Eberhard (I.[A 1]) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert; † im 13. Jahrhundert, um 1293) war ein Adeliger, der sich im heutigen Bundesland Niederösterreich niederließ. Er war der Stammvater mehrerer Familienzweige, die dort und in weiteren Teilen des heutigen EU-Landes Österreich tätig wurden.

Herkunft und Familie

Eberhard (I.) von Wallsee stammte aus einer in der Reichslandschaft Schwaben ansässigen Ministerialenfamilie[A 2] Er war einer der Söhne von Eberhard (II.) von Waldsee († um 1248). Einer seiner Brüder war Wolfgang (I.) von Zell († um 1281), der die Linie Wallsee-Dachsperg begründete.[A 3]

Eberhard (I.) von Wallsee war mit Alhait (Adelheid) von Waldburg († um 1275) verheiratet, einer Tochter des Truchsess Otto Berthold von Waldburg und Nichte des Fürstbischofs Eberhard (II.) von Konstanz († 1274).[1] Aus dieser Ehe mindestens 6 Söhne. Die Söhne Eberhard (II.) († um 1325), Heinrich (I.) († um 1326), Ulrich (I.) († um 1329) und Friedrich (I.) († um 1318) begründeten jeweils einen eigenen Familienzweig, zwei jüngere Söhne, darunter Konrad († um 1311), schlugen eine Laufbahn als Kleriker ein.

Leben

Der Sitz der Familie von Eberhard (I.) von Wallsee, der Reichsministerialer beziehungsweise "schwäbischer" Ministeriale der Staufer und Parteigänger dieser Familie war, befand sich seit dem 12. Jahrhundert in Waldsee, einem Ort, nach dem sich die Familie einst benannt hatte.[2] Seine Ehe mit Alhait von Waldburg, die aus einer Familie stammte, welche auf Seiten von Papst Innozenz IV. (Sinibaldo de Fieschi) († 1254) stand, wurde nach der Erteilung einer päpstlichen Erlaubnis (Schreiben vom 11. Februar 1251) geschlossen.[1] Es scheint allerdings, dass zwischen den beiden Familien trotz ihrer unterschiedlichen politischen Zugehörigkeiten bereits zuvor ein eher gutes Einvernehmen geherrscht haben dürfte.[3] Im Zusammenhang mit dem Eintritt seiner Tochter Elisabeth in das Zisterzienserinnenkloster in Baindt (1266) ist erstmals eine Urkunde der Wallseer erhalten, für welche Eberhard ein eigenes Siegel verwendete.[4]

Eberhard (I.) von Wallsee kam als Gefolgsmann von König Rudolf I. ins Herzogtum Österreich, wo ihm der Aufstieg in den höheren Landesadel gelang. [5]

Eberhard (I.) von Wallsee in zeitgenössischen Quellen

Die Hauptquelle für die Anfänge der Wallseer im Herzogtum Österreich sind die Reimchronik, die Ottokar von der Gaul zugeschrieben wird, und die Chronik des Matthias von Neuenburg. Während die Reimchronist immerhin ein Zeitgenosse von Eberhard war, entstand die Chronik des Matthias von Neuenburgs um ca. 1340, also viele Jahre später. Die Verwechslung von Eberhard (I.) mit seinem gleichnamigen Sohn Eberhard (II.) dürfte hier ihren Ursprung haben.

Literatur

  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Karel Hruza: Die Herren von Wallsee, 1995, S. 116
  2. vgl. Karel Hruza: Die Herren von Wallsee, 1995, S. 64
  3. vgl. Karel Hruza: Die Herren von Wallsee, 1995, S. 117
  4. vgl. Karel Hruza: Die Herren von Wallsee, 1995, S. 120
  5. vgl. Karel Hruza: Die Herren von Wallsee, 1995, S. 317

Anmerkungen

  1. Die Nummerierung orientiert sich an Eberhards "Rolle" als Stammvater der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur auch als Eberhard III. gezählt. Hin und wieder wird Eberhard außerdem mit seinem gleichnamigen Sohn Eberhard IV. verwechselt oder durcheinander gebracht.
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  3. Hinweise, vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95), Wien, 1906