Johann Schöberl (* 1851; † 1930)war ein Unternehmer in Perg.

Unternehmerische Tätigkeit

Johann Schöberl war Hufschmied und pachtete 1879 die Schmiede in Perg am Standort Markt 100 (heute Naarner Straße 6), wo er eine Reparaturwerkstätte betrieb. 1885 erwarb er im Wege einer Versteigerung den Ölstampf mit der dazugehörigen Wasserkraft am Standort Untervormarkt 38 in Perg (Kickenau) und erzeugte und reparierte dort landwirtschaftliche Maschinen.[1] Noch im selben Jahr inserierte er mehrfach in der Linzer Tagespost Produkte seiner Maschinenwerkstätte in Perg.[2] 1885 wurde er für seine Teilnahme beim Linzer Volksfest und 1886 für die Teilnahme am Welser Volksfest mit einer Medaille ausgezeichnet.

Maschinenfabrik Johann Schöberl & Söhne

1913 traten die Söhne Josef, Anton und Gustav in den den Betrieb ein und führten den Betrieb nach dem Krieg gemeinsam bis 1933.

1914 erwarben Anton und Zäzilia Schöberl von Josef Schreihofer ein Grundstück in der Bahnhofstraße und errichteten dort ein Wohn- und Geschäftshaus mit der Hausnummer Markt 170, heute Bahnhofstraße 24. Das Haus diente auch als Verkaufsstelle für die Maschinenfabrik in der Kickenau. Anton Schöberl fungierte von 1920 bis 1932 als Obmann des ÖTB Turnvereins Perg 1897, der damals unter der Bezeichnung Deutscher Turnverein in Perg, Ob.-Österr. bzw. Deutsch-völk. Turnverein Perg oder auch einfach Turnverein Perg. Unter seiner Obmannschaft wurde die Turnhalle in der damaligen Laaber Straße (heute Dirnberger-Straße an der Ecke zur heutigen Jahnstraße) errichtet.

1915 firmierte das Unternehmen als offene Handelsgesellschaft mit der Bezeichnung Johann Schöberl und Söhne. Während des ersten Weltkrieges wurden in der Fabrik Schrapnellhülsen erzeugt. Zu den Produkten, die nach dem Krieg erzeugt, repariert und auch gehandelt wurden, zählten im Lauf der Zeit neben landwirtschaftlchen Maschinen Pumpen, Motoren, Schrot- und Obstmühlen, Kreissägen und anderes mehr. 1926 brannte die Fabrik ab. Der Geldmangel in landwirtschaftlichen Kreisen war auch im Betrieb fühlbar.[3]

Zunächst schied Gustav Schöberl aus dem Unternehmen aus und eröffnete einen eigenen Betrieb. Nach dem Ausscheiden von Anton Schöberl führte Josef Schöberl ab 1933 den Betrieb alleine weiter.

1937 kam es zur Versteigerung und die Sparkasse der Marktkommune Perg übernahm die Liegenschaften. Nach einer Konsolidierung konnte Josef Schöberl den Betrieb wieder übernehmen.

Nach dem Wiederaufbau des Unternehmens nach 1945 mit der Erzeugung hydraulischer Obstpressen, Schlagmühlen zur Futteraufbereitung und Aufnahme des Landmaschinenhandels übergab Josef Schöberl 1958 das Unternehmen an Friedrich Schöberl, der ab 1961 alleiniger Eigentümer war. Er befasste sich mit einer Spezialisierung der Maschinenfabrik auf Hubstapler, baute 1971 neue Firmenhallen und errichteten Vertriebs- und Servicestellen in Kärnten (Villach) und Tirol (Wörgl).

1977 kam es nach einer Insolvenz zum Verkauf an Walter Urbaner (* 1926 in Lienz) und Ewald Kolar (* 1941 in Linz), die das Unternehmen als Jumbo Gabelstapler Urbaner und Kolar Gesellschaft m.b.H. weiterführte.

Produkte der Maschinenfabrik Schöberl

  • 1924: Ackergeräte aller Arten von der Firma Hofherr-Schrantz-Clayton-Shuttleworth, Wien (Sämaschinen, Düngerstreuer, Kultivatore, Pflüge, Rübenbaugeräte usw.),
  • 1924: weiters Hächsler für Hand- und Kraftbetrieb bis zu den größten Dimensionen auf Holz- und Eisengestell, Rübenschneider, Schrotmühlen.
  • 1924: Hausmühlen Ideal, Brennholz-Kreissägen, Saumsägen, Bandsägen, Transmissionen, Riemenscheiben, Elektromotore, elektrisches Material aller Art[4]
  • 1930 erwarb die Freiwillige Feuerwehr ihre erste Motorspritze bei Schöberl. Das als Kleine Motorspritze bezeichnete Gerät wurde vom Unternehmen für Entwässerungen, für Gärtnereien und als Feuerwehrspritze angepriesen, war leicht transportabel und konnte überall aufgestellt werden.[5] Die 90 Kilogramm schwere Pumpe Nr. 101 wurde als Type S.M.K. bezeichnet und hatte eine Motorleistung von 6 PS (43,41 kW). Bei der Überprüfung der Kleinmotorspritze wurde festgestellt, dass die von der Firma angegebene Wasserlieferung von 250 l/min.. bei 4 Atm. überschritten wurde und als für Feuerlöschzwecke sehr geeignet befunden.[6]
  • bis 1962: Hydraulische Obstpressen, Schlagmühlen, Kreissägen
  • 1962: Generalvertretung der ASEA-Werke für Österreich mit dem gesamten Elektroprogramm
  • 1965: Bau von Gabelstaplern und Beginn der Exporttätigkeit in die Schweiz und in die Bundesrepublik Deutschland
  • 1973: Jumbo-Gigant-Allzwecklader speziell für die Sägeindustrie.

Einzelnachweise

  1. Franz Moser: Ehrenbürger und große Persönlichkeiten, in: Heimatbuch der Stadt Perg 2009, Linz, 2009, ISBN 978-3-902598-90-5, S 356
  2. Johann Schöberl: Kleinanzeige. In: Tages-Post, 5. Februar 1885, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt und Johann Schöberl: Kleinanzeige. In: Tages-Post, 4. Februar 1885, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tpt
  3. Die landwirtschaftliche Maschinenfabrik Schöberl & Söhne, in: Perg, Ob.-Öst., Illustriertes Heimatbuch von Florian und Konrad Eibensteiner, Perg, Im Selbstverlag, 1933, S 128
  4. Ganzseitiges Inserat im Machländer Volksboten, Nr. 10 vom 7. März 1924, S 4
  5. Ansichtskarte mit fünf Fotos, für Werbezwecke hergestellt, von der Druckerei Emil Prietzel, Steyr
  6. CTIF, International Association of Fire and Rescue Services, Die Motorisierung der Feuerwehren, 24. Tagung der internationalen Arbeitsgemeinschaft für Feuerwehr- und Brandschutzgeschichte im CTIF vom 5. bis 7. Oktober 2016, Beiträge aus Österreich, S 271