Angelus Manse (* im 14. Jahrhundert, um 1357; † 11. August 1425), auch Angelus von Rain oder Angelus von Pirna, war Abt des im Herzogtum Steier[A 1] gelegenen Zisterzienserstiftes Rain (heute in der Gemeinde Gratwein-Straßengel).

Porträt (nicht authentisch) von Abt Angelus im Prälatengang von Stift Rein

Herkunft und Familie

Angelus Manse stammte aus dem damals in der Markgrafschaft Meißen gelegenen Pirna.

Leben

Angelus Manse wirkte im Stift Rain zunächst als Cellerar und dann als Rentmeister.[1] 1395 begann er mit der Anlegung eines Urbars, das bisher als das älteste Urbar des Klosters gilt.[2] Am 7. Juni 1399 wurde er zum Abt des Stiftes gewählt und bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tod. In seiner Amtszeit erhielt die Stiftskirche ihre erste Orgel (1406).[3]

1411 trat Abt Angelus als Visitator von Klöster des ungarischen Königreichs auf.[4] 1414 war er Gesandter von Erzherzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst dem Eisernen") auf dem Konzil von Konstanz. Auch in den Jahren danach war er einige Male auf dem Konzil anzutreffen. Es war geplant, dass er sich gemeinsam mit den Sublanzenser Reformmönchen und um Nikolaus Seyringer und Leonhard von Gaming, Prior der dortigen Kartause, an einer Visitationswelle im Vorfeld der Melker Reform im Herzogtum Österreich beteiligte, dass er tatsächlich daran beteiligte, ist jedoch nicht belegt.[4]

1415 machte ihn Ernst der Eiserne zu seinem Hofkaplan und Rat.[4] Am 30. Oktober 1415 wurde er zum herzoglichen Rat ernannt und das Stift Rein unter den besonderen Schutz des Herzogs gestellt.[5]

Angelus Manse, der für Stift Rein den ersten Äbtekatalog (1405 / 1415) erstellen ließ, verfasste außerdem einen Nekrolog, das "Alte Totenbuch" (1390). Zu einem kanonischen Traktat für das Konzil von Pisa, das vermutlich ein Kanonist der Universität in Wien zu Beginn des Jahres 1409 verfasst hatte, schrieb er 1410 als Vorrede eine historische Einleitung, in welcher er die Konzilstheorien der Pariser Universität und des in Wien tätigen Theologen Heinrich von Langenstein referiert. Diese Einleitung vermittelt eine anschauliche und kenntnisreiche Darstellung des Großen Schismas und ist zugleich ein Zeitbild der Zustände in den unter Herrschaft der Herzöge von Österreich (Habsburger) befindlichen Gebieten zu Beginn des 15. Jahrhunderts.[2]

Literatur

  • Rudolf Flotzinger: Musik in der Steiermark im Spätmittelalter. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 582-59

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Anton Schwob - Karin Kranich-Hofbauer (Hrsg.): Zisterziensisches Schreiben im Mittelalter – Das Skriptorium der Reiner Mönche. Beiträge der Internationalen Tagung im Zisterzienserstift Rein, Mai 2003 (= Jahrbuch für Internationale Germanistik A / 71). Verlag Peter Lang, Bern et al., 2005. ISBN 978-3039104161, S. 85
  2. 2,0 2,1 vgl. Winfried Stelzer: Literatur, Geschichtsschreibung und Hagiographie. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 572
  3. vgl. Rudolf Flotzinger: Musik in der Steiermark im Spätmittelalter, 2018, S. 591
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Rudolf Flotzinger: Musik in der Steiermark im Spätmittelalter, 2018, S. 590
  5. vgl. Monika Schellmann: Zur Geschichte von Herzog Ernst des Eisernen (1386/1402-1424). Dissertation (ungedruckt), Universität Wien, 1966. S. 190

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals im Wesentlichen das heutige Bundesland Steiermark sowie Teile des heutigen Staates Slowenien und des heutigen Bundeslandes Niederösterreich (Grafschaft Pitten mit Wiener Neustadt) sowie Teile des heutigen Bundeslandes Oberösterreich (Stadt und Herrschaft Steyr, seit 1417 endgültig unter der Herrschaft des Herzogtums Österreich).