Leesdorfer Papiermühle (Baden)

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Die Leesdorfer Papiermühle, auch "Stanchartsmühle" sowie "Mühle im Oberen Wörth genannt", befand sich am Ende der Badener Göschlgasse. Schon 1356 fand die Mühle ihre urkundliche Erwähnung. Die Mühle wurde abgerissen und auf dem frei gewordenen Gelände wurde 1847 die Leesdorfer Maschinenfabrik Escher-Wyss errichtet. Ab 1899 befanden sich in diesem Industriekomplex die Leesdorfer Automobil-Werke. 1903 beheimatete sie die Heimsche Ofenfabrik und 1921 befand sich in diesem Gebäude die Emailwerke David Anavi. Alles Geschichte – heute befindet sich auf diesem Gelände der Badener Merkur Markt.

Chronik

Die Anfänge der Mühle im Oberen Wörth gehen auf das Jahr 1356 zurück. Nach 1480 war der Mühlenbetreiber wirtschaftlich zusammengebrochen und verlies das Gebäude. Anna 1510 gelang es der Herrschaft, wieder einen Käufer für die mittlerweile zur Ruine verkommene Mühle zu finden, und auch dann war diese nur ein Spekulationsobjekt, denn bis 1513 wechselte sie noch dreimal den Besitzer. Als Jörg Lampel das Objekt 1513 erwarb, schien sich das Blatt zu wenden. Lampel baute die Mühle zu einer Papiermühle um und 1533 wurde sie erstmals „Papyrmül“ (Papiermühle) genannt. Als der sich immer weiter verbreitende Buchdruck den Papierbedarf enorm steigerte, wurde das Unternehmen zu einem riesigen Erfolg, sodass sich die Familie Lampl nach 1524 das Badener Bürgerhaus in der Rathausgasse Nr. 4, heute ein Teil des Rathauses, kaufen konnte.

Wie soll es auch anders gewesen sein, die Türken zerstörten schon im ersten Türkenkrieg von 1529/1532 die Papiermühle und Georg Lampl, der diesen Schicksalstag nicht verwandt, verstarb danach. Seine Witwe verkaufte die nunmehrige Ruine 1533 an Matthäus Theysinger und seiner Frau Anna. Mit der Papiermühle ging es nun wieder bergauf und die Mühle blieb an die hundert Jahre im Familienbesitz. Bei der Papiermühle befand sich, wie in Baden üblich, ein Heuriger, der stark frequentiert wurde, denn der „hadermüllner“ musste mehrere Male Ungeld (eine Art Alkoholsteuer) an die Gemeinde zahlen. Die Steuern und Abgaben an den Grundherren, dem Stift Heiligenkreuz, wurden nicht monetär beglichen, sondern mit Papierlieferungen, die den enormen Papierbedarf des Stiftes deckten. Im Gegenzug beglich das Stift den Differenzbetrag mittel Holzlieferungen, den Grundstoff für die Papiererzeugung.

Als Matthäus Theysinger 1563 starb, führte seine zweite Frau Maria die Papiermühle als Witwenbetrieb weiter und heiratete in zweiter Ehe Martin Riedinger. Der Sohn Matthäus Reidinger jun. übernahm gemeinsam mit seiner Frau anno 1587 die Papiermühle und als dieser verstarb heiratete die Witwe den Altgesellen Martin Purmann und zog sich mit diesem aus dem Geschäft zurück. Die Papiermühle übernahm der Sohn Andreas Theysinger. Andreas Thysinger wurde auch nicht alt und verstarb schon in jungen Jahren, so dass seine Witwe Anna Maria die Mühle weiterführte und ebenfalls, wie schon ihre Schwiegermutter einen Papiermachergesellen heiratete. Anno 1618 war das Christoph Khrieger und nach dessen Hinscheiden 1631 Thomas Werner. Die Ehe sollte nicht lange währen, denn schon 5 Jahre danach verstarb auch Thomas Werner. Nun gab Anna Maria die Papiermühle auf, verkaufte die Mühle an ihren Stiefschwiegervater Martin Purmann und heiratete in die Leesdorfer Grundmühle ein.

Mitglieder der Papiermacherdynastie Wörz bzw. Würz, die Martin Purmann nach Baden brachte, leiteten ab nun die Leesdorfer Papiermühle und danach bis 1760. Martin Purmann heiratete in dritter Ehe Sabina geb. Wörz und verstarb bald danach. Die viel jüngere Sabina ehelichte nun den Papiermacher Daniel Härle und führte den Betrieb weiter, bis ihn 1654 ihr Bruder Tobias Wörz erbte. Dieser veräußerte die Papiermühle an Hans Reichart Neumayr, einem Papiermachergesellen und seiner Ehewürthin Magdalena.

Während der zweiten Türkenbelagerung, wie sollte es auch anders kommen - die Türken waren schon einmal ein Landplage – wurde die Papiermühle abgefackelt und in Asche gelegt. Die Besitzer wurden von den Türken ermordet, die Tochter Barbara wurde verschleppt. Nur der Sohn, Reichart Neumayr jun., der sich zu dieser Zeit nicht in der Mühle befunden hatte, überlebte.

Da sich der Erbe Reichhart Neumayr einen Wiederaufbau der Papiermühle nicht leisten konnte, kaufte das Stift Heiligenkreuz diesen die zerstörte Realität 1686 ab und übergab das Areal samt der Grundobrigkeit der Herrschaft Leesdorf und damit dem Stift Melk. Im Gegenzug erhielt das Stift Heiligenkreuz ein Haus in Alland. Den Wiederaufbau wurde durch die Herrschaft Leesdorf vollzogen, und die Papiermühle danach nur mehr von privaten Pächtern betrieben. Anno 1714 entschloss sich das Stift Melk jedoch die Leesdorfer Papiermühle wieder zu privatisieren. Thomas Würz aus der Müllerdynastie Würz, Papiermacher zu Schottwien und seine Gattin Anna Maria erwarben den Betrieb und brachten diesen zu neuen Höhenflügen. Als der letzte Nachkomme des Ehepaares, Franz Rupert Würz 1760 verstarb und somit der Familienzweig erlosch, war die Papiermühle abgewirtschaftet und musste versteigert werden. Lorenz Pomo von Weyerthall ersteigerte die Mühle, lies diese umbauen, mit einem dritten Mahlgang erweitern und verkaufte diese den Wiener Großunternehmer, Drucker und Verleger Jakob Anton Edlen von Ghelen. Die Papiermühle war nun zu einer Sehenswürdigkeit geworden, die sogar die Kaiserin Maria Theresia mit ihrer Schwiegertochter Erzherzogin Maria Josepha einem Besuch abstatteten. Aber schon 1770 verkaufte von Gehlen den Betrieb an den Papiermacher Christian Purtscher weiter.

Die Papiermühle Leesdorf produzierte im Jahr 1798 183 Ballen Papier zu je 10 Ries (1 Ries = 480 Bogen Schreib- oder 516 Bogen Druckpapier), das waren ziemlich genau 1,8% der Papierproduktion im Kronland Niederösterreich von 10.074 Ballen und konnte damit keinen ausreichenden Gewinn erwirtschaften, Purtscher geriet in eine finanzielle Schieflage und verkaufte den Betrieb noch im selben Jahr 1798 an den Großunternehmer Ignaz Theodor von Pachner Edler v. Eggenstorf. Dieser interessierte sich nicht sonderlich um den Betrieb, war er jedoch Besitzer einer wesentlich größeren Papiererzeugung in Klein-Neusiedl mit 60 Gesellen. Das Areal in Leesdorf benutzte er um es zu seinem Sommersitz auszubauen. Die Papiermühle lief nur nebenbei weiter und wurde 1822 von dessen Erben geschlossen.

Danach begann die Ära der „Leesdorfer Maschinenfabrik“