Die letzten Tage in Schloss Schönbrunn

Wie in Gödöllö stand auch die ersten Tage in Schloss Schönbrunn im Zeichen von Verhandlungen. Der Kaiser empfing neben Politikern wie Karl Renner, Karl Seitz, Otto Ender, Ignaz Seipel auch Heinrich Lammasch, dem er die am 27. Oktober 1918 die Regierungsverantwortung übertrug, der am Tag seiner Ernennung von der Wiener Tageszeitung Neue Freie Presse als „Liquidator des alten Österreich“ tituliert wurde. Tatsächlich befand sich die Monarchie in Auflösung. Von der Front fuhren die ersten Eisenbahnzüge mit schwer bewaffneten und desertierenden tschechischen Truppen zurück in deren Heimat. Auch in Wien begannen Soldaten Magazine zu plündern, ohne dass sie daran von ihren Offizieren gehindert wurden.[1]

Ungarische Revolutionäre (31. Oktober 1918)

Michael Károlyi, der mit dem Hofzug von Gödöllö nach Wien mitgefahren war, um mit Karl weiter zu verhandeln, wartete indessen in einem Wiener Hotel, dass in der Kaiser nochmals empfange. Da dies nicht geschah, fuhr er mit dem Zug zurück nach Budapest und sprach laut Tamás Erdődy vor Zehntausenden am Bahnhof auf ihn wartenden Menschen den Satz:[2]

„Wir haben keinen König mehr!“

Als Folge der in diesen Tagen ausbrechenden sogenannten Asternrevolution, musste ihn Karl schließlich am 31. Oktober 1918 zum neuen Ministerpräsidenten Ungarns ernennen.

Einzelnachweise

  1.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 168.
  2.  Paul Szemere, Erich Czech: Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.. Amalthea-Verlag, Wien 1931, S. 169.