Euphemia (Eufemia) von Kuenring (* im 13. Jahrhundert, zwischen 1211 und 1215; † im 13. Jahrhundert, zwischen 1283 und 1285), auch Euphemia von Pottendorf, war eine Adelige des Herzogtums Österreich. Sie muss eine energische Dame gewesen sein, welche die Rechte und die Stellung der Kuenringer erfolgreich verteidigte.

Die Burg Hernstein, welche Euphemia als Besitzerin für sich behauptete, heute

Herkunft und Familie

Euphemia von Kuenring entstammte aus der Familie der Kuenringer, die als eine der bedeutendsten Ministerialenfamilie[A 1] des Herzogtums Österreich gilt. Sie war die Tochter von Heinrich (III.) von Kuenring ("Heinrich dem Hund") aus dessen Ehe mit Gräfin Adelheid von Neuburg-Falkenstein.[1]

Euphemia von Kuenring war zweimal verheiratet,

∞ in 1. Ehe mit Irnfried von Hindberg († um 1237)
∞ in 2. Ehe mit Rudolf von Pottendorf.[2]

Aus ihrer zweitem Ehe hatte sie mindestens 6 Kinder.[3]

Leben

Unter den Kindern, die für Heinrich (III.) von Kuenring nachgewiesen sind, scheint die Tochter Euphemia die stärkste Persönlichkeit gewesen zu sein.[4] Eufemia trug offenbar sehr bewusst Konflikte aus, in denen es letztlich um kuenringisches Selbstverständnis ging.[3]

Nach dem Tod ihrer Brüder Hadmar (IV.) "dem Buckligen" und Heinrich (V.) "dem Hündchen" erbte sie die Feste Kuenring.[3] Diese vererbte sie ihren Kindern aus der zweiten Ehe. Nachkommen aus der Familie der Pottendorfer.[5]

Euphemia von Kuenring, wie sie sich selbst nannte, hatte ein sehr angespanntes Verhältnis zu Zwettl, das von einem ihrer Vorfahren gestiftet worden war und wo die Familie ihre Grablege hatte, war äußerst gespannt. Nach dem Tod ihrer Brüder führte sie mit dem Stift eine Auseinandersetzung um das Gut Strahlbach streitig, das ihre Brüder anlässlich der Beisetzung ihres Vaters Heinrich dem Stift überlassen oder zurückgegeben hatten. Sie sah sich als dessen Erbin. Ihre jahrelangen Auseinandersetzung dürfte sich ausgezahlt haben, ein Vergleich, der erst 1252 geschlossen wurde, fiel für sie äußerst günstig aus. Außerdem beanspruchte Euphemia von Kuenring als Erbe ihrer Brüder auch das Patronat über die Pfarrkirche der Stadt Zwettl. Das Stift Zwettl wandte sich sogar an den Papst um Hilfe, ehe die Kuenringerin 1276 darauf Verzicht leistete.[3]

Durch Erbschaft gelangte Euphemia von Kuenring auch in den Besitz der Burg Herrnstein. Sie behauptete diese in einem Konflikt zwischen dem Erzbischof von Salzburg und dem Herzog von Österreich.[6] Nach einer anderen Version stritt sie um die ererbten Patronatsrechte von Hernstein mit dem Hochstift Passau. Auf dem Gerichtstag zu Mautern fällte Heinrich von Hardegg, den König Ottokar II. zum Landrichter bestellt hatte, ein Urteil zugunsten des Hochstifts. Begründet wurde es damit, dass Herrnstein "freies Eigen" und Euphemia von Kuenring nur eine Ministerialin sei. Euphemia konnte sich dennoch letztlich durchsetzen und behauptete dieses Erbe.[3]

Seitens der Fürsten versuchte man im 13. Jahrhundert die Stellung der Ministerialen rechtlich zu definieren, die im Unterschied zum alten, freien Adel als "Dienstleute" eigentlich keine Eigengüter haben durften, doch die gesellschaftliche Realität sah anders aus. Einer Kuenringerin des 13. Jahrhunderts ließ sich nicht einfach Rang und Würde absprechen. Dass Eufemia trotz des Urteils ihr Erbe behaupten konnte, zeigt, dass der soziale Wandel in der Adelsschicht des 13. Jahrhunderts die an der Vergangenheit orientierte rechtliche Definition von Freiheit und Unfreiheit überholt hatte. Das Selbstverständnis der Kuenringer fand in der wenige Jahrzehnte später entstandenen Zwettler Bärenhaut ihren Ausdruck. Dort wird erzählt, dass ihr Ahnherr Azzo aus dem Reich kam, um dem Babenbergerherzog gegen dessen Feinde beizustehen und für seinen Erfolg mit Ehren und Rechten ausgezeichnet wurde und im Land blieb. Demnach gehörten die Kuenringer von Beginn an zum höchsten Adel, ohne den das Land nicht regiert werden konnte, und besaßen "immer schon" die über viele Generationen erworbenen Rechte und Ämter.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, siehe die Stammtafel
  2. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 13
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 vgl. Euphemia von Kuenring-Pottendorf, GedaechtnisDes Landes, abgerufen am 12. Jänner 2021
  4. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 16
  5. vgl. Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft. In: Burghard Gaspar - Johannes M. Tuzar - Leopold Winkelhofer (Hrsg.): Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006. Eigenverlag des Arbeitskreises "950 Jahre Kühnring", Kühnring, 2006. S. 78
  6. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer, 1980, S. 15

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.