Eberhard (III.[A 1]) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert, um 1290; † [21. April]] 1371) war ein einflussreicher Adeliger im heutigen Bundesland Oberösterreich, wo er viele Jahre als "Landrichter ob der Enns"[A 2] tätig war.

Herkunft und Familie

Eberhard (III.) von Wallsee zu Linz stammte aus der Familie der Wallseer, einer ursprünglich in der Reichslandschaft Schwaben beheimateten Ministerialenfamilie[A 3], die sich Anfang des 14. Jahrhunderts dauerhaft in den Herzogtümern Österreich und Steier niedergelassen hatte, wo sie zu den bedeutendsten Familien des Landadels zählte. Sein Vater Eberhard (II.) von Wallsee[A 4] († 1325) war Landrichter "ob der Enns" und hatte den Familienzweig der Wallseer zu Linz begründet. Seine Mutter Maria von Kuenring (Linie Kuenring-Weitra-Seefeld) war eine Enkelin des legendenumwobenen Hadmar (III.) von Kuenring, ihre Familie, die Kuenringer, galt im 12. und 13. Jahrhundert als die bedeutendenste Ministerialenfamilie des Herzogtums Österreich.[1] Durch die Ehen seiner Schwestern war Eberhard mit weiteren wichtigen Adelsfamilien des Herzogtums Österreich verwandt.

Eberhard (III.) von Wallsee war dreimal verheiratet,

∞ in 1. Ehe (Eheschließung um 1304) mit Elsbet (Elisabeth) von Gutrat († um 1314)[2]
∞ in 2. Ehe (Eheschließung spätestens 1421) mit Anna von Losenstein († um 1355)[2]
  • Eberhard (V.) von Wallsee zu Linz († um 1351)[A 5] ∞ Anna von Neuhaus († um 1350)
  • Heinrich von Wallsee zu Linz († 1352)
  • Agnes von Wallsee zu Linz († 1355) ∞ mit Graf Johann von Pernstein
∞ in 3. Ehe (Eheschließung um 1360) mit Floringa von Pettau († vor 1378)[3]
  • Georg von Wallsee zu Linz († um 1400) ∞ mit Gräfin Margret von Curbaw († 1395)
  • Tochter († vor 1378) ∞ mit Heinrich (III.) von Liechtenstein-Nikolsburg
  • Katharina von Wallsee zu Linz († 1399) ∞ mit Alber (IV.) von Puchheim

Leben

1322 folgte Eberhard (III.) seinem Vater als Landrichter "ob der Enns" nach. Dieses Amt übte er bis 1361 und seit 1369 bis zu seinem Tod aus. Er gehörte zu jenen Familienmitgliedern, die im Februar 1331 die gesamten schwäbischen Besitzungen der Familie an die Herzöge von Österreich (Habsburger) verkauften beziehungsweise gegen Besitzungen in den Herzogtümern Österreich und Steier tauschten. Von den durch Tausch erworbenen Besitzungen erhielt Eberhard (III.) die Herrschaften Falkenstein, Waxenberg und Ottensheim, außerdem 1333 auch die Herrschaft Freudenstein.[4] Später erwarb er außerdem Besitz im Trattnachtal. Eberhards Besitzmehrungen verhinderten, dass es der im heutigen Oberösterreich ansässigen Grafenfamilie von Schaunberg gelang, ihre Reichsfreiheit gegenüber den Habsburgern zu behaupten und zwischen dem gräflichen Hauptbesitz und ihren Besitzungen im Attergau ein geschlossenes Territorium aufzubauen.[5]

Eberhard (III.) gründete 1336 die Stifte Säusenstein und 1355 das Schlierbach.[6] Nach seinem Tod wurde er in Stift Säusenstein beigesetzt.


Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  2. 2,0 2,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 55
  3. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 56
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 43
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 52
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 41

Anmerkungen

  1. Die Nummerierung orientiert sich an der Zählung der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur meistens als Eberhard V. gezählt.
  2. Der Landrichter ob der Enns gilt als einer der Vorläufer der späteren Landeshauptleute der Bundesländer Oberösterreich und Niederösterreich.
  3. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  4. Die Nummerierung orientiert sich in diesem Artikel wie auch bei seinem gleichnamigen an der Zählung der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur oft auch als Eberhard III. gezählt.
  5. Die Nummerierung orientiert in diesen Artikel an den "österreichischen" Wallseern. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird dieser Eberhard in der Sekundärliteratur auch als Eberhard VII. gezählt.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Eberhard V. von Walsee behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).