Oswald Schreier (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, nach 1484[A 1]) war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.

Imst, heute. Oswald Schreier war Gerichtsbote des dort landesfürstlichen Gerichtes von Imst.

Herkunft und Familie

Oswald Schreier stammte aus Nassereith, aus einer der vier Familien Schreier, die im 15. Jahrhundert in Dormitz (heute Teil der Gemeinde Nassereith) ansässig waren. Er dürfte mit Hans Schreier verwandt gewesen sein, der in Nassereith die Obermühle mit einem Haus, einem Hof und einem kleinen Anger als Zinslehen des Stiftes Stams besaß.[1]

Leben

Der Gerichtsbote Oswald Schreier könnte vielleicht mit jenem Oswald Schreier ident sein, der um 1460 in Inzing ansässig war und dort eine Hofstätte mit einem Krautgarten erbaute, welche zum Stamser Meierhof von Inzing gehörte. Relativ wahrscheinlich ist er jenem Oswald Schreier ident, welcher 1470 in einer Zeugenreihe als Amtmann zu Imst aufgelistet wird.[1] Am 10. Juni 1484 wurde Oswald Schreier als Gerichtsbote, gemeinsam mit Hans Metzger, von landesfürstlichen Gericht Imst auf den Landtag in Hall entsendet.[2] 1485 beglaubigte er mit seinem eigenen Siegel den Revers von Jakob Stifter vom Stifterhof in Dormitz an das Stift Stams. Im selben Jahr wurde er außerdem als Zeuge für die Bestätigung eines Wiederkaufrechtes zu einem Hof in Axams genannt.[1] Auf der Gerichtsebene des Gerichtes Imst war Oswald Schreier auch in übergemeindliche Interessenskonflikte eingebunden, so gehörte er zum Beispiel 1490 zu den Zeugen, in deren Anwesenheit das Inventars der landesfürstlichen "Pflege"[A 2] der Burg Sigmundsberg (heute Teil der Gemeinde Nassereith) aufgenommen wurde.[3]

Oswald Schreier dürfte in Nassereith landwirtschaftlich genutzte Güter besessen haben, allerdings gibt es dazu nur Hinweise, aber keine urkundlichen Belege. 1483 verkaufte aber der Burggraf[A 3] Konrad mit seiner Ehefrau Hans Sprenger, dem damaligen Pfleger auf Fragenstein, den Dornacker neben dem Stifterhof in Dormitz, für welchen Oswald Schreier zinste. 1462 war Oswald Schreier Zeuge einer Kundschaft, die der Landrichter von Meran über einen Hof im Gemeindegebiet von Algund[A 4] aufnahm, was Indiz dafür ist, dass sich der Gerichtsbote öfter im Burggrafenamt aufgehalten hat.[3]

Literatur

  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 399
  2. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 324 und 399
  3. 3,0 3,1 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 400

Anmerkungen

  1. Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 399
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  3. Der Burggraf war der Verwalter des Burggrafenamtes. Mit diesem wurde im Mittelalter in der Grafschaft Tirol der Teil des Etschtals die Stadt Meran im heutigen Südtirol bezeichnet, der das Kerngebiet der historischen Grafschaft Tirol umfasste und damals einen eigener Verwaltungsbezirk bildete. Der Name Burggrafenamt wird darauf zurückgeführt, dass der direkt dem Burggrafen zu [Tirol, also dem landesfürstliche Verwalter der damaligen Burg Tirol unterstand.
  4. Algund, heute Lagundo, gehört seit 1919 zu Italien.