Magister Ulrich von Grauscharn (* im 13. Jahrhundert; † im 13. Jahrhundert, um / vor 1275)[A 1] war im 13. Jahrhundert Pfarrer von Piber (heute Teil der Gemeinde Köflach) beziehungsweise "Rector" der Kirche von Piber.[1]

Die spätere Probstei Piber, einst Zentrum der Pfarre Piber von Georg Matthäus Vischer (1628–1696) aus dem Jahr 1681

Herkunft und Familie

Über die Herkunft und Familie von Magister Ulrich von Grauscharn ist zurzeit nichts Genaues bekannt.

Leben

Magister Ulrich, der sich nach der Burg Grauscharn[A 2] benannt, war Protonotar des "Böhmenkönigs" Ottokar II.[2] Eine Urkunde aus dem Jahr 1272 bezeugt ihn als Schiedsrichter in einem Streit zwischen dem Stift von St. Paul und den Leuten von Saldenhofen.[2]

Magister Ulrich erreichte, dass ihm während des Piberer Pfarrerstreites (1264-1268), angeblich unter Vortäuschung falscher Tatbestände, die Pfarre Piber durch den päpstlichen Kardinal-Legaten verliehen wurde. Allerdings konnte er diese zu Lebzeiten von Bischof Ulrich von Seckau († 1268) weder "de facto" noch "de jure" übernehmen.[3] Nachdem Bischof Wernhard von Seckau, der Nachfolger von Bischof Ulrich, die Pfarre auf Empfehlung des Abtes des Stiftes von St. Lambrecht dem Priester Siegfried, der bereits 1268 als Pfarrer von Piber genannt ist, verliehen hatte, okkupierte Magister Ulrich diese, wobei er auch Ansprüche auf die Kirche St. Margareten in Voitsberg erhob, deren Zugehörigkeit zur Pfarre Piber zu dieser Zeit Teil eines weiteren Konfliktes mit dem Stift St. Lambrecht war. Um sich durchzusetzen, appellierte Magister Ulrich an den Apostolischen Stuhl, was die Einsetzung einer päpstlichen Untersuchungskommission zur Folge hatte. Die Entscheidung dieser Kommission ist nicht überliefert, doch scheint es, dass Magister Ulrich sich als Besitzer der Pfarre Piber durchsetzen konnte.[2]

Literatur

  • Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon. Zur Besetzung der Pfarre Piber im 13. und 14. Jahrhundert. In: Meinhard Brunner - Gerhard Pferschy - Gernot Peter Obersteiner (Hrsg.): Rutengänge. Studien zur geschichtlichen Landeskunde. Festgabe für Walter Brunner zum 70. Geburtstag (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. Bd. 54) (= "Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark. Sonderband 26). Eigenverlag, Graz, 2010. ISBN 978-3-901251-34-4). S. 71-85

Einzelnachweise

  1. vgl. Urkunden St. Paul 85, Monasterium.Net, abgerufen am 27. März 2021
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 72
  3. vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 71f.

Anmerkungen

  1. Angaben nach Hinweisen von Annelies Redik. Vgl. Annelies Redik: Zwischen St. Lambrecht und Avignon, 2010, S. 71f.
  2. Die Burg Grauscharn ist nicht erhalten. Sie befand sich auf dem Areal der heutigen Marktgemeinde Stainach-Pürgg und gilt als der älteste Herrschaftsmittelpunkt auf dem Boden der Steiermark und als das Verwaltungszentrum der Grafschaft im Ennstal. Vgl. Burg Grauscharn, Ennstalwiki.AT, abgerufen am 27. März 2021