Wilhelm Voldrer (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, nach 1460[A 1]), auch Wilhelm Voldrer von Friedberg, Wilhelm Vollrer, Wilhelm Volerär oder Wilhelm Volrer, war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.

Die Burg Friedberg bei Volders, heute. Nach ihr wird Wilhelm Voldrer häufig benannt, obwohl er selbst noch kein Adeliger gewesen sein dürfte.

Herkunft

Wilhelm Voldrer war der Sohn von Hans Voldrer.[1]

Leben

Wie sein Vater führte Wilhelm Voldrer ein eigenes Siegel.[2] Nach 1437 tritt er in den Quellen zunehmend hervor, nachdem er zuvor fast immer nur gemeinsam mit seinem Vater genannt worden war. Auf dem Landtag zu Meran vom 3. November 1443 wurde er für die Abordnung ins Unterinntal bestimmt.[3] Auf dem Landtag von Meran vom 7. Juni 1444 wurde ihm die "Pflege"[A 2] für die Feste Schlossberg[A 3] übertragen. Es hat den Anschein, dass er diese "Pflege" nicht angetreten hat, denn schon im August 1444 bemühte er sich um die "Pflege" für die Burg Tratzberg (heute Teil der Gemeinde Stans) und 1446 um die Pflege für die Burg Friedberg (heute Teil der Gemeinde Volders]]. 1450 wurde ihm von Herzog Siegmund von Österreich auf Ersuchen seines Vaters eine Hofstätte zu Friedburg beim Tor verliehen und der Hof auf den Riedern in Naretsch (heute Teil der Gemeinde Tulfes.[1]

Mehrmals ist Wilhelm Voldrer in Urkunden genannt, welche Angelegenheiten des Stiftes Wilten berühren. 1435 bezeugt er Stiftungen von Ulrich Kolb, der mit ihm verwandt war, für das Stift. 1436 wurde er vom Stift mit einem Baumgarten bei Innsbruck belehnt. 1456 verkaufte er dem Stift eine Zinsgülte aus dem Hof auf den Riedern, der damals von einem "Baumann" bewirtschaftet wurde.[1]

1445 gehörte er zusammen mit Hans Fieger und anderen zu jenen Schiedsleuten unter dem Obmann Clemens Kripp, welche einen Vergleich zwischen den Orten Mils und Baumgarten vermittelten. In der Urkunde findet sich bei der Reihung an der ersten Stelle.[4] 1460 war Wilhelm Voldrer Bergrichter von Schwaz.[1] Für einen Streit zwischen Bergknappen beizulegen, in dem es um betrügerische Machenschaften ging, ließ er 1460 Kundschaftsaufnahmen vornehmen. Zu den Zeugen gehörte auch Benedikt Stollprock.[5] 1462 unterzeichnete er als Erstgereihter eine Bergwerksordnung.[2]

1480 findet sich ein Wilhelm Voldrer von Friedberg, der in Taufers ansässig war und dort einen Verkaufsbrief der Kirchenpröpste der dortige Johanneskirche siegelte. Er könnte vielleicht mit dem Gerichtsboten Wilhelm Voldrer ident sein.[2]

Literatur

  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 456
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 457
  3. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 455
  4. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 456f.
  5. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 413

Anmerkungen

  1. Nach Hinweisen in Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 455
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  3. Die Feste Schlossberg befand sich auf dem Areal der heutigen Gemeinde Seefeld. Sie ist nicht mehr erhalten.