Österreichischer Auslandsdienst (Verein)
Der Verein Österreichischer Auslandsdienst entsendet im Rahmen des Österreichischen Auslandsdienstes jährlich Auslandsdiener an bis zu 90 verschiedene anerkannte Dienststellen in 42 unterschiedlichen Ländern, um einen Freiwilligen- oder Zivilersatzdienst in Form eines Gedenk-, Sozial- oder Friedensdienstes zu leisten.
Österreichischer Auslandsdienst | |
---|---|
Zweck: | memoria (Gedenken), misericordia (Barmherzigkeit), pax (Frieden) |
Vorsitz: | Andreas Maislinger |
Gründungsdatum: | 1998 |
Sitz: | Innsbruck |
ZVR | 404125867 (BMI) |
Website: | http://www.auslandsdienst.at/ |
Allgemein
Der Verein Österreichischer Auslandsdienst ist eine vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz anerkannte Trägerorganisation, die Teilnehmern die Möglichkeit bietet, einen Freiwilligen- bzw. Zivilersatzdienst im Ausland zu leisten. Dieser kann im Rahmen des Gedenkdienstes, welcher dem Holocaust-Gedenken dient, in Form des Sozialdienstes, welcher sozial schwache Gruppen und Nachhaltigkeitsinitiativen unterstützt oder durch den Österreichischen Friedensdienste, welcher Friedensprojekte verwirklicht, geleistet werden.[1] Der Verein wurde 1998 von Andreas Maislinger, Michael Prochazka und Andreas Hörtnagl gegründet.[2]
Des Weiteren wird jährlich der Austrian Holocaust Memorial Award an eine Persönlichkeit oder Organisation vergeben, die sich besonders für das [Gedenken an die Verbrechen des Nationalsozialismus engagiert und dadurch innerhalb der Universalität dieses Unrechts und seiner Konsequenzen für die gesamte Menschheit ein Zeichen setzt.[3]
Der Verein
Der Verein Österreichischer Auslandsdienst ist eine vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz gemäß dem Bundesgesetz zur Förderung von freiwilligem Engagement (FreiwG) BGBl. I Nr. 17/2012 idgF[4] anerkannte Trägerorganisation, die Teilnehmern ermöglicht, einen Freiwilligen- bzw. Zivilersatzdienst im Ausland zu leisten. Er ist der einzige Trägerverein, über den alle drei Arten des Auslandsdienstes absolviert werden können. Vor allem zeichnet ihn die Bandbreite und Vielfalt der Empfänger von Auslandsdienern, die weltweit auf allen Kontinenten verteilt sind. Geografisch lassen sich die Einsatzorte in neun Gebiete (Areas) gruppieren. Innerhalb dieser Areas sind einerseits die Institutionen selbst und andererseits die Auslandsdiener sehr stark untereinander vernetzt und realisieren gemeinsame Projekte.[5]
Geschichte
Vorgeschichte
Andreas Maislinger setzte sich ab dem Ende der 1970er Jahre[6] für die gesetzliche Verankerung einer Art des Wherersatzdienstes in Österreich ein, die die Aufklärung über den Holocaust zum Ziel hatte.[7] Auf eine Einladung von Anton Pelinka hatte er am 10. Oktober 1980 zu Gast im „Kreuzverhör“ bei Dolores Bauer die Möglichkeit, seinen „Zivildienst in Auschwitz“[8]vorzustellen. Bundespräsident Rudolf Kirchschläger hatte sein Konzept jedoch abgelehnt, ein Österreicher habe in Auschwitz nichts zu sühnen.[9]Später hat Kirchschläger „das positive Ergebnis“ des von Maislinger „durchgesetzten Gedenkdienstes“ jedoch anerkannt.[10] 1980/81 war Maislinger mit Joachim Schlör Freiwilliger im von Volker von Törne und Christoph Heubner geleiteten Polenreferat der deutschen Aktion Sühnezeichen Friedensdienste tätig.[11] Im Museum Auschwitz-Birkenau betreute er deutsche Jugendgruppen. Nach seiner Rückkehr war er noch stärker davon überzeugt ein ähnliches Programm auch in Österreich zu verwirklichen.[12]Unterstützt wurde er dabei vor allem von Simon Wiesenthal, Teddy Kollek[13]Ari Rath, Herbert Rosenkranz, Gerhard Röthler und Karl Pfeifer. Einer der Söhne Röthlers hat später Gedenkdienst geleistet und Pfeifer veröffentlichte ein Interview in der IKG Zeitschrift „Die Gemeinde“.[14]
Realisierung
Im Mai 1991 wurde Andreas Maislinger schließlich in einem Brief [10] von Innenminister Franz Löschnak darüber informiert, dass der Gedenkdienst von der österreichischen Regierung als Alternative zum Zivildienst zugelassen wird und die dafür notwendigen Mittel bis zu einem festgelegten Rahmen vom Bundesministerium für Inneres getragen werden. Am 1. September 1992 konnte der erste Gedenkdiener seinen Dienst im Museum Auschwitz-Birkenau antreten.[15]
Entwicklung
Im November 1997 wurde eine gesetzliche Neuregelung des Auslandsdienstes beschlossen, die ab diesem Zeitpunkt auch Sozial- und Friedensdienste außerhalb von Österreich ermöglichte. 2001 wurde unter Innenminister Ernst Strasser ein Auslandsdienst-Förderverein[16] eingerichtet, der die Mittel an unabhängige Trägerorganisationen, wie zum Beispiel den Österreichischen Auslandsdienst, weiterverteilt. Seit 2016 sind laut Österreichischem Freiwilligengesetz Männer und Frauen gleichgestellt. Nun können nun auch interessierte junge Frauen jede Art von Auslandsdienst leisten. Gleichzeitigist die Bereitschaft unter der jungen Bevölkerung stark gewachsen, einen Freiwilligendienst im Ausland zu leisten. Das hat dazu geführt, dass die Trägerorganisationen nicht all den Anfragen der Interessenten aufgrund begrenzter Möglichkeiten und Förder-Ressourcen noch nicht nachkommen können. Gemeinschaftlich hofft man nun auf eine Anpassung der Fördermittel von der Republik Österreich.[17] Inzwischen haben mehr als 1.000 junge Österreicher ihre Zivildienstpflicht im Ausland abgeleistet. Heute ist der Verein Österreichischer Auslandsdienst die einzige Trägerorganisation, die Gedenk-, Sozial- und Friedensdienst anbietet und auf allen sechs Kontinenten aktiv ist.
Finanzierung
Der Verein Österreichischer Auslandsdienst ist eine von der Republik Österreich anerkannte Trägerorganisation des Auslandsdienst Österreichs und wird über das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz im Sinne des § 27a des FreiwG gefördert.[18]
Einsatzstellen
Staat | Stadt, Ort | Projektname
Objektname |
Art (GD, SD, FD) |
---|---|---|---|
Vereinigte Staaten von Amerika | New York City | American Jewish Committee (AJC) | GD |
Frankreich | Paris | w:Amicale de Mauthausen | GD |
Polen | Oświęcim | Auschwitz Jewish Center | GD |
Frankreich | Paris | Bibliotheque de l'Alliance Israelite Universelle | GD |
Belgien | Brüssel | CEGESOMA - Centre d'Ètude Guerre et Sociéte | GD |
Südafrika | Kapstadt | Cape Town Holocaust and Genocide Centre | GD |
Brasilien | Petrópolis | w:Casa Stefan Zweig | GD |
China | Shanghai | Center of Jewish Studies Shanghai | GD |
Frankreich | Oradour-sur-Glane | Centre de la mémoire d'Oradour | GD |
Südafrika | Durban | Durban Holocaust & Genocide Centre | GD |
Belgien | Brüssel | European Union of Jewish Students | GD |
Frankreich | Paris | Fondation pour la mémoire de la déportation | GD |
Italien | Mailand | Fondazione Centro di Documentazione Ebraica Contemporanea (CDEC) | GD |
Italien | Rom | Fondazione Museo della Shoah | GD |
Italien | Prato | Fondazione Museo e Centro di Documentazione della Deportazione e Resistenza Luoghi della Memoria Toscana | GD |
Polen | Krakow | Galicia Jewish Museum | GD |
Schweiz | Zürich | Gamaraal Foundation | GD |
Neuseeland | Wellington | Holocaust Centre of New Zealand | GD |
Kanada | Montreal | Holocaust Education and Genocide Prevention Foundation | GD |
Vereinigte Staaten von Amerika | Los Angeles | Holocaust Museum LA | GD |
Schweden | Uppsala | Hugo Valentin Centre | GD |
Deutschland | Berchtesgaden | Institut für Zeitgeschichte - Dokumentation Obersalzberg | GD |
Weißrussland | Minsk | Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte Johannes Rau Minsk | GD |
Kroatien | Jasenovac | Jasenovac Memorial Site | GD |
Vereinigtes Königreich | London | Jewish Care - Holocaust Survivors' Center | GD |
Tschechien | Praha | Jewish Community Prague | GD |
Australien | Melbourne | Jewish Holocaust Centre | GD |
Griechenland | Athen | Jewish Museum of Greece | GD |
Südafrika | Johannesburg | Johannesburg Holocaust and Genocide Centre | GD |
Deutschland | Augsburg | Jüdisches Museum Augsburg | GD |
Deutschland | Berlin | Jüdisches Museum Berlin | GD |
Deutschland | München | Jüdisches Museum München | GD |
Serbien | Belgrad | Jüdisches historisches Museum Belgrad - Verband der jüdischen Gemeinden Serbiens | GD |
Lettland | Rīga | Lettisches Okkupationsmuseum & Museum 'Juden in Lettland' | GD |
Kroatien | Sapjane | Maritime and History Museum of the Croatian Littoral - Memorial Centre Lipa Remembers | GD |
Vereinigte Staaten von Amerika | Los Angeles | Museum der Toleranz des Simon Wiesenthal Centers | GD |
Vereinigte Staaten von Amerika | New York City | Museum of Jewish Heritage - A Living Memorial to the Holocaust | GD |
Slowenien | Ljubljana | National Museum of Contemporary History | GD |
Polen | Warschau | POLIN - The Museum of the History of Polish Jews | GD |
Russland | Moskau | Russian Research and Educational Holocaust Center | GD |
Kanada | Toronto | Sarah and Chaim Neuberger Holocaust Education Centre | GD |
Deutschland | Berlin | Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum | GD |
Deutschland | Wolfenbüttel | Stiftung niedersächsische Gedenkstätten - Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel | GD |
Ungarn | Budapest | Tom Lantos Institute | GD |
Vereinigte Staaten von Amerika | Los Angeles | USC Shoah Foundation | GD |
Vereinigtes Königreich | London | Wiener Holocaust Library for the Study of the Holocaust & Genocide | GD |
Israel | Tel Aviv | Wiener Library for the Study of the Nazi Era and the Holocaust - Elias Sourasky Central Library | GD |
Vereinigte Staaten von Amerika | New York City | World Jewish Congress | GD |
Israel | Jerusalem | Yad Vashem | GD |
Lettland | Rīga | Žanis Lipke Memorial | GD |
Uganda | Zigoti | A chance for children - Kindern eine Chance | SD |
Indien | Pune | Ashraya Foundation for Children | SD |
Indien | Irumbai | Auroville Institute of Applied Technology (AIAT) | SD |
Uganda | Kalangala | Bbanga Project | SD |
Guatemala | Guatemala-Stadt | Casa Estudiantil ASOL Asosiación Solidaridad para la Educación y la Cultura | SD |
Gabun | Lambarene | Centre de Recherches Medical de Lambarene | SD |
Costa Rica | Longo Mai | Finca Sonador - Europäische Kooperative Longo Mai | SD |
Nicaragua | Granada | Fundación Casa de los Tres Mundos | SD |
Israel | Ra'anana - Understanding Israel | Loewenstein Medical Center (Beit-Cholim Loewinstein) | SD |
Israel | Kfar Saba - Understanding Israel | NAAMAT Children Day Care Center | SD |
Indien | Sidhbari | Nishtha Rural Health, Education & Environment Centre | SD |
Argentinien | Buenos Aires | Offenes Herz Argentinien | SD |
El Salvador | San Salvador | Offenes Herz El Salvador - Asociación Puntos Corazón | SD |
Italien | Procida | Offenes Herz Italien Procida (Punto Cuore Procida) | SD |
Peru | Lima | Offenes Herz Peru - Asociación Puntos Corazón | SD |
Indien | Auroville | SVARAM Musical Instruments & Research | SD |
Indien | McLeod Ganj | w:Tibetan Settlement Office | SD |
Costa Rica | La Gamba | w:Tropenstation La Gamba | SD |
Georgien | Tiflis | Act for Transformation Caucasus Office | FD |
Ruanda | Kigali | Aegis Trust Rwanda / Kigali Genocide Memorial | FD |
China | Peking | Beijing International Peace Culture Foundation | FD |
Belgien | Brüssel | Bnai Brith International | FD |
Kroatien | Osijek | Centre for Peace, Nonviolence and Human Rights-Osijek | FD |
Vereinigte Staaten von Amerika | Dayton, Ohio | Dayton International Peace Museum | FD |
Niederlande | Den Haag | Friedenspalast Den Haag Carnegie Foundation | FD |
Spanien | Gernika | Gernika Gogoratuz Peace Research Center | FD |
Serbien | Belgrad | Haver Srbjia | FD |
China | Nanjing | John Rabe and International Safety Zone Memorial Hall | FD |
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Shawa: Home. In: Österreichischer Auslandsdienst. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ Christoph Shawa: Home. In: Österreichischer Auslandsdienst. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ 06 14 Uhr, 03 Mai 2013: Austrian Holocaust Memorial Award verliehen. 3. Mai 2013, abgerufen am 20. Juni 2021.
- ↑ Anerkannte Träger. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ Christoph Shawa: Einsatzstellen. In: Österreichischer Auslandsdienst. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ auslandsdienst - Briefe. 21. Mai 2011, abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ „Zivildienst in Holocaust Gedenkstätten“, ORF „Moment – leben heute“. In: Österreichischer Auslandsdienst. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ Stattblatt 22/1980. 9. März 2001, abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ 07 10 2017 um 20:53 von Rejola: Die Alternative zum Heer. 7. Oktober 2017, abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ 10,0 10,1 10 Jahre Auslandsdienst. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ Porträt: Wehrdienstverweigerer Andreas Maislinger lebt alternativen Friedensdienst vor – Einsam unter Friedensengeln, profil Nr. 28. In: Österreichischer Auslandsdienst. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ „Zivildienst in Holocaust Gedenkstätten“, ORF „Moment – leben heute“. In: Österreichischer Auslandsdienst. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ Teddy Kollek zum Projekt Gedenkdienst, Tiroler Tageszeitung, 12.01.1993. In: Österreichischer Auslandsdienst. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ Die Gemeinde 22. Dezember 1982. 9. März 2001, abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ Tiroler Tageszeitung; 12./13. September 1992. 9. März 2001, abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ Tiroler Tageszeitung; 12./13. September 1992. 9. März 2001, abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ #Europa4me: Auslandsdienst – Erfahrung fürs Leben? ep.12. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- ↑ ADVOKAT Unternehmensberatung: § 27a FreiwG (Freiwilligengesetz) - JUSLINE Österreich. Abgerufen am 13. Februar 2021.