiligen Severin vermutlich nicht mehr selbst gekannt haben, aber er könnte seine Informationen wenigstens teilweise von Zeitzeugen haben, vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 51. Die "Vita Sancti Severini" ist außerdem eine wichtige Geschichtsquelle für die Zustände im heutigen Niederösterreich und Oberösterreich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Sie ist in mehreren Handschriften überliefert. Die Älteste dieser Handschriften stammt aus dem 9. Jahrhundert, vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Severin. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 210.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Heiliger Severin behandelt.
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