Anna Spieß

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Anna (von) Spieß (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert), geborene Anna Seng, besser bekannt als Anna Spießin, gehörte dem Hof von Erzherzog Siegmund "dem Münzreichen" an, wo sie in den 1480er-Jahren in zweifelhafte Machenschaften verstrickt war.

Hall in Tirol - heute

Herkunft

Anna (von) Spieß war die Tochter des in Hall ansässigen Sigmund Seng († vor/um 1473[A 1]).[1] Verheiratet war sie mit dem Adligen Leopold (von) Spieß († vor 1485), der in Hall das Haus "im Graben" besaß.[2] Dieser war später Pfleger[A 2] von Thaur.[3]

Leben

Über Anna Spieß gibt es eine ganze Menge Informationen, deren Zuverlässigkeit allerdings kritisch zu hinterfragen ist. Offensichtlich war sie eine Dame mit Einfluss am Hof des Tiroler Landesfürsten, was keineswegs nur positiv wahrgenommen wurde.

Nach dem Tod ihres Ehemannes ist Anna Spieß in Hall als Inhaberin von grundherrlichen Rechten belegt.[4] Da ihr Ehemann ein Rat und Vertrauter von Erzherzog Siegmund war, hielt sie sich oft an dessen Hof auf, wo sie auch nach dem Tod ihres Ehemannes nachgewiesen ist.[1] In der Literatur wird sie oft als Vertraute von Herzog Siegmund bezeichnet, in einigen älteren Arbeiten (so zum Beispiel bei Riezler) auch als seine Maitresse.[5] Während des Innsbrucker Hexenprozess (1485) gibt es einige Hinweise darauf, dass der Inquisitor Heinrich Kramer plante, sie ebenfalls anklagen zu lassen, womit der Erzherzog auch persönlich in den Prozess involviert gewesen wäre und nicht nur in seiner Funktion als Landesfürst.[6] Offensichtlich war sie wenige Jahre später in die Geschehnisse um die "bösen" Räte verstrickt, jedenfalls teilte sie den Sturz von diesen.[1] 1488 vom Innsbrucker Hof verjagt, soll sie bei Herzog Georg von Baiern-Landshut[A 3] Zuflucht gefunden haben.[5]

Anna (von) Spieß im Kontext von Forschung, Literatur und Legendenbildung

Ob Anna Spieß tatsächlich im "Innsbrucker Hexenprozess" (1484-1486) als treibende Kraft eine entscheidende Rolle spielte, wird in den neueren Forschungsarbeiten von Manfred Tschaikner angezweifelt, der auch die Rolle der "bösen" Räte in diesem Zusammenhang kritisch hinterfragt.[6] Dass sie neben der "Hausmannin" ein weiteres historisches Vorbild für Sabina Jäger, die fiktive Geliebte von Oswald von Wolkenstein und Herzog Friedrich (IV.) von Österreich aus der Sicht des 19. Jahrhunderts gewesen sein dürfte, wurde bisher wissenschaftlich nicht überprüft.

Anna (von) Spieß in Belletristik und Literatur

Literatur

  • Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter (= Tiroler Wirtschaftsstudien. Schriftenreihe der Jubiläumsstiftung der Kammer der gewerblichen Wirtschaft. 54. Folge) . Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2002. ISBN 3-7030-0374-X, siehe Register

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 249
  2. vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 44
  3. vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 45
  4. vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 234
  5. 5,0 5,1 vgl. Sigmund von Riezler: Geschichte der Hexenprozesse in Bayern. Im Licht der allgemeinen Entwickelung dargestellt. Verlag Cotta, Stuttgart, 1896. S. 96, Fußnote (Nachdruck 2015) digital
  6. 6,0 6,1 vgl. Manfred Tschaikner: Hexen in Innsbruck? Erzherzog Sigmund, Bischof Georg Golser und der Inquisitor Heinrich Kramer (1484–1486). In: Der Schlern 88, 2014, Heft 7/8, S. 95f. digital

Anmerkungen

  1. Hinweis nach Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 231, Fußnote 191
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen, Gerichte, Spitäler etc. bedeutet die Verwaltung von diesen. Der Pfleger war für das Gericht, das Spital, die Burg, die dazugehörige Herrschaft etc. zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte.
  3. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  4. Kleinod Tirol wurde zusammen mit den Romanen Boccaccio auf Schloss Tirol und Der Herzog mit der leeren Tasche 1948 als Trilogie "Das Land im Gebirge" herausgegeben und bildet mit Blick auf den zeitlichen Rahmen den Abschluss der Trilogie. Es wurde jedoch etwas früher als die beiden anderen Bücher geschrieben.