Matthias Fink (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, nach 1479)[A 1] war 1467-1475 Abt des Schottenstiftes in Wien. Er dürfte zu den bedeutenden Äbten zählen, wird allerdings sehr kontrovers beurteilt.

Herkunft und Familie

Matthias Fink war einer der Söhne von Stephan Fink aus dessen um 1420 geschlossener Ehe mit Margarethe, Tochter von Christian Hauzenberger († vor 1420). Die Familie seiner Mutter, die Hauzenberger stammten aus dem Herzogtum Bayern und hatte enge Bindungen zur im Mühlviertel gelegenen Herrschaft Velden, die damals zum Hochstift Passau gehörte. Mitglieder dieser Familie waren auch im Herzogtum Österreich ansässig. Margarethes Mutter Magdalena war in zweiter Ehe mit Hans Pucher verheiratet, dessen Tochter Ursula die Ehefrau des Wiener Ratsbürgers Hans von Eslarn war.[1] Die Herkunft des Vaters lässt sich dagegen nicht eindeutig rekonstruieren. Stephan Fink könnte ein Verwandter von Heinrich dem Finken oder dem Wiener Ratsbürger Michael Fink († 1493), der wegen seiner Messstiftung für St. Stephan noch bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts in Wiener Urkunden genannt wird.[2] Ein paar Urkunden deuten an, dass die Familie der Finken und der Hauzenberger beide als Edelknechte dem Ritterstand angehört haben dürften. Außerdem dürfte Matthias Fink durch eine Verschwägerung entfernt mit Jörg von Pellendorf, dem Schwiegersohn von Helene Kottannerin, verwandt gewesen sein.[3]

Matthias Fink hatte mindestens zwei Brüder: Wilhelm und Sigmund Fink (Vinkh). Letzterer verkaufte 1468 dem Schottenstift zwei Höfe in Ladendorf als "freies Eigen".[4]

Leben

Matthias Fink dürfte vor 1442 in das Schottenkloster eingetreten sein. 1442/43 und 1447 findet er sich in den Matriken der Wiener Universität, wobei er sich nach dem Ort Ladendorf benannte. 1448-1452 war er erstmals Prior des Schottenstiftes unter dem Abt Martin von Leibnitz. Für die Jahre danach gibt es keine urkundlichen Belege, weder für seinen weiteren Verbleib im Schottenstift noch für eine Tätigkeit in einer Kanzlei von Kaiser Friedrich III. oder als dessen Sekretär, wie in den Überlieferungen aus dem 16. Jahrhundert (siehe unten) behauptet wird.[5] 1460 erhielt er eine päpstliche Erlaubnis zur Annahme einer Pfarrpfründe. In dieser ist angeführt, dass er wegen schwerer Streitigkeiten mit dem Abt des Schottenstiftes nicht mehr zusammenleben wolle.[6]

Um 1461 war Matthias Fink Verweser der Pfarre Gaunersdorf (heute Teil der Gemeinde Gaweinstal, die damals zum Schottenstift gehörte, 1466 und 1467 Kellner ("Cellerar") des Schottenstiftes.[6] 1466 wurde Johannes von Lambach Abt des Schottenstiftes. Als er bereits im Oktober 1467 starb, wurde Matthias Fink zu seinem Nachfolger gewählt. Am 21. Dezember 1467 erfolgte seine Abtbenediktion.[7] Als Abt war er in den Prozess um die Heiligsprechung von Markgraf Leopold (III.) von Österreich involviert.[8] 1470 erwarb er für das Schottenstift das erste gedruckte Buch, eine Ausgabe des "Catholicon" von Johannes Balbus.[9] 1471 gründete er die Sebastiani-Bruderschaft. Sie gilt als die älteste in der Neuzeit bestehende Bruderschaft an der Schottenkirche.[10] In seine Amtszeit als Abt fällt auch die Anfertigung eines spätgotischen Flügelaltars, der heute als der Wiener Schottenaltar bekannt ist. Aufgrund der Quellenlage ist nicht eindeutig zu klären, ob er vielleicht dessen Auftraggeber gewesen ist[11]

Die bereits seit Jahren problematische Finanzlage des Schottenstiftes dürfte unter ihm endgültig zusammengebrochen sein, weswegen er am 9. Oktober 1475 resignierte. Aussagen von Kaiser Friedrich III. belegen, dass er wenig später das Stift verließ und am Hof des "Ungarnkönigs" Matthias Corvinus Aufnahme fand. Dafür, dass er nach seiner Resignation in Klosterhaft genommen wurde und aus dieser an den Hof von König Matthias flüchtete, wie im 15. Jahrhundert überliefert wurde, gibt es keine urkundlichen Belege. Die Angaben im Notariatsinstrument und die Festlegung der Neuwahlbestimmungen für seinen Nachfolger passen nicht zu dieser Überlieferung.[12]

Abt Matthias Fink in späteren Darstellungen

In den später verfassten "Äbtereihen" des Schottenstiftes von Kaspar Brusch (1551) und Augustin Neser (um 1570), der Chronik des Stiftsorganisten Johann Rasch (um 1580) und der "Hausgeschichte" des Abtes und Stiftsarchivs Ernest Hauswirth (publ. 1858) wird Abt Matthias Fink negativ gezeichnet.[13] Dass die Schulden, weswegen Abt Matthias Fink resignieren musste, durch seine große Prunkliebe und Verschwendungssucht verursacht wurden, findet sich erstmals bei Kaspar Brusch und lässt sich anhand der Urkunden aus dem 15. Jahrhundert nicht nachweisen. Eine ungarische Herkunft, die ihm dort unterstellt wird, ist inzwischen durch die bisher erforschten Urkunden eindeutig widerlegt.[14]

Literatur

  • Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, ein verschwenderischer Abt des Wiener Schottenklosters (1467-1475) und ungarischer Sekretär der österreichischen Herzöge?. Eine Neubetrachtung. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: Semper ad fontes. Festschrift für Christian Lackner zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 357-373 Zusammenfassung online

Einzelnachweise

  1. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 360
  2. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 360f.
  3. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 361
  4. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 359
  5. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 362
  6. 6,0 6,1 vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 364
  7. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 365
  8. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 366
  9. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 367
  10. vgl. Abt Matthias Fink, Schotten.Hypotheses.ORG, abgerufen am 25. April 2021
  11. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 367 und S. 370
  12. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 371f.
  13. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 357ff. und S. 359
  14. vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 359, S. 361 und S. 362

Anmerkungen

  1. Hinweise zu den Lebensdaten vgl. Maximilian Alexander Trofaier: Matthias Fink, 2020, S. 362 und S. 372