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Das Augustinerkloster in Wien ...


Lage

Augustinerkirche (1., Augustinerstraße; Kloster: Nummer 3, Kirche: bei Nummer 3).


"Augustinerkirche und Kloster nebst dem Dietrichstein'schen Palais aus dem Jahre 1724."

Die Augustinerkirche. Kloster und Kirche wurden von Friedrich dem Schönen gestiftet (aufgrund eines Gelübdes, das er als Gefangener König Ludwigs des Bayern auf Burg Trausnitz getan hatte). Nachdem 1324 die Zustimmung des Papstes und des Ordensgenerals eingeholt worden waren, übersiedelten 1327 die Beschuhten Augustiner, die im Oberen Werd (9) seit etwa 1260 ein kleines Kloster besaßen, in die Stadt. Friedrich wies ihnen ein an die Mauer und den Garten der Burg grenzendes Grundstück zu, das ursprünglich für eine Niederlassung des Zisterzienserordens bestimmt gewesen war.

Der Bau der Kirche begann 1330 unter der Leitung des bayerischen Baumeisters Dietrich Ladtner von Pirn. Anstelle von fünf Häusern und einer Badestube an der damaligen Hochstraße (erworben 1326-1350) entstanden nach und nach Kloster, Kirche und Friedhof. Die Augustinerkirche wurde 1339 vollendet, jedoch erst am 1. November 1349 zu Ehren des heiligen Augustinus geweiht. Der Chor war 1399 noch unvollendet. Östlich der Kirche lagen die Konventgebäude mit dem Kreuzgang (1341 geweiht), daran schlossen sich die 1368 gestiftete Leonhardskapelle und die Sigmundskapelle (1386) an; der Ostflügel des Kreuzgangs enthielt ebenerdig das Refektorium, im Obergeschoß den Mönchsschlafraum, zwischen Südflügel und Stadtmauer lag der Klostergarten, an der Stadtmauer wurde ein kleiner Turm für Aborte errichtet (der als Augustinerturm Teil der Stadtbefestigung wurde). 1354 wurde über dem Westgiebel ein Dachreiter angebracht (über Veranlassung Friedrichs III. 1418 wurde nach einer Visitation durch den Abt von Vorau, den Prior von Gaming und Magister Nikolaus Seyringer von Matzen die Augustinerregel genauer beachtet. 1477 umgestaltet und mit der "Kaiserglocke" ausgestattet). 1460 überließen die Mönche einen Teil ihres Friedhofs Friedrich III. zur Erweiterung des Hofburggeländes (Burggarten, Josefsplatz). 1542 wurden an der Kirche von Johann Tscherte Reparaturen durchgeführt. 1602 entstand ein neuer Glockenturm, der 1652 von Georg Gerstenbrand erhöht und mit einer barocken Zwiebelhaube bekrönt wurde. Unter Kardinal Melchior Khlesl, der die Gegenreformation vorantrieb (Klosteroffensive), festigte sich Anfang 17. Jahrhundert das Klosterleben, doch verschärften sich auch die Ansprüche, die man an den Orden stellte. Ferdinand II. entschied daher, dem aus Prag nach Wien berufenen strengeren Ordenszweig, den Unbeschuhten Augustinern, gegenüber der älteren Richtung den Vorzug zu geben. Er übergab jenen Kloster und Kirche, erhob letztere 1634 zur Hofkirche und erkor diese 1637 zur Begräbnisstätte der Herzen verstorbener Familienangehöriger ("Herzgrüftel"). Die Beschuhten Augustiner mussten ausziehen und übersiedelten (als sie in der Stadt keine Unterkunft fanden) 1642 in die Vorstadt Landstraße (Rochuskirche). 1636 wurde das Tochterkloster in Mariabrunn (14) gegründet, aus dessen Konvent Abraham a Sancta Clara hervorgegangen ist (später Prior des Klosters). Die mittelalterliche Ausstattung der Augustinerkirche wurde durch eine aufwendige Barockeinrichtung ersetzt, es entstanden 18 neue Altäre, die meisten mit Kapellen (alle der Regotisierung Ende 18. Jahrhundert zum Opfer gefallen). Die unter der Kirche gelegene Gruft wurde erweitert (1783 vermauert; der Codex Trautsonianus von 1630 nennt über 60 Grabdenkmäler). 1678 wurde der Refektoriumstrakt neu erbaut, 1718-1721 erfolgte der Neubau der übrigen Klostertrakte. 1683 ließ der Polenkönig Jan III. Sobieski nach der Entsatzschlacht vom 12. September in der Augustinerkirche das Dank-Tedeum lesen (Gedenktafel). 1690 wurden die Kircheneingänge auf die Straßenseite verlegt, 1719 richtete man die neue Sakristei ein. 1783 wurde die Augustinerkirche Stadtpfarre. Ihre heutige Gestalt erhielt sie durch Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, der den barocken Innenraum regotisierte (1784/1785); von ihm stammte ein neuer Hochaltar; viele Kunstwerke gingen damals jedoch verloren. Die Uhr auf dem Turm der Kirche war ein Geschenk Franz Graf Nadásdys, der, da er gegenüber im Harnischhaus wohnte, von seinen Fenstern aus die Stunde ablesen wollte und deshalb auf seine Kosten eine Uhr anfertigen ließ; als er bald danach (in den ungarischen Magnatenaufstand verwickelt) hingerichtet wurde (1671), hatten die Patres Bedenken wegen der Annahme des Geschenks, erst viel später wurde die Uhr auf dem Turm angebracht, am 28. Februar 1713 (Augustintag) schlug sie zum erstenmal die Stunde.

In der Kirche befindet sich an der Stelle, von welcher Abraham a Sancta Clara (der im Kloster lebte) seine berühmten populären Predigten zu halten pflegte, eine moderne Kanzel. 1796 musste der Konvent das dritte Stockwerk des Klosters Herzog Albert von Sachsen-Teschen und seiner Gattin Marie Christine überlassen (denen das angebaute ehemalige Tarouccasche Haus zur Wohnung übergeben worden war) und 1802 auch den gegen die Bastei zu gelegenen Teil des Klosters für den Bau ihres Palais abtreten. 1820 gestattete Franz I. dem Handels- und Ziergärtner Johann Konrad Rosenthal die Errichtung gemauerter Räumlichkeiten zwischen den Strebepfeilern des äußeren Kirchenbaues zwecks Verkaufs von Blumen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Laternenanzünderhütte beseitigt, die sich an der Kirche befunden hatte. 1810 wurde in der Augustinerkirche Marie Louise mit Napoleon vermählt. Im Klostergebäude beschloss der als Dichter und Kanzelredner bekannte Zacharias Werner (* 18. November 1768 Königsberg) am 7. Jänner 1823 seine Tage (Friedhof Maria Enzersdorf, Niederösterreich). 1838 ging die Kirche, da die Augustinermönche keinen Nachwuchs mehr fanden, an Säkularkleriker über. Am 31. Oktober 1848 wurde die Kirche (insbesondere der Turmhelm) durch Brand stark beschädigt; der Neubau (mit durchbrochenem Metallhelm) erfolgte nach einer Zeichnung von Paul Sprenger. Im Mai 1852 wurden fünf neue Glocken geweiht und aufgezogen. 1854 heiratete Franz Joseph I. in der Augustinerkirche Elisabeth von Bayern. 1873 wurden im Zuge der Restaurierungsarbeiten unter der Kirche ausgedehnte Gruftanlagen mit gotischen und barocken Grabsteinen und Metallsarkophagen aufgefunden. 1881 heiratete Kronprinz Rudolf in der Augustinerkirche Stephanie von Belgien. Die Augustinerkirche wurde 1945 durch Bomben beschädigt, jedoch 1950 wiederhergestellt. Seit 1951 ist sie wieder in der Hand der Augustiner-Eremiten.

Äußeres Schlichte gotische Hallenkirche mit Strebepfeilern an der Augustinerstraße, Fenster der Maßwerke beraubt. Die ehemalige Hauptfassade (mit Strebepfeilern, Mittelfenster und Portal) wurde 1767-1769 durch einen Flügel der Hofbibliothek (heute Österreichische Nationalbibliothek) verdeckt. Der quadratische Turm steht an der Nordseite.

Inneres

Antonio Canovas Grabdenkmal der Erzherzogin Marie Christine in der Augustinerkirche. Langgestreckte, sehr hohe dreischiffige Halle mit schlanken achteckigen Pfeilern und Kreuzrippengewölben, einschiffiger sehr langer Chor mit Netzrippengewölben.

Die Kirchenbänke (um 1730) stammen aus der Schwarzspanierkirche (Reliefzyklus von Johann Baptist Straub). Der Hochaltar Hetzendorfs wurde durch einen 1857-1870 geschaffenen (ursprünglich für die Votivkirche bestimmten) neugotischen Altar des Würzburger Bildhauers Andreas Halbig ersetzt. Hingegen hat sich Hetzendorfs Kanzel erhalten (daneben Altarbild "Heiliger Johannes Nepomuk" von Johann Franz Greippel, 1784). An der rechten Längswand neben dem Musikchor Altar mit „Vision der heiligen Magdalena" von Johann Michael Rottmayr (um 1707), darüber Wolkengloriole von J. B. Straub (um 1730); rechts davon Zugang zur Loreto- und Georgskapelle. An der linken Schlusswand Altarbild "Geburt Christi" von Peter Strudel nach Guido Reni. An der rechten Seitenwand Marmorgrab der Erzherzogin Marie Christine von Antonio Canova (1798-1805, flache Wandpyramide, in das geöffnete Tor schreitet die Tugend mit der Urne, begleitet von zwei Mädchen mit Totenfackeln, denen die Liebe mit blindem Greis am Arm folgt, rechts Genius mit Löwe, oben Glückseligkeit mit Medaillon der Verstorbenen, einer Tochter Maria Theresias und Gattin Herzog Albert Kasimirs von Sachsen-Teschen). Die Erzherzogin wurde jedoch nicht hier begraben, sondern ruht in der Kapuzinergruft. An der Ausstattung der Kirche waren auch Johann Gottfried Auerbach („Kreuzabnahme", rechts), Michelangelo Unterberger („Jesus im Tempel", über Zugang zur Loretokapelle) und Johann von Spillenberger ("Maria und Anna", links) unter anderem beteiligt.

Loretokapelle Sie stand 1627 inmitten der Kirche, wurde 1784 an ihren heutigen Standort übertragen und ist ohne künstlerischen Wert (die einst kostbare Ausstattung fiel der Silberablieferung während der Napoleonischen Kriege zum Opfer).

Georgskapelle Über die Loretokapelle zu betreten; zweischiffige Kapelle südlich des Chors: Erbaut 1337 durch Herzog Otto den Fröhlichen (Weihe 1341), Versammlungsraum der von ihm begründet St. Georgs-Ritterschaft ("Temploisen", 1337-1378 erwähnt). Im 16. Jahrhundert als Totenkapelle für Aufbahrungen verwendet.

Bemerkenswerte Schlusssteine (Christus, Lamm, Phönix, Löwe mit Jungen, Evangelistensymbole). An der Westseite Wandgrab des Feldherrn Wirich Philipp Graf Daun († 1741) von Jakob Schletterer (nach 1745), an der linken Längswand Wandgrab des Siegers von Kolin, Feldmarschall Leopold Reichgraf von Daun (* 24. September 1705 Wien, † 5. Februar 1766 Wien 1, Seilerstätte 3 [siehe Kommandantenhaus]) von Balthasar Ferdinand Moll, gegenüber leeres Hochgrab (bestimmt für Leopold II., † 1792) von Franz Anton Zauner (1799; Marmorsarkophag mit Statuen aus weißem Marmor und oben liegender Gestalt des Kaisers in Rüstung, ursprünglich für die Kapuzinergruft bestimmt); im Fußboden eingelassene Grabplatte für den Leibarzt Maria Theresias, Gerhard van Swieten († 1772); Gedenktafel für P. Heinrich Abel SJ.

Herzgrüftel 1, Herzgrüftel wurden in 54 silbernen Gefäßen die Herzen der Verstorbenen des Kaiserhauses beigesetzt (beginnend 1637 mit Ferdinand II., endend 1878 mit dem Vater Franz Josephs I., Franz Karl; ursprünglich unter der Loretokapelle im Mittelschiff aufbewahrt).

Militärische Gedenkstätten Sobieski-Gedenktafel (1, Augustinerkirche) Standbild zum Gedenken an das Dragonerregiment Fürst zu Windisch-Graetz Nr. 14 Die Reiterstatuette befindet sich beim Seitenaltar rechts hinten. Sie ist aus Bronze und steht auf einem hohen Sockel. Sie wurde 1931 aufgestellt.

Für das Feldjägerbataillon Nr. 21 Ostwand des Chores, 1932, Adler, Lorbeerkranz, Trompete. Text: „Den im Weltkriege gefallenen Kameraden des k. u. k. Feldjägerbataillons Nr. 21 errichtet anno 1932 v. Klub ehem. 21er Jäger“

Für die Gefallenen des ungarischen Infanterieregiements Nr. 48 Ostwand des Chores, 1931. Text: „1798-1918 Zur ehrenden Erinnerung an alle waehrend des 120 jaeh. Bestandes des ungarisch. k.u.k. Inf.Rgmts No 48 hos bajtarsaink örök emlekere. Die Kameraden und Angehörigen 1931“.

Für die Gefallenen des Feldkanonenregiments Nr. 42 Westwand des Chores, Text: „Dem Andenken an die im Weltkriege 1914-1918 heldenmütig Gefallenen des Feldkanonenregimentes 42 von ihren Kameraden in Treue gewidmet“.

Geschichte

An der Augustinerkirche in Wien (Hofpfarre von 1634 bis 1918) wirkte der Orden von 1327 bis 1836. 1951 übernahmen sudetendeutsche Augustiner wieder die Betreuung der Kirche und des Klosters.[1]


Die Augustiner-Eremiten hatten bereits vor der Gründung des Augustinerklosters durch König Friedrich den Schönen eine Niederlassung im Herzogtum Österreich: St. Johann im Werd, außerhalb der Stadtmauern der Stadt Wien. Ursprünglich hatte Friedrich die Stiftung eines Zisterzienserklosters geplant, er soll jedoch aus Dankbarkeit für die erfolgreiche Vermittlung der Aussöhnung mit Ludwig dem Bayern durch den an seinem Hof tätigen Augustiner-Eremiten Konrad, einem berühmten Prediger, das Kloster dann für dessen Orden gestiftet haben. Am 1. Mai 1327 übertrug er diesem in Gegenwart der Herzöge Albrecht und Otto sowie zahlreicher Grafen, Adeliger und Wiener Bürger den Bauplatz neben der Burg, der direkt an den damaligen Burggarten und die Stadtmauer angrenzte.[2]

Die Kirche St. Augustin wurde zur Hofpfarre erhoben.[3].

Nicht mehr erhaltene "Besitzungen" der Augustiner-Eremiten

Der Augustinerturm befand sich auf der Ringmauer. Er gehörte dem Augustinerkloster, dem seine Errichtung 1354 erlaubt wurde, war aber auch Teil der Wiener Stadtbefestigung. Erbaut wurde er um / nach 1354 im Auftrag des Augustinerklosters zur Unterbringung seiner Aborte ("privets") erbaut. Bereits um 1596 wurde er abgebrochen. Er befand sich in etwa an der Schnittstelle des Haupttraktes und des südöstlichen Seitentraktes der heutigen Österreichischen Nationalbibliothek.[4]

Erinnerungen an die Augustiner-Eremiten im heutigen Wien

  • Der Augustinerwald in Hadersdorf war früher einmal im Besitz des Augustinerklosters. Daran erinnert ein sich dort befindlicher Grenzstein aus dem Jahr 1677, welcher damals die Grenze zwischen dem Augustinerwald zum Wald der [[Kartause Mauerbach}} markiert hat.[5]

Augustinerorden im heutigen Österreich

Die Augustiner Eremiten, seit 1968 nur mehr als Augustinerorden bezeichnet, werden zu den sogenannten Bettelorden gezählt. Entstanden 1256 aus dem Zusammenschluss mehrerer italienischer Eremitenverbände, unterstehen sie der Regel des Heiligen Augustinus. Auf dem Gebiet des heutigen Österreich bildeten sich drei Ordensprovinzen:

Unter Kaiser Joseph II. wurden im Rahmen seiner der "Josephinischen Kirchenreformationen" alle im heutigen Österreich gelegenen Augustinerklöster aufgehoben.[1]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Augustinerkloster Wien, Ordensgemeinschaften.AT, abgerufen am 29. August 2021
  2. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 72
  3. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 414. digital
  4. vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Augustinerturm. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 198.
  5. vgl. Augustinerkloster (Grenzstein) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien, abgerufen am 29. August 2021

Anmerkungen