Die Meierei Füllenberg ist eine Jausenstation in der Ortsrotte Füllenberg der Gemeinde Heiligenkreuz und verabreicht hauptsächlich Kaffee, Mehlspeisen und Jausengerichte. Die Meierei ist bei den Gästen schon seit der Jahrhundertwende 19./20. Jhdt. sehr beliebt - um nicht zu sagen ein Geheimtipp - und ist hauptsächlich an Wochenenden und zu Feiertagen in der Frühjahr- bis Herbstsaison geöffnet. Die Prominenz gab sich hier ebenso ein Stelldichein sowie unzähliger Ausflügler aus Wien und der näheren und ferneren Umgebung. So zählte der beliebte österreichische Volksschauspieler Hans Moser neben anderen Berühmtheiten schon in den 1930er Jahren zu den Gästen der Meierei.

Meierei Füllenberg 2006
Meierei Füllenberg - Rückseite

Laut Überlieferung wurden früher die Gäste auch in den Wiesen um die Gastwirtschaft bis vor dem Waldrand bewirtet, was heute nicht mehr möglich ist. Auch befand sich Ende des 19. Jahrhunderts eine Kegelbahn in der Meierei, in der sogar Turniere abgehalten wurden. Die verschiedenen Meiereibesitzer haben eines gemeinsam: sie veränderten kaum etwas am Haupttrakt des Gebäudes, weder innen noch außen. Sogar der alte mit Holz betriebene Küchenherd ist noch erhalten und in Betrieb. So ist die Meierei im guten alten Glanz erhalten geblieben und eine wahre Wohltat fürs Auge und für die Seele.

Geschichte

 
Meierei Füllenberg der Anna Fronner - um 1910

Eduard Fronner, gebürtig in der Pfarre Nußdorf[1] (heute zum Wiener Gemeindebezirk Döbling gehörig) erwarb 1877 die Landwirtschaft in Füllenberg mit den Häusern Füllenberg Nr. 5 und Nr. 6 sowie im Jahr 1879 das Haus Nr. 4 (heute Johann Winter). Ebenfalls im Jahr 1879 heiratete[2] er Anna Kunerth[3], eine Schullehrerstochter aus der der Pfarre Bodenstadt in österr. Schlesien in der Stiftskirche Heiligenkreuz. Diese richtet im Haus Füllenberg Nr. 5 den „Gasthof und Meierei Füllenberg“ ein, was aus einer Ansichtskarte (Verlag A. Fronner) hervorgeht. Angeboten wurden unter anderem die Erzeugnisse aus der eigenen Landwirtschaft (Milch, Butterbrote etc.). Anno1883 kommt die gemeinsame Tochter Anna Maria Fronner[4] in der Meierei zur Welt. Ein paar Jahre später verkauft Eduard Fronner im Dezember 1891 alle drei Gebäude  an Johann und Rosina Sonnleitner geb. Hölbl und verstarb nur drei Monate später im März 1892 an Lungentuberkulose. Im Oktober desselben Jahres wurde das Wirtschaftsgebäude der Meierei durch Brandlegung eingeäschert. Die Witwe Anna Fronner dürfte aber in der Meierei als Bedienstete oder als Pächterin weitergearbeitet haben, da bei der Vermählung ihrer Tochter Anna Maria mit dem Revierförster vom Schloss Wildegg, Gottfried Knäpp, der Wohnort der Braut mit Füllenberg Nr. 5 angegeben wurde. 1898 verstarb Johann Sonnleitner und somit ging der Besitz auf dessen Witwe Rosina geb. Hölbl über und diese heiratet in zweiter Ehe Josef Grasl im Oktober 1899. Im Jahre 1925 übergibt Rosina Grasl geb. Hölbl die Meierei Füllenberg Nr. 5 und das Wirtschaftsgebäude Füllenberg Nr. 6 an ihre drei Kinder Johann jun., Theresia und Rosina Sonnleitner jun..

Vier Jahre später heiratet 1929 Theresia den Fleischhauer Johann Gaumannmüller aus Gaaden im Wiener Stephansdom, einem Bruder des späteren Abtes vom Stift Heiligenkreuz Franz Gaumannmüller.

In den 1930er Jahren scheint Anton Berger als Pächter der Meierei Füllenberg auf, was eine Ansichtskarte mit dem Text: „Anton Berger’s Restaurant am Füllenberg“ belegt.

Wie lange das Pachtverhältnis angedauert hat, ist nicht mehr zu eruieren. Aber in den 1950er Jahren dürfte Johann Gaumannmüller mit seiner Gattin die Meierei betrieben haben. Kurz vor seinem Tod im Juni 1956 war er noch ein halbes Jahr Bürgermeister der gemeinde Heiligenkreuz. Nach seinem Tod waren seine Witwe Theresia und seine Schwägerin Rosina Sonnleitner Hälfteeigentümer der beiden Häuser und nachdem Theresia Gaumannmüller 1977 verstarb ging der komplette Besitz an ihre Schwester Rosina die den Betrieb schon sehr betagten Alter bis zu ihrem Ableben 1982 weiterführte. Mangels Nachkommen, Rosina hatte nie geheiratet erbte Erich Wollein, der schon seit den 1960er Jahren an den Wochenenden  als Kellner in der Meierei arbeitete, den gesamten Besitz und führte ihn mit seiner Gattin Genoveva weiter. Der Besitz erging nach seinem Tod im Jahre 2010 an seine Tochter Renate Kefurt, der heutigen Meiereiwirtin über.  

Literatur

Werner Richter: in Historia Sanctae Crucis (2011) Be&Be Verlag ISBN 978-3-902694-12-6; Seite 367

Einzelnachweise

  1. Eduard Fronner (*12. Oktober 1855 in Unterheiligenkstadt; † 7. März 1892 in Füllenberg)
  2. Pfarre Heiligenkreuz - Trauungsbuch 1862-1897 (fol.118) Trauung Eduard Fronner (1855-1892) mit Anna Kunerth (1845-1932)
  3. Anna Fronner geb. Kunerth (*4. September 1845 in der Pfarre Bodenstadt im mährisch Schlesien; † 19. Juni 1932 in Wr. Neustadt)
  4. Pfarre Heiligenkreuz - Taufbuch 1871-1888 (fol.130) Anna Maria Knäpp geb. Fronner (*21. Juli 1883 in Füllenberg; † 6. Juni 1971 in Wr. Neustadt)

Weblinks

  Meierei Füllenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

48.06671516.152952Koordinaten: 48° 4′ 0″ N, 16° 9′ 11″ O