Paula Gonzaga

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Gräfin Paula von Mantua (* um 1464, in Mantua; † Ende Oktober / Anfang November 1496[1]), auch bekannt als Paula oder Paola Gonzaga war durch Heirat von Gräfin von Görz. Bekannt ist sie heute wegen ihrer Brauttruhen, die zu einem Großteil erhalten sind und als außerordentliche Zeugnisse oberitalienischer Prachtentfaltung im Bereich des Kunsthandwerks im 15. Jahrhundert gelten.

Gräfin Paula, zusammen mit ihrem Ehemann, auf einem Fresko aus der Kapelle von Schloss Bruck

Herkunft und Familie

 
Eine Brauttruhe von Gräfin Paula, die heute im Grazer Dom steht

Gräfin Paula entstammte der Familie Gonzaga. Sie war die jüngste Tochter des Markgrafen Ludovico (III.) von Mantua aus dessen Ehe mit Barbara von Brandenburg.[2] Nach längerer Verlobung heiratete sie den Grafen Leonhard von Görz-Tirol († 1500). Eine Eheschließung "per procurationem", bei welcher der Ehemann nicht anwesend war, fand am 11. Juli 1476 in Mantua statt, die eigentliche Hochzeit am 15. November 1478 in Bozen.[3] Außer einer Tochter (* / † um 1479), welche bereits tot geboren wurde oder die Geburt nicht lange überlebt haben dürfte - auf sie dürfte auch das kleine Mädchen auf dem Altarbild in der Kapelle von Schloss Bruck verweisen, das dort mit dem Grafenpaar dargestellt ist -, sind keine weiteren Kindern aus dieser Ehe belegt.[4]

Leben

Gräfin Paula, die bereits in ihrer Jugend kränkelte und ihr Leben lang unter schweren Krankheitsschüben litt[5] , war in einem humanistischen Ambiente aufgewachsen und sicher nicht ungebildet. Dass sie aber eine hochgebildete Renaissancefürstin gewesen wäre, wie in der älteren Forschung angenommen wurde, wurde durch die bisherige Untersuchung und Aufarbeitung ihrer Korrespondenz nicht bestätigt.[6] Ihre Ehe dürfte im Wesentlichen nicht unbedingt dem entsprochen haben, was zu ihrer Zeit eine erfolgreiche und glückliche Ehe ausmachte. Allerdings gelang ihr offensichtlich, nachdem sie sich 1480 längere Zeit in ihrer Heimatstadt Mantua aufgehalten hatte[7] , nach ihrer Rückkehr von dort die Integration in ihrer neuen Heimat.[8] Trotz ihrer gesundheitlichen Probleme unternahm Gräfin Paula während ihrer letzten Lebensjahre häufig Reisen.[9]

Für gewisse Probleme in der Ehe dürfte eine recht zahlreiche Dienerschaft gesorgt haben, welche die Gräfin aus ihrer Heimat mitgenommen hatte. Es scheint, dass dies nicht im Ehevertrag festgelegt war.[10] Sie wurde aber zum Teil am Görzer Hof geduldet.[11] Dass sich die Familie der Gräfin Paula um die vollständige Auszahlung ihrer Mitgift drückte und deshalb immer wieder und zum Teil vergebens verhandelt werden musste, dürfte die Ehe während ihrer ganzen Dauer schwer belastet haben, zudem ihr Ehemann sich lange Zeit deshalb weigerte, sie finanziell abzusichern[12] . Als Gräfin Paula starb, war die Mitgift noch immer nicht vollständig ausgezahlt worden.[13] 1493 schenkte Graf Leonhard seiner Ehefrau schließlich den im heutigen Italien gelegenen Hafen Latisana, der einst im Besitz der Grafen von Görz gewesen war, zu dieser Zeit aber schon seit vielen Jahren an die Republik Venedig verpfändet war.[14] Gräfin Paula verhandelte in der Folge mehrmals vergebens mit dieser um die Rückgabe des Hafens.[15]

Obwohl Gräfin Paula für den Fall ihres Todes ihre Herkunftsfamilie als Erben eingesetzt hatte, verhinderte ihr Ehemann die Rückkehr ihrer Güter an ihre Familie und stiftete diese (oder einen Teil von diesen) stattdessen für ihr Seelenheil dem St. Georgs-Ritterordens.[16]

Orte mit Bezug zu Gräfin Paula in der heutigen Republik Österreich

Tirol

  • Lienz: Nach ihrer Hochzeit residierte Paula meistens auf Schloss Bruck , während ihr Ehemann gewöhnlich in der Stadt Lienz wohnte[A 1].[17]

Erinnerungen an Gräfin Paula in der heutigen Republik Österreich

 
Eine der Hochzeitstruhen von Gräfin Paula. Sie befindet sich heute im Stiftsmuseum Millstatt

Kärnten / Steiermark

  • Klagenfurt / Millstatt / Graz: Vom Brautschatz der Gräfin Paula, den ihre Mutter zusammenstellen ließ, ist das Inventar erhalten, in welchem dieser aufgelistet ist.[18] Die Brauttruhen von Gräfin Paula, in welchen ihr Brautschatz verwahrt war, sind zu einem Großteil erhalten geblieben. Sie gelangten nach ihrem Tod in den Besitz des St. Georgs-Ritterordens und befanden sich im Stift Millstatt, das 1598 von den Jesuiten übernommen wurde. 1869 schenkte das k.k. Finanzministerium die Reliefs dieser Truhen dem "Kärntner Geschichtsverein". Eine Truhe hat sich nicht erhalten, eine weitere befindet sich heute wieder in Millstatt und ist im dortigen Stiftsmuseum ausgestellt. Die Schauseiten dieser beiden Truhen befinden sich heute im Kärntner Landesmuseum in Klagenfurt. Zwei weitere Truhen dienen heute im Grazer Dom als Behälter für Reliquien, welche Papst Paul V. 1617 dem späteren Kaiser Ferdinand II. geschenkt hatte.[19]

Wien / Tirol

 
Eine Medaille aus dem Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums in Wien mit einem Porträt, das in der älteren Forschung für ein Porträt von Gräfin Paula gehalten wurde
  • Lienz: Mehrere Darstellungen von Paula, gewöhnlich gemeinsam mit ihrem Ehemann, finden sich in der Kapelle von Schloss Bruck.[20]
  • Wien / Innsbruck: Eine Medaille des Münzkabinetts des Kunsthistorischen Museums in Wien, die im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck ausgestellt ist, wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts als ein Erinnerungsstück an Gräfin Paula interpretiert, obwohl die auf dem Porträt dargestellte Dame als Witwe, gezeigt wird, was für Paula nicht zutrifft. Nach der neueren Forschung soll das Porträt auf der Medaille aber eine gleichnamige Verwandte von Gräfin Paula zeigen.[21]

Ausstellungen

  • Leonhard und Paola – Ein ungleiches Paar. De ludo globi – Vom Spiel der Welt. An der Grenze des Reiches. Tiroler Landesausstellung, Schloss Bruck in Lienz (und weitere Orte in Südtirol) , 2000
  • Andrea Mantegna und die Brauttruhen der Paola Gonzaga, Sonderausstellung, Kunsthistorisches Museum in Wien, 4. Dezember 2001 - 7. April 2002

Literatur

  • Marco Abate et al.: Circa 1500. Leonhard und Paola – Ein ungleiches Paar. De ludo globi – Vom Spiel der Welt. An der Grenze des Reiches. Landesausstellung 2000 – mostra storica in Lienz, Schloß Bruck, in Brixen, Hofburg Brixen und in Besenello, Castel Beseno, Besenello. Veranstaltet vom Land Tirol, der Stadt Lienz u.a. Skira, Mailand, 2000
  • Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9
  • Wolfgang D. Wanek: Das Brautinventar der Paola Gonzaga: Hochzeitswagen und Brauttruhen. In: historia & scribere 12, 2020 digital
  • Christina Antenhofer: Das Brautschatzinventar der Paula Gonzaga, verh. Gräfin von Görz Edition und Kommentar. In: Tiroler Heimat 83, 2019. S. 11–57 digital

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 140
  2. vgl. Paola Gonzaga (1463-1495/1496), Uni-Klu.AC.AT, abgerufen am 12. November 2020
  3. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045. S. 259 und S. 260
  4. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 101f. und S. 303
  5. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 302f.
  6. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 302
  7. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 106f.
  8. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 303
  9. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 132f.
  10. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 98f. und S. 185
  11. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 304
  12. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 124f. und S.127
  13. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 197-209
  14. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 137f.
  15. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 206f.
  16. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 170, S. 209 und S. 304
  17. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 184
  18. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 162
  19. vgl. Brauttruhen, KHM.AT abgerufen am 12. November 2020
  20. vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, Tafel III
  21. vgl. Paula Gonzaga, Uni-Klu.AC.AT, abgerufen am 12. November 2020

Anmerkungen

  1. Während in der älteren Forschung eine solche räumliche Trennung bei spätmittelalterlichen Höfen stets als eindeutiges Indiz für eine Ehe gesehen wurde, die schlecht oder überhaupt nicht funktionierte, hat sich in der neueren Forschung herausgestellt, dass eine solche räumliche Trennung für den Hof zu dieser Zeit durchaus der Norm entsprach und auch für Ehen belegt ist, die offensichtlich gut funktionierten oder sogar als glücklich galten. Vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord, 2007, S. 184f.
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