Friedrich von Gars (* im 14. Jahrhundert; † 1403, zwischen dem 3. Mai und dem 21. Juli) war ein Kanzler von Herzog Leopold (IV.) von Österreich ("Leopold dem Stolzen") sowie der Protonotar und tatsächliche Kanzleileiter von Herzog Albrecht (IV.) von Österreich ("Albrecht dem Geduldigen").

Herkunft und Familie

Friedrich von Gars war bürgerlicher Herkunft. Er war der Schwager von Friedrich und Hans Behem, die viele Jahre als Stadtrichter von Eggenburg belegt sind. Außerdem war er ein Verwandter des gelehrten Rechtswissenschaftlers Leonhard Schauer, Offizial des Hochstiftes Passau in Wien.[1] Sein Testament legt nahe, dass seine Familie in der Stadt Eggenburg beheimatet war.[2]

Leben

Friedrich von Gars ist 1378 als Pfarrer der reichen landesfürstlichen Patronatspfarre Gars-Eggenburg, nach welcher er sich benannte, erstmals urkundlich belegt. Im Folgejahr studierte er an der Universität in Bologna, wo er 1380 Prokurator der "Deutschen Nation" war.[1] 1383 immatrikulierte er an der Wiener Universität, 1387 wurde er ihr Rektor. Nach seiner Rückkehr aus Italien war er außerdem bis ca. 1387 Erzieher von Herzog Albrecht (IV.), dessen Vater, Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe"), ihn am 8. November 1386 zum Hofkapellan ernannte.[3]

Um 1392 begann Herzog Leopold (IV.) von Österreich seinen eigenen Hof und Beraterstab aufzubauen und machte Friedrich von Gars zu seinem Kanzler. Es gilt in der Forschung als dessen Verdienst, dass Herzog Leopold innerhalb weniger Monate über eine gut organisierte und leistungsfähige Kanzlei verfügte. Als Vorsteher dieser Kanzlei ist Friedrich von Gars erstmals im Mai 1392 belegt. Im Frühjahr 1393 begleitete er Herzog Leopold (IV.) in die "Vorderen Lande". Bereits um 1394/95 wurde er aber von Ulrich, dem Kammerschreiber von Herzog Albrecht (III.), abgelöst, der erstmals am 1. Mai 1495 als Kanzler von Herzog Leopold (IV.) bezeugt ist. Die Gründe für diesen Wechsel sind unbekannt.[3]

Friedrich von Gars kehrte daraufhin nach Wien zurück. Im August 1395 zählte er zu jenen Personen, die in Laxenburg den letzten Willen von Herzog Albrecht (III.) bezeugten. In den Auseinandersetzungen um die Nachfolge findet er sich auf Seiten von Herzog Albrecht (IV.).[3] Er dürfte von Anfang an die Geschäfte von dessen Kanzlei geführt haben, obwohl deren Leitung zunächst nominell dem Bischof Georg von Passau übertragen wurde. Seit Herbst 1397 galt er jedenfalls auch offiziell als Kanzleichef. Seine häufige Nennung in Kanzleivermerken belegt, dass er zu den engsten Beratern von Herzog Albrecht (IV.) zählte. Während dessen Pilgerreise ins Heilige Land im September 1398 zählte Friedrich von Gars zu jenen Personen, welche der Herzog während seiner Abwesenheit mit der Wahrnehmung seiner Interessen betreut hatte. Seit 1400 war Friedrich von Gars außerdem Domdechant des Passauer Domkapitels, eine Bischofswürde blieb ihm aber versagt. Nicht gerade einfach gestaltete sich dagegen sein Verhältnis zu Bischof Berthold von Freising, dem einflussreichen langjährigen Kanzler von Herzog Albrecht (III.), der nach dessen Tod als Kanzler für Herzog Wilhelm von Österreich fungierte. Friedrich von Gars konnte nicht verhindern, dass die Agenden der Kanzlei seines Herzogs ständig zugunsten von Herzog Wilhelms Kanzlei beschnitten wurden.[4]

Nach seinem Tod im Frühsommer 1403 wurde Friedrich von Gars in der Katharinenkapelle der Pfarrkirche von Gars am Kamp beigesetzt. Nach seinem Testament sollte dort für ihn eine Marmorplatte mit Epitaph errichtet werden.<ref name="lackner351">

Friedrich von Gars und sein Testament

Nach seinem Testament, welches er am 3. Mai 1403 bezeugen ließ, war Friedrich von Gars ein vermögender Mann. So besaß er in Wien in unmittelbarer Nähe zur Juristenschule der Wiener Universität ein Haus in der Schulerstraße, welches er der Stadt Wien mit der Auflage vererbte, dort eine Stiftung für mittellose Frauen einzurichten. Dieses Stiftung wurde realisiert und bestand noch 1510. Friedrich von Gars hinterließ außerdem Kleinodien, darunter ein silbernes Reliquienkreuz mit einem Splitter vom Heiligen Kreuz, welches er Herzog Albrecht (IV.) zugedacht hatte, und eine schöne Bibliothek mit rechtswissenschaftlichen Werken, nützlichen Formel- und Kanzleibehelfen und einer Handschrift der Briefsammlung des Petrus von Blois. Diese vermachte er dem herzoglichen Notar Andreas Plank, der ihm als Inhaber der Pfarre Gars-Eggenburg nachfolgen sollte. Den Hofmeister, den Kammermeister und den Kammerschreiber von Herzog Albrecht (IV.) sowie den Forstmeister Hans von Dietrichstock und den Hofrichter Albrecht Ottensteiner bedachte er in seinem Testament mit Schmuckstücken.<ref name="lackner351">

Literatur

  • Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406). Habilitationsschrift, Wien, 2001. 2 Bde.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 349
  2. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 349, Fußnote 222
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 350
  4. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft, 2001, Bd. 2, S. 351

Anmerkungen