Die Burgruine Kühnring ist eine im Waldviertel gelegene frühere Höhenburg. Sie gilt als Stammburg der legendenumwobenen Ministerialenfamilie[A 1] der Kuenringer.

Ein noch heute erhaltener Teil der früheren Burganlage

Lage

 
Teil des in der Nähe der Ruine befindlichen Kalvarienbergs

Die Reste der früheren Burganlage Kühnring befindet sich heute direkt bei der Pfarrkirche von Kühnring, einer Siedlung, die heute eine Kastralgemeinde der Marktgemeinde Burgschleinitz-Kühnring ist. Zusammen mit dieser Kirche, die aus der früheren Burgkapelle entstanden sein dürfte[1], liegt die Ruine auf einer mäßig hohen Geländeterrasse, die sich spornartig gegen die Siedlung vorschiebt, welche sich entlang des Urtlbaches gruppiert.[2]

Die Burganlage

Von der früheren Burganlage sind heute nur mehr einige Mauerreste erhalten. Die Burg war im Norden und Osten durch den natürlichen Abfall zum Urtlbach geschützt, im Süden und Westen befand sich ein künstlich angelegter Graben.[3] Dort, wo sich das Zentrum der Burganlage befunden haben dürfte, befindet sich heute ein großer Teil des Ortsfriedhofes. Umgeben vo älteren Teil des Friedhofes finden sich innerhalb des östlichen Abschnittes die Kirche und der Karner.[4]

Geschichte

Die Burg, von der heute noch Reste erhalten sind, wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Als möglicher Erbauer gilt daher Hadmar I. von Kuenring

Im 14. Jahrhundert war die Burg im Besitz der Familie der Stockhorner. Mitte des 15. Jahrhunderts war die Burg, die angeblich damals bereits verwahrlost war, Sitz des als Raubritter berüchtigen Johann von Götzesdorf. Wolfgang Kadawer, der als "Pfleger" von Eggenburg eingesetzt war, vertrieb Johann von Götzesdorf. 1463 wurde ihm von Kaiser Friedrich III. der Ort Kühnring anvertraut.

1540 wurde die Herrschaft Kühnring von der Familie der Puchheimer übernommen. 1663 wird sie als "öder Steinhaufen" bezeichnet.[5]

Wann der Verfall der Burg Kühnring begonnen hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt. In der Forschung wird davon ausgegangen, dass die Burg Kühnring mit Absicht zerstört wurde, der genaue Zeitpunkt und der Hintergrund für diese Zerstörung ist jedoch bisher nicht eindeutig geklärt. Meistens wird ein Zusammenhang zwischen der Zerstörung der Burg und dem Kampf von Wolfgang Kadawer gegen Johann von Götzendorf Anfang der 1460er-Jahre gesehen. Angeblich soll einer der beiden Burg damals zerstört haben, die danach nur mehr provisorisch wiederhergestellt wurde.[5][6]

Die Burgkapelle von Kühnring

Die Pfarrkirche von Kühnring erhielt ihr heutiges Erscheinungsbild um 1660. Sie wurde zuvor mehrmals umgebaut. Ehe sie nach der Zerstörung von Burg Kühnring zur Pfarrkirche erhoben wurde, war sie als Kapelle Teil der Burganlage gewesen sein. Das ursprüngliche Langhaus und der Turm sind aus dem 12. Jahrhundert.[7] Nach der kunsthistorischen Forschung soll der Bau der späteren Pfarrkirche in der ersten oder zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stattgefunden haben. Während der Turmkapelle tatsächlich aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist, dürfte die ursprüngliche Kirche um 1130-1150 erbaut worden sein. [8] Dafür, dass bis 1176 bereits eine hölzerne Kirche bestanden hat, gibt es keine konkreten Hinweise.[9] Daher ist auszuschließen, das die ursprüngliche Kirche tatsächlich von Azzo von Gobatsburg, dem legendären "Spitzenahn" der Kuenringer 1056 erbaut und von Bischof Altmann von Passau geweiht wurde.[10]

Bekannte Besitzerinnen und Besitzer von Kühnring

Die Burgruine Kühnring in Sage und Legende

Der Sage nach wurde die Burg von Hademar (I.), genannt "der Chuffan", und seinem Bruder Albero gegründet worden sein, die eine neue Burg in der Nähe der Stadt Eggenburg erbauen wollten. Deshalb trafen sie sich auf freiem Felde und ritten dort ritten zusammen um einen kleinen Hügel. Danach befanden sie, dass dieser eine gute Stelle für den Burgbau wäre.[6]

Literatur

  • Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring. In: Burghard Gaspar - Johannes M. Tuzar - Leopold Winkelhofer (Hrsg.): Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006. Eigenverlag des Arbeitskreises "950 Jahre Kühnring", Kühnring, 2006. S. 53-70
  • Leopold Rieder: Zur Geschichte des Ortes und der Herrschaft. In: Burghard Gaspar - Johannes M. Tuzar - Leopold Winkelhofer (Hrsg.): Kühnring. Festschrift mit Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart anlässlich der Feiern im Jahr 2006. Eigenverlag des Arbeitskreises "950 Jahre Kühnring", Kühnring, 2006. S. 75-96

Weblinks

  Burg Kühnring – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 56
  2. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 53
  3. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 53f.
  4. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 54
  5. 5,0 5,1 vgl. Kühnring, Burgen-Austria.AT, abgerufen am 15. Jänner 2021
  6. 6,0 6,1 vgl. Burgkirche Kuenring, Burgenkunde.AT, abgerufen am 15. Jänner 2021
  7. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 67
  8. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 67f.
  9. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 68
  10. vgl. Gerhard Reichhalter: Die Burg von Kühnring, 2006, S. 66

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burg Kühnring behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).