Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, genannt Mary (* 19. März 1871[1] in Wien; † 30. Jänner 1889[2][3] auf Schloss Mayerling), war eine österreichische Adelige und Geliebte des Kronprinzen Rudolf von Österreich-Ungarn. Sie wurde nach Ihrem Tode am Heiligenkreuzer Ortsfriedhof bestattet. Dieser Artikel behandelt ihre vier Bestattungen.

Vetsera Gruft in Heiligenkreuz
Mary Vetsera
Mary Freiin von Vetsera

Geschichte

Das Drama von Mayerling fand in den Morgenstunden des 30. Jänner 1889 statt, indem Kronprinz Rudolf zunächst seine Geliebten Mary Vetsera auf deren Verlangen durch einen Kopfschuss das Leben nahm und anschließend Selbstmord beging.

Während der Leichnam von Kronprinz Rudolf zur Bestattung in der Kapuzinergruft in Wien gebracht wurde, durfte zu diesem Zeitpunkt keiner wissen, dass ihm seine Geliebte in den Tod begleitet hatte. So kam es, das Mary Vetsera von ihrem Onkel Baron Alexander von Baltazzi aufrecht in einer Kutsche sitzend - er hatte ihr an ihrem Kleid einen Spazierstock angebracht, sodass ihr toter Körper nicht zusammensackte - am späten Abend des 31. Jänner 1889 nach Heiligenkreuz gebracht wurde und in der Totenkammer des Ortsfriedhofes aufgebahrt wurde. Mary wurde in einem vom Stiftstischler Anton Fuchs eiligst gefertigten einfachen Holzsarg gelegt und in den Morgenstunden des 1. Februar 1889 unweit der Totenkammer an der Südmauer des Ortsfriedhofes in einem Erdgrab beerdigt. Die Einsegnung erfolgte durch P. Malachias Dedic, Prior und Pfarrer von Heiligenkreuz. Im selben Jahr lies die Mutter von Mary, Freiin Helene von Vetsera, eine neue und standesgemäße Gruft errichten, in der diese in einem prunkvollen Kupfersarg am 16. Mai 1889 umgebettet und bestattet wurde. Der Prunksarg, auf dessen Deckel ein Kruzifix und eine Kartusche mit den Namen und den Lebensdaten von Mary angebracht waren, wurde von der Wiener Sargmacherfirma Beschoner hergestellt, die auch den Prunksarg von Kronprinz Rudolf angefertigt hatte.

Ebenfalls im selben Jahr lies Helene Freiin von Vetsera durch die Wiener Architekten Dominik Avanco und Paul Lange eine Gedächtniskapelle im romanischen Stil für ihre beiden früh verstorbenen Kinder Lacy (†1881 beim Brand des Wiener Ringtheaters) und Mary auf dem Heiligenkreuzer Ortsfriedhof errichten. Die Glasgemälde, auf denen Mary und Lacy abgebildet sind, fertigte die Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt. Die Gedächtniskapelle wurde auch als Prälatengruft genutzt. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges öffneten russische Besatzungssoldaten die Vetsera-Gruft und brachen den kupfernen Prunksarg mit einer Hacke auf, da diese glaubten, wertvolle Grabbeigaben zu finden. Die Gruft blieb danach in den Folgejahren geöffnet, Mary Vetsera’s Schädel soll jahrelang frei herumgelegen haben.

Erst 1959 wurde auf Betreiben von Frau Resy Müller aus Triest Marys Leichnam von der städtischen Leichenbestattung Baden in einem neuen Zinnsarg umgebettet und am 8. März desselben Jahres im Beisein des damaligen Kaplans P. Gerhard Hradil (den späteren Abt des Stiftes Heiligenkreuz), Stiftsarchivar P. Hermann Watzl und Baron Heinrich Baltazzi-Scharschmid aus Baden wiederum in der Gruft bestattet. Der alte und leere, von den Russen beschädigte kupferne Prunksarg wurde am Gruftboden platziert und darüber, auf Eisentraversen, die nachträglich in die seitlichen Gruftwände eingefügt wurden, kam der damals neue Zinnsarg.

Grabraub und letzte Bestattung

Nun kehrte für ein paar Jahrzehnte Ruhe um Marys Grabstätte ein, bis 1991 der Linzer Möbelhändler Helmut Flatzelsteiner die Gruft erneut enterte. In einer Nacht und Nebelaktion brach Flatzelsteiner und zwei angeblichen burgenländischen Spiesgesellen, welche er angeblich in einem Budweiser Tanzlokal kennen gelernt hatte, am 25. Juli 1991 erneut die Gruft auf und entfernte den Zinnsarg, welchen er in einen Lagerraum seines Möbelhauses nach Linz brachte. In Folge gab Flatzelsteiner Mary als seine Urgroßtante „Theresia Vindonna“ aus und ließ Marys Skelett von mehreren Experten untersuchen. Nachdem Flatzelsteiner mit dem Redakteur der Kronen Zeitung Georg Markus Kontakt aufgenommen hatte, auf dessen Schreibtisch Marys Schädel vorübergehend landete und diesen informierte, dass er im Besitz der sterblichen Überreste von Mary Vetsera sei, nahm die Geschichte ihren Lauf. Aufgedeckt wurde dieses auch durch die Zeugen Ingrid Fritz und Lars Friedrich, die am 20. August 1991 bemerkten, dass eine Grabplatte verschoben worden war. Nachdem Georg Markus am 21. Dezember 1992 Anzeige wegen Störung der Totenruhe erstattet hatte, kam es am Vormittag des 22. Dezember zur offiziellen Gruftöffnung am Heiligenkreuzer Ortsfriedhof – die Gruft war leer, nur der alte leere Prunksarg von 1889 war vorhanden. Der Zinnsarg mit den Überresten Marys befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Wiener Spedition auf der Altmannsdorfer Straße und wurde danach in das Institut für gerichtliche Medizin der Universität Wien gebracht. Infolge dessen wurde danach das Skelett mehreren offiziellen gerichtsmedizinischen Untersuchungen unterzogen, die ergaben, dass Mary Vetsera durch eine Schussverletzung am Kopf ums Leben kam. Damit war es endgültig vorbei mit den vielen verschiedenen Versionen über ihre Todesursache.

Im Oktober 1993 erfolgte Marys bisherige letzte Bestattung. Um einen Publikumsandrang zu vermeiden, wurde Mary in den Morgenstunden des 28. Oktober 1993 im geheimen zum vierten Mal in einem neuen Kupfersarg bestattet. Die Einsegnung erfolgte durch Abt Gerhard Hradil, der schon 1959 bei der dritten Bestattung anwesend war. Um einer nochmaligen Störung der Grabesruhe vorzubeugen, wurde die Gruft mit Erde verfüllt und wieder geschlossen. Anno 2014 wurde die Gruft renoviert und erstrahlt heute im neuen Glanz. Der alte Prunksarg ist heute in den Ausstellungsräumen des Karmeliterinnenklosters Mayerling zu besichtigen.

Literatur

  • Helmut Flatzelsteiner: Meine Mary Vetsera (1993) Verlag Kremayr & Scheriau, Wien - ISBN 3-218-00574-4
  • Helmut Reinmüller: Mary Vetsera - Der Grabraub 1992 (2019) Kral Verlag, Berndorf - ISBN 978-3-99024-840-9

Weblinks

Einzelnachweise