Wilhelm I. von Roggendorf

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Wilhelm (I.) von Roggendorf (* 20., 22. oder 23. November 1481[1]; † im August 1541, in Sommerein, heute Slowakei, damals ungarisches Königreich), auch Wilhelm von Rogendorf[A 1], war ein einflussreicher Adliger des Herzogtums Österreich, der vor allem als Feldherr bekannt wurde.

Büste von Wilhelm von Roggendorf in der Gedenkstätte Heldenberg.

Herkunft und Familie

Wilhelm von Roggendorf war ein Enkel von Sigmund von Roggendorf und einer der Söhne von Kaspar von Roggendorf aus dessen Ehe mit Margarethe von Wildhaus. 1521 wurde er gemeinsam mit seinen Brüder Jörg von Roggendorf und Wolfgang von Roggendorf in den Reichsfreiherrenstand erhoben, wobei die Herrschaften Herrschaft Pöggstall (heute Teil der Gemeinde Pöggstall) und Herrschaft Mollenburg (heute Teil der Gemeinde Weiten) ebenfalls "de facto" als Freiherrschaft vereinigt wurden.[2]

Wilhelm von Roggendorf war seit 1505 mit Gräfin Elisabeth von Öttingen († 31. Mai 1518, beigesetzt in der Dominikanerkirche in Wien), Tochter des Grafen Hans von Öttingen aus dessen Ehe mit Isabelle de la Haimaide, verheiratet.[3] Aus dieser Ehe hatte er zwei Sohne:

Wilhelms Schwester Elisabeth von Roggendorf war mit dem Grafen Niklas (I.) von Salm-Neuburg[A 2] († 1430) verheiratet.

Leben

 
Schloss Pöggstall, der frühere Sitz der Herrschaft Pöggstall, heute

Wilhelm von Roggendorf hielt sich die meiste Zeit seines Lebens außerhalb des Herzogtums Österreich auf. Als Edelknabe am Hof von Herzog Philipp (I.) von Österreich-Burgund ("Philipp dem Schönen") in Gent wurde er dessen Rat und Kämmerer. Nach Philipps Tod († 1506) wurde er als Rat von Kaiser Maximilian I. († 1519) übernommen.[1] Er war 1517-1520 unter Kaiser Karl V. Statthalter von Friesland.[4] Im Umfeld des späteren Kaisers Ferdinand I. zählte er zu dessen einflussreichsten Politikern. Nach seinem Tod als Folge einer Verletzung, die sich Wilhelm von Roggendorf als oberster Feldhauptmann bei der Belagerung von Ofen (heute Teil der ungarischen Hauptstadt Budapest) im Jahr 1541 zugezogen hatte, wurde er nach Pöggstall überführt, wo er beigesetzt wurde. Ein Grabdenkmal für ihn hat sich nicht erhalten.[5]

Bei der Verteidigung der Stadt Wien während der "Ersten Wiener Türkenbelagerung" im Jahr 1529 unterstützte er seinen Schwager, den Grafen Niklas von Salm-Neuburg, als Kommandant der schweren Kavallerie.[6]

Besitzverhältnisse

Wilhelm von Roggendorf erbte gemeinsam mit seinen Brüdern Jörg und Wolfgang die Herrschaft Pöggstall und weitere Herrschaften, welche sie 1510 untereinander aufteilten.[2] Nach dem Tod seines Bruders Jörg vereinigte er sämtlichen Familienbesitz, der bereits seinem Vater gehört hatte, ausgenommen die Herrschaften Ottenschlag (heute Teil der Gemeinde Ottenschlag) und Sitzendorf), welche bei seinem Bruder Wolfgang verblieben.[7] Außerdem gehörte ihm auch die Herrschaft Hernals im heutigen Wien.[6]

Erinnerungen an Wilhelm von Roggendorf

Tirol

  • Innsbruck: Der Kostümharnisch von Wilhelm von Roggendorf befindet sich heute auf Schloss Ambras unter den Ausstellungsstücken der dortigen Waffenkammer.[5]

Wien

  • Wien 1: Wilhelm von Roggendorf wurde von Kaiser Franz Joseph I. 1863 in dessen Liste der "Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs" aufgenommen. Seine 1871 von Rudolf Dominik Zafauk († 1889) geschaffene Statue aus Carrara-Marmor befindet sich heute in der "Feldherrenhalle" des Heeresgeschichtliches Museum in Wien.[8]
  • Wien 17: Am 9. Jänner 1894 wurde im Stadtrat der Stadt Wien nach Wilhelm von Roggendorf die die Roggendorfgasse benannt.[6]

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Roggendorfgasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 685. digital
  • Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter - Bausteine zur einer Nutzergeschichte von Schloss und Herrschaft Pöggstall. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 13-51

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 25
  2. 2,0 2,1 vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 31
  3. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 26 und S. 32
  4. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 26
  5. 5,0 5,1 vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 29
  6. 6,0 6,1 6,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Roggendorfgasse. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 685.
  7. vgl. Andreas Zajic: Große Herren und Aufsteiger, 2017, S. 32
  8. vgl. Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume. Verlag Kiesel, Salzburg, 1981. ISBN 3-7023-0113-5. S. 30

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise Rogendorf gilt in der neueren Forschung als die richtige Schreibweise, in der einschlägigen Literatur finden sich beide Schreibweisen. Mit Blick auf die Hauptquelle von diesem Artikel wird hier die Schreibweise Roggendorf verwendet. Vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Rogendorfhaus. In: Historisches Lexikon Wien. Band 4, Kremayr & Scheriau, Wien 1995, ISBN 3-218-00546-9, S. 685.
  2. Während Graf Niklaus oder Nikolaus als Graf von Salm-Neuburg die Ordnungszahl I. hat, ist er als Graf von Salm gewöhnlich Niklas II.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Wilhelm I. von Roggendorf behandelt.
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