Dieser Artikel oder Abschnitt wird gerade im größeren Maße bearbeitet oder ausgebaut. Warte bitte mit Änderungen, bis diese Markierung entfernt ist, oder wende dich an den Bearbeiter, um Bearbeitungskonflikte zu vermeiden.

Dieser Baustein sollte nur für kurze Zeit – in der Regel einen Tag oder wenige Tage – eingesetzt und dann wieder entfernt werden.

Die Delikatessenhandlung Gebrüder Wild befand sich in Wien I., im Haus Zum roten Dachel[1] am Neuen Markt Nr. 10-11 und war einer der renommiertesten Wiener Gourmet Tempel, die anfänglich auf den Käsehandel spezialisiert war und auf deren Vater, dem Fragner bzw. Viktualienhändler Josef Wild[2] zurückgeht.

Wien, Neuer Markt 10

Chronik

Der Vater Josef Wild, ein gelernter Bierbrauer aus Baden-Württemberg, kam auf seiner Wanderschaft 1808 als Flößer nach Wien, wo er zunächst bis 1810 in der Brauerei Stammersdorf und in Baden bei Wien, sowie anschließend bis 1812 im Brauhaus St. Marx und später im Bürgerspital-Brauhaus Leopoldstadt in Beschäftigung stand. 1815 kam sein erster Sohn Josef (II.)[3] in Wien zur Welt, dessen Mutter Barbara geb. Knolmayr, einer Dienstmagd aus Stein an der Donau, er 1817 ehelichte[4].

Anno 1816 eröffnete Josef Wild, mit finanzieller Unterstützung seines Vaters, einem Bierbrauer in Tiefenbronn bei Pforzheim, einen Handel mit Käse und Schmalz in der ehemaligen Sattlergasse nahe dem Kärntnertortheater[5] in Wien. Ende desselben Jahres erhielt er umfangreiche Gewerbeberechtigungen, die es ihm ermöglichten, neben Milchprodukten und Eiern, Fleisch, Getreideerzeugnisse, Obst und Gemüse, Gewürze, aber auch Seifen und Kerzen, Brennholz, Heu, Stroh, Sägespäne und Sand anzubieten. Anno 1820 kam sein zweiter Sohn Dominik in Wien zur Welt[6], ein Jahr später erhielt er 1821 auch die Salz-Ausmaßelungs-Lizenz. 1834 war das Geschäft zu klein geworden, sodass Wild in die Räume des Wiener Bürgerspitals[7] in der Komödiengasse[8] übersiedelte. 1843 legte er den Bürgereid ab und erhielt zusätzlich auch die Fragnerberechtigung für Mehl und Kolonialwaren.

Nach seinem Tod im Jahr 1848 folgten ihm seine zwei ältesten Söhne Josef (II.) und Dominik[6], der gelernter Drechsler war, nach, gründeten am selben Standort die Firma Gebrüder Wild und bauten das Geschäft kontinuierlich weiter aus[9]. Im Jahre 1873 kamen die Brüder in den Besitz des ehemaligen Einkehrwirtshauses  "Zum roten Dachel" am Wiener Neuen Markt Nr. 10. Die neue Lokalität bot mehr Platz für die Warenlagerung. Ursprünglich waren Limburger Käse, Groyer (sog. Inländer Schweizer), Brimsen und Olmützer Quargel im Sortiment. Später kamen Schweizer Emmentaler und beste Importkäsesorten hinzu.

1886 kam es zu einem Generationenwechsel. Die beiden Söhne von Dominik Wild[6], Dominik (II.) und Josef (III.)[10]  übernahmen den Betrieb und heirateten später die beiden Töchter des Besitzers von Dommayer's Casino in Hietzing, Marie und Aloisia in der dortigen Pfarrkirche. Die dritte Generation modernisierte das Geschäft und spezialisierte sich vermehrt auf den Verkauf beliebter französischer Käsesorten sowie auf Salami. Waren konnten nun per Fernsprecher geordert werden und wurden durch eine kleine Flotte von gelben Pferdewagen auch an Detaillisten zugestellt. 1890 erhielt die Firma das begehrte Hoftiteldekret „k. k. Hoflieferant“. Die Kundschaft bestand aus einer Mischung aus allen Gesellschaftsschichten, zu den prominentesten Kunden zählten Mitglieder des österreichischen Kaiserhauses.

1897 erwarben die Inhaber der Firma Gebrüder Wild das Nebenhaus Neuer Markt Nr. 11. Bis 1898 wurden beide Häuser abgerissen und vom Architekten Arnold Heymann zu einem Neubau vereint, dessen Fassade sich bewusst an das gegenüberliegende neu errichtete Hotels Meissl & Schadn im Stil der deutschen Renaissance orientierte. Das Gebäude erhielt die Adresse Neuer Markt Nr. 10-11, welches dieses heute noch innehat und steht unter Denkmalschutz. Ins Angebot wurden nun immer mehr Delikatessen aufgenommen, aber auch selbst erzeugte kleine Gustostückchen, Konserven aller Art und der beliebte Wild’sche Kremsersenf.  Die Brüder unternahmen Studienreisen in maßgebende europäischen Länder und so wurde Ihnen auch die Einführung von Käsebäckerei in Wien zugeschrieben.

Feinkäserei Josef Wild & Sohn - "Sirius Camembert"

Während sich Dominik (II.) mehr um das Wiener Geschäft am Neuen Markt kümmerte, interessierte sich Josef (III.)[10] für die Käseerzeugung. Als junger Mann besuchte er die Käsereischule im preußischen Proskau und studierte später die Camembert-Produktion in der Normandie. Auf seine Initiative wurde im Jahr 1900 vom Ackerbauministerium die erste Käsereischule der Monarchie in Doren im Bregenzerwald eröffnet. Der starke Importdruck auf heimischen Käse veranlasste ihn dazu, 1910 in Neumarkt im Mühlkreis eine nach modernsten Verfahren arbeitende Weichkäserei einzurichten[11], die er seinem Sohn Josef (IV.) übergab.

Vor dem I. Weltkrieg verarbeitete die Feinkäserei täglich 2.000 Liter Milch zu Weichkäse, der unter den Markennamen „Sirius-Camembert“ vertrieben wurde. Der „Sirius-Camembert“ konnte bald mit dem französischen Brie konkurrieren und erfreute sich in Österreich-Ungarn hoher Beliebtheit. Diese Käsemarke gibt es heute noch und wird von der Firma Ennstalmilch, die wiederum im Besitz der Firma Berglandmilch (Schärdinger) ist, in der Steiermark hergestellt.

Einige Zeit später errichtete Wild in Frankenmarkt ein zweites Werk, das sich auf die Erzeugung von Romadur-Käse spezialisierte, aber auch qualitativ hochwertiger Emmentaler hergestellte und unter den Namen Josef Wild & Sohn firmierte.

Obwohl der I. Weltkrieg den weiteren Aufstieg der Firma Wild unterbrach, konnte Josef (III.)[10] die Firma durch alle kriegsbedingten Fährnisse führen: Verlust des großen Absatzgebietes, die Firma hatte in alle Regionen der Monarchie exportiert, der Lebensmittelmangel in den 1920er Jahren und die Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren. Danach führte Dominik (IV.) das Geschäft, welches in den 1950er-Jahren modernisiert wurde.

Nachfahren

Ein bekannter Nachfahre des Firmengründers Josef Wild (1861-1948), der mit Aloisia geborene Dommayer (1867-1904) verheiratet war, ist Franz Welser-Möst, der österreichische Dirigent und Musikdirektor des Cleveland Orchestra.

Einzelnachweise

  1. Zum roten Dachel im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. Josef Wild (Händler) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  3. Josef Simon Wild (*4. März 1815 in Wien-Stadt, Naglergasse Nr.307; † 25. Juni 1884 in Wien IV., Danhausergasse Nr. 7) Viktualienhändler in Wien I., Neuer Markt Nr. 10
  4. Wien, Pfarre Sankt Augustin - Trauungsbuch 1814-1824 (fol.60) auf Matricula Online
  5. Kärntnertortheater im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  6. 6,0 6,1 6,2 Wien, Pfarre Sankt Augustin - Taufbuch 1814-1830 (fol.61) auf Matricula Online
  7. Bürgerspital im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  8. Komödiengasse im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  9. Firma Protokollierungen. In: Wiener Zeitung, 18. Oktober 1863, S. 18 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  10. 10,0 10,1 10,2 Wien, Pfarre Sankt Augustin - Taufbuch 1858-1867 (fol.38) auf Matricula Online
  11. Die französische Feinkäserei von Josef Wild & Sohn in Neumarkt bei Grieskirchen, Oberösterreich..Reise und Sport / Moderne Illustrierte Zeitung für Reise und Sport, Jahrgang 1912, S. 549 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/miz

Weblinks

48.20607836269316.370271635422Koordinaten: 48° 12′ 22″ N, 16° 22′ 13″ O