Das Paulinerkloster Unter-Ranna, auch Klosterranna genannt, ist ein in der Wachau gelegenes ehemaliges Kloster.

Die Ruinen des ehemaligen Pauliner-Klosters in Unter-Ranna

Lage und Bauwerk

Das Paulinerkloster befand sich auf dem Areal der heutigen Gemeinde Mühldorf. Erbaut wurde es am Fuß des Burgfelsen der Ober-Ranna, wo sich zuvor eine kleine Marienkapelle befunden hatte.[1]

Geschichte

Das Kloster, welches der Gottesmutter Maria und dem Heiligen Stephanus geweiht war, wurde am 1. März 1414 von Hans (III.) von Neidegg und seiner Ehefrau Kunigunde für den Orden der Pauliner Eremiten gestiftet, wobei er sich zum Schutz und zur Erhaltung von diesem verpflichtete. Am 11. Mai 1415 wurde die Stiftung durch den Bischof Georg von Passau feierlich bestätigt. Auf Ansuchen des Stiftes ordnet dieser am 6. April 1416 an, das die Beerdigungen der Pfarre nicht mehr in der Burg, sondern im Klosterfriedhof vorzunehmen wären. Noch 1416 erfolgte die Weihe des Klosters. Dieses übernahm auch die Betreuung der Burgkirche von Ober-Ranna.[1] Die Stiftung und das Pfarrpatronatsrecht, welches in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Konflikte zwischen dem Pauliner-Kloster und der Pfarre Nieder-Ranna verursachte, wurden Mitte des 15. Jahrhunderts von den Päpsten Nikolaus V. und Calixtus III. bestätigt.[2] Hans von Neidegg sorgte für eine angemessene Versorgung seiner Klosterstiftung, welcher er Grundbesitz und Wachauer Weingärten übertrug.[3] In der Klosterkirche befand sich die Grablege der Neidegger, als erstes wurde hier das Stifterpaar beigesetzt.[4]

Von den Verheerungen der Hussitenkriege in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts schwer betroffen waren die Orte Mühldorf und Spitz, die Margarethenkirche wurde schwer beschädigt und der Friedhof geschändet. Das Pauliner-Kloster Unter-Ranna dürfte zwar relativ glimpflich davon gekommen sein, hatte aber enorme finanzielle Abgaben zur "Hussitenbekämpfung" zu leisten.[4] Nach der päpstlichen Bestätigung des durch die Übernahme der Burgkirche von Ober-Ranna an ihr Kloster beanspruchten Patronatsrechtes entwickelte sich das Paulinerkloster Unter-Ranna allmählich zu einer Konkurrenz für die Pfarre Nieder-Ranna.[5]

Während der Reformation kam es zum Niedergang des Klosters. Das Gebäude begann zu verfallen, ein Großteil des Klosterbesitzes musste verkauft werden. Die pfarrlichen Rechte, die nur auf das Kloster und die Burg Ober-Ranna betrafen, gingen dem Kloster verloren. Kurz nach 1560 wurde das Kloster, das inzwischen nur mehr von drei Konventualen bewohnt war, vorübergehend verlassen, worauf der Vogt Roland von Neidegg die noch vorhanden Grundstücke beschlagnahmen ließ. 1572 holte Kaiser Maximilian II. nochmals Pauliner nach Unter-Ranna und setzte das Kloster wieder in seine früheren Rechte ein, doch schon wenig später ist das Kloster wieder fast verlassen. Bruder Stephan, der wenig später für einige Zeit als einziger Mönch in Nieder-Ranna verbleibt, verzeichnet die wenigen, noch verbliebenen Klostergründe in einem Grundbuch, das er selbst dazu anlegt.[6]

1783 wurde das Pauliner-Kloster Unter-Ranna unter Kaiser Joseph II. aufgehoben.

Literatur

  • Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J.
  • Geschichte der ganzen österreichischen, weltlichen und klösterlichen Klerisey beyderley Geschlechtes. Von Marian (a SS. S.) ... Verlag Ghelenschen Schriften, Wien, 1787. Teil / Bd. 8, S. 21-23 digital

Weblinks

  Kirchenruine Unterranna – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna, S. 64
  2. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 64f.
  3. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 65f.
  4. 4,0 4,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna, S. 66
  5. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna, S. 68
  6. vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna, S. 102
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Paulinerkloster Unterranna behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).

48.3798415.33795Koordinaten: 48° 22′ 47″ N, 15° 20′ 17″ O