Auf dem Nenzingerberg in der Gemeinde Nenzing, Vorarlberg, bestand jahrhundertlang eine Walsersiedlung. Die Siedlung am Nenzingerberg hatte bis zu neun Bauernhöfe und wurde 1927/1928 abgesiedelt. In der Kapelle am Nenzingerberg befindet sich eine Hinweistafel, die an diese ehemalige Walsersiedlung erinnert.[1]

Blick vom Galinakopf auf den Nenzingerberg, darunter Ludesch und dahinter Laz

Lage

Dieser ehemalige Ortsteil Nenzingerberg liegt etwa zwischen 1100 m ü. A. und 1500 m ü. A. und steigt sanft an. Das heute noch bestehende Alpgebäude auf etwa 1240 m ü. A.

Etwa 2,4 Kilometer Luftlinie im Norden liegt das Zentrum der Marktgemeinde Nenzing. Südsüdwest etwa 9 Kilometer entfernt ist der Ortsteil Nenzinger Himmel. Etwa 1,8 Kilometer nordwestlich Luftlinie die Mautstation Stellveder (beim Bergkastell Stellfeder bzw. der Wegkapelle Stellveder).

Geschichte

Am Nenzingerberg (früher auch Nancingareberge genannt) bestand im Frühmittelalter eine Hofstatt (Villa), deren Zehent von Berno von Reichenau im Jahr 1056 getauscht wurde.[2]

Am Nenzingerberg wurden im Zuge der verstärkten und gezielten Besiedelung des Rheintals und Walgaus durch Walser im 15. Jahrhundert einige Familien auch dort von der Obrigkeit ansässig gemacht.[3] Die bisherigen Bevölkerung in Nenzing am Talboden sprachen noch Rätoromanisch, die Walser deutsch. Bereits aus diesem Umstand ergaben sich Spannungen.[4] Zudem waren die Walser persönlich frei und von Steuern und Abgaben weitgehend befreit. Die früheste urkundliche Nennung der acht Höfe auf dem Nenzingerberg konnte von Werner Vogt um 1503/1513 nachweisen. Die Namen der Höfe wurden von ihren Besitzern abgeleitet: Schallerthof, Floreshof, Zenashof, Bischofshof, Seppashof, Hotzlerhof und Hof im Bläsiloch.[5]

Einer der Schwabenkinderwege führte von Brand über den Nenzingerberg nach Rankweil.[6]

Auf dem Nenzingerberg gab es zumindest von 1815 an auch eine eigene Schule.[3][7] 1911 hatte die Schule am Nenzingerberg noch 9 Kinder.[8] Am Morgen des Freitag, 17. Dezember 1920, brach in dem Bauernhaus, in dem die Schule untergebracht war, ein Feuer aus und vernichtete das Haus samt der Schuleinrichtung.[9]

In den Jahren bis 1927 erwarb auf Initiative des Feldkircher Vizebürgermeisters Johann Kühne[5] die Gemeinde Feldkirch 557 Mittmel[10] der nunmehrigen Alpe Nenzingerberg.[11] Gemäß der Stadtvertretungssitzung vom 17. Mai 1927 musste die angekaufte Alpe einer Interessenschaft der alpenden Viehbesitzer übertragen werden, welche auch für die weiteren Kosten aufzukommen hatte.[12] Der Kauf erfolgte auch deswegen, weil sich Interessenten aus Liechtenstein dafür fanden und dieser Verkauf an liechtensteinische Bauern in Vorarlberg nicht gewünscht war.[13][14] 1930 hatte die Alpe eine Gesamtfläche von rund 100 Hektar und war für die Sömmerung von rund 180 Rinder und Kälber ausgelegt.[15] . Die meisten Häuser wurden abgebrochen oder durch Alpgebäude ersetzt.[3] Es kamen im Laufe der Jahre noch weitere Grundstücke hinzu.

Von der ursprünglichen Siedlung erhalten ist die Kapelle am Nenzingerberg (St. Martinskapelle).

1955 verließen die letzten Nachfahren der Walser den Nenzingerberg (den sogenannten „Innersten Hof“)[3], der heute Jägern als Unterkunft dient. Die Alpe wurde von Feldkircher Bauern bis in die späten 1960er-Jahre genutzt, dann bis 1982 von Bürserberger Bauern. Seither ist die Agrargemeinschaft Nenzing Pächter für diese aus 51 Hektar Weidefläche und 35 Hektar Wald bestehende Alpe.[5] 1973 wurde eine Straße gebaut. 2001/2002 wurde das Alpgebäude saniert.[5]

Bevölkerung und Infrastruktur

Am Nenzingerberg lebten in der früher bestehenden Dauersiedlung etwa um 50 Personen. 1841 waren am Nenzingerberg acht Häuser anzufinden.[16] 1911 waren es noch 21 Personen.[17] Um 1925 war nur noch ein Hof bewohnt.[18]

Wanderung

Der Nenzingerberg kann einfach von der Mautstation / Parkplatz Stellfeder erreicht werden. Vom Gamperdonaweg in den Nenzinger Himmel zweigt nach links der Weg in Richtung Nenzingerberg ab. Nach rund einer Stunde erreicht man den Nenzingerberg.[19]

Handwerk, Gewerbe

Die Bewohner vom Nenzingerberg lebten vorwiegend vom Eigenanbau an Feldfrüchten und der Viehzucht und den daraus gewonnen Produkten.[5]

Literatur

  • Thomas Gamon (Hrsg.): Der Nenzingerberg. Das verlassene Walserdorf, Schriftenreihe Nenzing, Band 4, Nenzing 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Kirchen und Kapellen von Nenzing, Salzburg 2014, Verlag St. Peter, S. 38.
  2. Schweizerisches Urkundenregister, Bern 1863, S. 363 (google books).
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Birgit Ortner u. a. In: Nenzinger Schriftenreihe. Nummer 4, Archiv der Marktgemeinde Nenzing (Hrsg.): Der Nenzingerberg – Das verlassene Walserdorf. Nenzing 2007, ISBN 978-3-900143-06-0.
  4. Elmar Schallert: Gasthäuser und Bürgerkultur im alten Nenzing, S, 158 (google books).
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Feldkircher Alpbesitz einst und heute, Feldkirch aktuell 5.2007, S. 48.
  6. Elmar Bereuter: Vorarlberg - Schwabenkinder-Wege : auf den alten Wegen der Schwabenkinder durch Vorarlberg und die Grenzgebiete von Tirol und Liechtenstein, München 2012, Bergverlag Rother, ISBN: 978-3-7633-4416-1, S. 256 ff.
  7. Feldkircher Alpbesitz einst und heute, Feldkirch aktuell 5.2007, S. 47.
  8. Vorarlberger Volksblatt vom 20. Oktober 1911, S. 3.
  9. Vorarlberger Volksblatt vom 22. Dezember 1920, S. 3.
  10. 1 Mittmel = 225 Wiener Quadratklafter ≙ etwa 809,2 Qadratmeter, Gesamt somit: 450.724,40 m²
  11. Vorarlberger Landstimme vom 5. Juli 1927, S. 5.
  12. Vorarlberger Landeszeitung vom 20. Mai 1927, S. 3.
  13. Vorarlberger Volksblatt vom 1. März 1930, S. 5.
  14. Vorarlberger Volksblatt vom 26. Mai 1925, S. 7.
  15. Vorarlberger Landstimme vom 31. Juli 1930, S. 5.
  16. Johann Jacob Staffler: Tirol und Vorarlberg, statistisch und topographisch, mit geschichtlichen Bemerkungen, S. 122 (google books).
  17. Vorarlberger Volksblatt vom 26. Jänner 1911, S. 3.
  18. Vorarlberger Landes-Zeitung vom 9. Juni 1925, S. 3.
  19. Wandertipp: Alpweg am Nenzingerberg, Webseite: orf.at vom 16. August 2015.

47.1660919.701349Koordinaten: 47° 9′ 58″ N, 9° 42′ 5″ O