Streiterhof

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Der Streiterhof kam als gewöhnliches Untertanenhaus zu seinem Namen, als der Badener Bürger und Hausbesitzer „Thomas der Streiter“, in den Leesdorfer Analen von 1465 und 1468 „Taman Streiter ze Lesdorf“ genannt, in diesen Jahren seinen Lebensschwerpunkt von Baden nach Leesdorf verlegt hatte und damit als Namensgeber des Streiterhofes angesehen werden kann. Er dürfte bald danach ohne Nachkommen gestorben sein. Seine Verwandten, die das Erbe übernommen hatten, ließen die Weingärten verkommen und so wurden in den Jahren 1474 bis ungefähr 1488 keine Abgaben mehr entrichtet.

Der Streiterhof selbst wurde privat weitervererbt und 1529/1532 beim ersten Türkensturm, wie soll es auch anders gewesen sein, von türkischen Berserkern gründlich verwüstet und zerstört. Das ruinierte Anwesen wurde danach durch die Familie Khüttenfelder, die die Herrschaft über Leesdorf innehatte, wieder erhoben. Bereits 1547 gehörten zum damals neu errichteten Streiterhof neben den normalen Hausgründen 21 Weingärten, Obst- und Krautgärten sowie Wiesen und Äcker. Hinzukam noch die Grundobrigkeit über einen Weg und 9 Weingärten. Der Streiterhof hatte somit sein eigenes Grundbuch erworben!

Nachdem die Khüttenfelder ihren Herrschaftsbesitz, die Burg Rauhenstein und die Herrschaft Leesdorf 1571 verkauft hatten, schlugen diese trotzdem im Streiterhof ihre Residenz auf und blieben dort weiterhin aktiv. Der letzte Khüttenfelder war jedoch so hoch verschuldet, dass er den Streiterhof verkaufen musste. Im Jahre 1587 kam dieser wieder in Privatbesitz.

Anno 1607, zwanzig Jahre später, kaufte der Bruder des Leesdorfer Herrschaftsinhabers Christoph Geyr v. Osterburg den Streiterhof und erhielt von diesen das Privileg der Abgabenfreiheit, solange er im Besitz des Streiterhofes ist. Als der Herrschaftsinhaber seine Herrschaft früher als sein Bruder verkaufte, übersah der neue Herrschaftsinhaber die grundbücherlich verankerte Klausel über die Abgabenfreiheit, als diese 1612 an Simon Perner, einem Ratsherren und Fleischhacker aus Baden verkauft wurde und somit blieb das Privileg bestehen.

Anno 1617 erwarb das Stift Melk Schloss und Herrschaft Leesdorf und vervollständigte seinen Besitz, indem es im selben Jahr den Streiterhof dazukaufte, was dazu führte, das der Streiterhof zum Zentrum der Weinwirtschaft der Melker Stiftsherrschaft Leesdorf wurde. Ein Hofbinder war nun für die Abfüllung des Weines in Fässern bis zur Ausschank beim Heurigen zuständig. Zu diesem Behufe wurde ein Vertrag zwischen dem Stift Melk und diesen geschlossen, dessen umschriebene Funktionen vom Streiterhof von 1617 bis ungefähr 1830 erfüllt wurden.

Der Streiterhof wurde im Jahre 1785 bei einer von Amts wegen durchgeführten Erhebung als „herrschaftliche Taverne“ bezeichnet. 1826 wurde im Streiterhof eine Wohnung für den herrschaftlichen Jäger eingerichtet und die Taverne als Wirtshaus geführt.

Im Jahre 1852 wurde das Schloss Leesdorf vom Stift Melk verkauft und dessen geistliche Verwalter schlug im Streiterhof sein Quartier auf. Nach dem II. Weltkrieg verlor die Melker Güterverwaltung ihre Eigenständigkeit, der Streiterhof wurde privatisiert und gelangte in das Eigentum der Familie Märzweiler, die sich seither bemüht, die Tradition der früheren Stiftstaverne weiterzuführen.