Historische Steintransporte vom Leithagebirge
Steintransporte
„„Die Qualität der am Leithagebirge gebrochenen Kalksteine war schon in der Vergangenheit Grund genug, den weiten und beschwerlichen Weg von Wien, der Hauptstadt des Kaiserreiches auf sich zu nehmen. Ochsenkarren zogen tonnenschwere Steine auf Straßen, die mit den heutigen Verkehrswegen nichts zu tun hatten.““
Ab 1568 Lieferungen aus dem kaisl. Steinbruch am Leithaberg zum Neuen Fasangartengebäude von Kaiser Maximilian II.
- w:Kaiserstein (Gestein)#Kaiserstein für den Römisch-deutschen Kaiser Maximilian II. im Schloss Neugebäude
- w:Schloss Neugebäude#Geschichte
- Forderung des kaiserlichen Bauschreibers vom 13. Juni 1576:
- Ehrbare, Wir geben Euch zu vernehmen, dass in dem neuen Steinbruch am Leythaberg etliche große Stück Steinwerch gehaut werden. Die man zu dem Römisch-Kaiserlichen Majestät unserem allergnädigsten Herrn, neuen Fasangarten-Gebäude heraufführen solle....
Ihr wollet solche Steine nachmalen gegen gebührliche Bezahlung, die Euch alsbald folgen solle, führen helfen. Nachdem aber solche Stein, wie oben gehört, ziemlich groß. Dazu Eure Wägen vielleicht zu schwach sein möchten. So ist in dem Zeughaus die Verordnung geschehen, dass Euch von denen gute starke Wägen gestellt sollen werden. Also dass Ihr Eure Wägen hierinnen verschonen und allein mit Euren Rossen und Ochsen zusammenspannen möget.
- An Richter und Gemeinde zu Sommerein, zu der Herrschaft Scharffeneck gehörig, Gemeinde Sarasdorf und Richter und Gemeinde zu Wilfersdorf
Durch Verzögerungen entstand ein Schriftverkehr
Obgleich die Bauarbeiten mit großer Eile vorangetrieben wurden, traten aus Materialmangel Verzögerungen ein.[2][3]
Vor allem das harte Steinwerk, das aus dem KAYßER STAINBRUCH, durch die zwei italienischen Steinmetzmeister, Camillo Rezi und Ambrosius Ferrethi, hätte geliefert werden sollen. Dafür hatten sie bereits 4.000 fl bares Gelt empfangen.
- 5. Oktober 1576: Ehrbare, dass Ihr die steinernen Säulen so zu der Römisch-Kaiserlichen Majestät, unseres Allergnädigsten Herrn Gebäude gehauen worden, alsbald gegen gebührliche Bezahlung in den Fasangarten führen und liefern sollen. Damit die Arbeiter Ihrer Majestät deswegen nicht feiern müssen, das habe ich Euch zu erwidern. Dieweil uns aber vorkommt, dass Ihr Euch dessen mit allerlei vergeblichen Ausreden verweigert....
- 12. Oktober 1576: Vermahnung dass die Untertanen zu Wilfersdorf und Sarasdorf die steinernen Säulen gegen Bezahlung in den Fasangarten führen sollen. Am selbigen Tag starb Kaiser Maximilian II. in Regensburg.
- 4. April 1579: Bauschreiber Michael Lobasser bei Ihrer Majestät Neuen Gartengebäude, an Römisch-Kaiserliche Majestät Hochlöbl. Präsident und NÖ. Kammer-Räte, wegen Besserung einer Brücke zwischen Sarasdorf und Ihrer Majestät Steinbruch am Leythaberg.
Nachdem man diesen Sommer aus dem Steinbruch am Leithaberg etliche große Stück Stein und steinerne schwere Säulen ... die mit zwei großen Steinwägen geführt sollen werden
Ab 1690 Steinlieferungen für Graf Harrach in seinem Palast auf der Freyung in Wien
- w:Kaiserstein (Gestein)#Kaiserstein für Graf Ferdinand Bonaventura Harrach in seinem Wiener Palast
- w:Palais Harrach (Freyung)#Geschichte
Um 1690 wurde im Auftrage des Grafen Ferdinand Bonaventura Harrach ein neuer Palast auf der Freyung errichtet. Der harte Kaiserstein wurde unter anderem für Portale, Säulen, die Feststiege und auch die Gartentüre (diese Lieferung wird hier beschrieben) verwendet.
Rechnungsbücher mit Ausgaben, das Gebäude auf der Freyung betreffend
Ein Beispiel[4]
- Erstlich das Thor zu machen mit zwey freystehent Säullen und zwayen Columnen und Haubtgesimbs, wie auch das Gländter von hardten Kayßerstainbruch Stain ist vor (für) dißes Thor zu lieffern und zu verferdigen, per 900 fl.
- Also ist dißes Thor sambt denen zway Seidtennischen zusamben vor außmachen und Lifferung, per 1.400 fl.
- April 1695
- „… ist ein kaiserlicher Wagen in den Kaiser-Steinbruch um Stein zu der Gartentüre gefahren,
- dem Kutscher und Vorreiter, jedem 3 Mahlzeiten,
- mehr auf 6 Pferd über eine Nacht um Heu, Stroh und Stallgeld …“
Steinlieferung für Fürst Nikolaus I. Esterházy de Galantha im Schloss Esterháza, danach Gerichtsverfahren
Auch bei diesem Beispiel zeigt sich, von den vielen Steinlieferungen für die Adelsfamilie Esterházy ist genau diese dokumentiert, weil sich „ein Unglück“ ereignet hat und die Frage: Wer trägt die Verantwortung? [5]
Gerichtsverfahren
Am 11. August 1783 fand in Wulkaprodersdorf auf Befehl Ihro Durchlaucht Fürst Nicolaus Esterházy de Galantha ein Gerichtsverfahren durch die Wulkaprodersdorfer Untertanen wegen von Kaisersteinbruch nach Schloss Esterháza gelieferten und zerbrochenen Steinen.[6], [7]
Der Fürst besitzt selbst große Steinbrüche
Natürlich befanden sich große Steinbrüche im Besitz des Fürstengeschlechtes Esterházy, seit dem 16./17. Jahrhundert bis zum heutigen Tag der Steinbruch von St. Margarethen, ihre Baufachleute wussten um die Verwendbarkeit des harten, sehr dichten und tragfähigen Kaisersteins bei den Projekten.
Aussagen
Was war geschehen, kurze Zusammenfassung:
- Fuhrmann Martin Preller erklärt, dass er einen gewaltigen Stein mit ungefähr 30 Centner (entspricht etwa 1.500 kg) von Kaisersteinbruch mit anderen 4 Wulkaprodersdorfern Mitnachbarn mit 8 Pferden glücklich bald bis Esterháza geführet. Am Ende des Esterházer Damms bei der letzten Brücke hat sich das Unglück ereignet, von dem Stein ist ein Stück abgebrochen. Die Ursache war, dass vor der Brücke ein Loch gewesen, durch welches der Wagen grausam erschüttert worden. Schon beim Aufladen des Steines habe er Bedenken gehabt, ob er auch gut „gebauschet“ seie und solches auch dem Steinmetz gemeldet. Der Steinmetz erwiderte aber, lasse es nur gehen, der Stein liegt gut.
- Fuhrmann Joseph Bauer bekennt, dass er mit 4 anderen Mitnachbarn einen sehr schweren Stein von Kaisersteinbruch abgeführet, beim Aufladen war er allein mit dem Martin Preller gegenwärtig, welcher meinte, der Stein wiegelte immer, er hat den Steinmetz gewarnt, der Stein mag nicht gut liegen, solcher aber erwiderte: ist keine Gefahr. Sie fuhren auch glücklich bis nach Esterház, allein bei der letzten Brücke vorwärts war eine „Tieffe“, in welche das Rad „hinein geschlützet“, da ist ein Stück von dem Stein abgebrochen.
- Steinmetz Kaufhauser drohte den Fuhrleuten mit Arrest und anderer Schärfe, er werde den Stein durch sie, als unverständige Leute nicht abladen lassen. Worauf der Fuhrmann sagte, er hätte den Stein auch besser aufgeladen. Sie solle nur schauen, wie ungleich der Stein gebauschet sei und wie seitwärts er liege.
Der Steinmetz antwortete, sie führten nun den Stein glücklich zum Esterházer Damm, allein da sie auf selbem über die letzte Brücke gefahren, hat sich der Wagen etwas abseitig geneigt, und da ist ihnen der Stein gebrochen. Ferners bekräftigt er auch, ehe sie in Esterház den Stein abgeladen, zwei dasige Steinmetzgesellen selben betrachtet und gesagt haben, der Stein wäre ja nicht gut gepackt und schlecht gebauschet. Er hat euch brechen müssen.
Stuhlrichter entscheidet
- Stephan Illés, Stuhlrichter vom Comitat Lundenburg, Wulkaprodersdorf, entscheidet:
Anbelangend die Schwere und die Last so einen Untertan in den Robot zweispännig könne aufgebürdet werden, urteile ich, dass er bei guten Wegen wenigstens 8, 9 Centner zu führen schuldig sei, bei schlechten Wegen aber hat solches ein jeglicher Beamte mit Discretion (Bedachtsamkeit) zu erwägen.
Archivalien und Literatur
- Kaisersteinbrucher Gemeindearchiv: Original-Currens-Buch, Kundmachungen 1838–1852.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch., Leithakalksteine, Zitat Franz Bamberger, Bundesinnungsmeister der Steinmetzmeister, 2. Band, 2004, S. 418f
- ↑ Hofkammerarchiv: Niederösterreichische Herrschaftsakten 1576, Erstnennung, Steinfuhren.
- ↑ Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, Erstnennung des Steinbruchs, Kaiserstein in Wien, Schloss Neugebäude.
- ↑ Gräflich Harrachsches Familienarchiv.
- ↑ Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, Suchen: Illés Stephan v. Stuhlrichter, Kaiserstein in Ungarn: Esterháza Schloß (Fertöd)
- ↑ Burgenland Landesarchiv
- ↑ Original im Ungarischen Staatsarchiv), Inquisition wegen denen nach Schloß Esterháza gelieferten zerbrochenen Steinern 1783, Hinweis Felix Tobler, mit ihm gab es wesentliche lehrreiche Gespräche