Burgruine Kammerstein (Perchtoldsdorf)

Die Burgruine Kammerstein, ursprünglich Chemerstain, ist eine im Wienerwald gelegene frühere Höhenburg. Sie zählt zu den unbekanntesten Ruinen im heutigen Niederösterreich. Nach ihr dürften der Kammersteiner Graben und die die Kammersteiner Hütte, ein beliebtes Ausflugsziel im Wienerwald, benannt sein.

Die Burgruine Kammerstein heute

Lage

Die Burgruine Kammerstein ist Teil der Perchtoldsdorf. Sie befindet sich auf einem Bergrücken südlich des Tales der Dürren Liesing.[1]

Das Bauwerk

Die Anlage der früheren Burg, die nur über einen sehr steilen Aufstieg erreichbar ist, war ca. 42 Meter lang und 20 Meter breit. Erhalten sind nur einzelne Teile. Der Zugang war durch einen Halsgraben gesichert, der später zugeschüttet wurde. Vermutlich führte eine Zugbrücke westlich des Bergfriedes durch die Süd-Ost-Mauer des Berings. Am Auffallendsten ist die recht unregelmäßige Gestaltung des im Süden gelegene Bergfriedes, der ursprünglich aus mindestens vier Geschosse bestand. Seine gegen die Angriffsseite gerichtete keilförmige Ausbildung, die vermutlich dazu diente, Steinschleudergeschosse an der schrägen Wand abprallen zu lassen, weist starke Ähnlichkeit mit den Bergfrieden der Ruinen Rauheneck und Araburg auf. Der Zugang zum Bergfried erfolgte über den Burghof, wobei eine Leiter verwendet werden musste.[2].

Historische Eckdaten

Die Burg Kammerstein wurde um 1240/1250 erbaut, als Erbauer gilt der Ministeriale[A 1] Otto (II.) von Perchtoldsdorf († 1286), Kämmerer des Herzogtums Österreich ("Camerarius Austriae"). Die Burg, die vermutlich stets Teil der Herrschaft Perchtoldsdorf war, dürfte nicht lange bestanden haben.[1] Nach der älteren Geschichtsforschung wurde sie bereits um 1290, als sie Otto (III.) von Perchtoldsdorf besaß, zerstört, in der neueren Geschichtsforschung wird dagegen nicht ausgeschlossen, dass sie bis ins 16. Jahrhundert bestand und erst dann zu verfallen begann.[3] In den Quellen wird die Burg Kammerstein jedenfalls oft mit der Burg Perchtoldsdorf verwechselt.[2]

Die Burgruine Kammerstein in Sage und Legende

Die Zerstörung der Burg Kammerstein

Nach der "Chronica Austriae" von Thomas Ebendorfer († 1464) wurde die Burg als Folge des Adelsaufstandes gegen Herzog Albrecht (I.) von Österreich zerstört. Otto (III.) von Perchtoldsdorf, ihr damaliger Besitzer, der zu den Aufständischen gehörte, wurde zuvor gefangen genommen, worauf sich die Leute des Herzogs mit einer List Einlass in die Burg Kammerstein verschafften und diese niederbrannten.[3] Der Bericht in der Chronik konnte bisher nicht urkundlich belegt werden. Sollte sich das "Verschwinden" der Burg tatsächlich so abgespielt haben, dürften die historischen Vorgänge allerdings ein wenig ausgeschmückt worden sein.

Das Brunnenmännlein zu Kammerstein

Es handelt sich um eine jener Schatzsagen, in denen einer Person in Geldnot Zugriff auf einen Schatz geboten wird. Der Betroffene ist jedoch an die Einhaltung einer Bedingung gebunden. Als er sich nicht an diese hält, verliert er den Zugriff auf den Schatz, in manchen Sagen ist seine Bestrafung allerdings um einiges drastischer. Hier ist es der Burgbesitzer, dem das Brunnenmännlein in großer Bedrängnis den Zugriff auf einen enormen Schatz eröffnet. Als Bedingung dafür darf er sich jedoch nicht mehr dem Burgbrunnen nähern. Als er sich nicht an diese hält, zieht ihn das Männlein in Tiefe. Nachts noch ist manchmal ein klägliches Wimmern zu vernehmen.[4]

Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

  Burgruine Kammerstein (Perchtoldsdorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 154
  2. 2,0 2,1 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 155
  3. 3,0 3,1 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 153f.
  4. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 156

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burgruine Kammerstein (Perchtoldsdorf) behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).

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