Maria Elisabetha Hügelin (* 1662 in Kaisersteinbruch, Westungarn, heute Burgenland5. September 1728, ebendort). Maria Elisabetha Ferrethin, Witwe nach Steinmetzmeister Martin Trumler, Ehefrau des Hofsteinmetzmeisters Elias Hügel.

Italienisch-deutsche Steinmetzmeisterin und Richterin

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Maria Elisabetha Ferrethin

Maria Elisabetha, Tochter des Steinmetzmeisters Ambrosius Ferrethi und der Maria N. Der Vater war in erster Ehe mit Agatha Bregnin aus der bedeutenden Steinmetzfamilie Bregno - Onkel Antonius war kaiserlicher Hofsteinmetz, Vater Hieronymus war auch Meister der Wiener Bauhütte - verheiratet. Sie erwarben den Besitz ihres 1653 verstorbenen, angeheirateten Onkels Pietro Maino Maderno, nobilitierter Hofbildhauer und Richter. Durch diese Verbindungen zum Hofbauamt erhielt Ambrosius als junger Meister den Großauftrag sämtlicher Steinmetzarbeiten beim "Neuen Trakt", dem Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg. Das bestimmte sein weiteres Leben. Seine Frau Agatha verstarb am 28. Januar 1662 mit 24 Jahren, sie hatte ihm den Weg geebnet.

Kurz darauf heiratete er Maria N. Mit ihr hatte er fünf Kinder, drei Töchter überlebten, die Erstgeborene war Maria Elisabetha, im Jahr darauf Anastasia. Die Mutter starb mit 40 Jahren am 2. Februar 1674, der sehr wohlhabende Hofsteinmetzmeister heiratete in dritter Ehe Catharina N. Mittlerweile war Maria Elisabetha 12 Jahre geworden. In wenigen Jahren würde sie die beste Partie im Steinbruch sein. Die dritte Ehefrau ihres Vaters, Catharina, war 1678 Mittelpunkt eines Gerüchtes, das am 25. August zu einem ernstlichen und scharfen Befehl des Abtes Clemens Schäffer führte, ... als wann sich Frau Catharina Ferrethin alda mit einer fleischlichen Unzucht vergriffen hätte ... soll die Person, die das Gerücht angefangen 20 Dukaten zu erlegen verbunden sein. Der Vater erhielt 1680 das Amt des Richters im kaiserlichen Steinbruch.

Martin Trumler aus ihrer italienischen Heimat wurde 1665 Lehrling beim Herrn Vater. 1670 erfolgte seine Freisprechung zum Gesellen. Spätestens nach dem Türkenrummel 1683, wie man es damals nannte, suchte Herr Richter Ferrethi für seine Töchter geeignete Ehemänner, hervorragende Steinmetzen, mit denen er gemeinsam große Aufträge erfüllen konnte. 1684 wurde Maria Elisabetha dem Martin Trumler verheiratet, 1686 Schwester Anastasia dem Giovanni Battista Passerini. Der Ferrethi-Clan arbeitete für den Palatin Paul I. Esterházy, danach viele Jahre für den Fürsten Liechtenstein in seinen Wiener Palästen, auch im Hauptsitz Schloss Eisgrub.

Der Tod des Vaters Der Hofsteinmetzmeister Ambrosius Ferrethi, Richter im Steinbruch starb am 22. Februar 1696. Er hatte die Kaisersteinbrucher Bruderschaft wie ein Pate geleitet, jetzt war eine schwierige Situation. Die logischen Nachfolger waren seine Schwiegersöhne, aber welcher von beiden. Die Bruderschaft durfte daran nicht scheitern. In diesen Jahren hatten bedeutende Änderungen stattgefunden, der Nachwuchs an italienischen Steinmetzen hatte stark abgenommen, Deutsche und Österreicher kamen als Lehrlinge und Gesellen. Hier muss auch in der Umgangssprache ein gleitender Wechsel vollzogen worden sein. Das Richteramt übergab man als Kompromiss dem Eggenburger Steinmetz Reichardt Fux, nach etwa 150 Jahren italienisch-schweizerischer Gemeindeverwaltung eigentlich undenkbar.


Witwen-Vertrag von 1682

Es war der Witwe anheimgestellt, das Gewerbe weiterzuführen, oder es aufzugeben. Mit dem Tag, an dem sie einen berufsfremden Mann heiratete, verlor sie das Recht zur Gewerbeausübung. ... Nach Jahr und Tag mußte die Witwe im Falle, daß eine Verehelichung mit einem Steinmetzmeister, oder wenigstens mit einem tauglichen Gesellen ausblieb, die Ausübung des Gewerbes einstellen.

Dann starb 1705 Maria Reginas Vater. Ihre Mutter Maria Elisabetha, jetzt die Steinmetzmeisterin, hatte sich nach der Zunftordnung wieder zu verheiraten. Sie wählte den Gesellen Elias Hügel, der aus Gemünden am Main im Frankenland zugewandert war. Am 14. November 1706 wurde geheiratet.

Maria Elisabetha Trumlerin

 
Martin Trumler, ihr Vater, Epitaph-Detail, Kartusche mit Steinmetzzeichen, 1705
 
Karlskirche, Auftrag ihres Ehemannes

Ein entscheidendes Ereignis für Maria Regina Trumlerin war der Tod der Großmutter Catharina Hareslebin im August 1707. Der Witwer, Meister Haresleben, 37 Jahre alt und auf dem besten Wege, der Erste im Kaisersteinbruch zu werden, erwählte sie, 19jährig, zu seiner neuen Ehefrau. Am 1. Mai 1708 wurde in der Kaisersteinbrucher Kirche, geheiratet. Beim Schloss Schönbrunn, beim Palais Schönborn-Batthyány, Palais Daun-Kinsky, der Pfarrkirche von Pottendorf, usw. zuletzt bei der Wiener Karlskirche war er tätig. Es waren große Aufträge, so dass einige Meister der Bruderschaft miteinander arbeiteten. Diese Meister waren ihre nächsten Verwandten, Elias Hügel er wird ihr Stiefvater, Simon Sasslaber ihr Vetter und Franz Trumler ihr Bruder.

Maria Elisabetha Hügelin

Wir können vermuten, dass ihre Kontakte zu den Meistern (ihrer engeren Familie) sehr gestört waren, deren Ehre durch dieses Ereignis tief verletzt war. Aber ebenso logisch ist es, dass deren Frauen, vor allem ihre Mutter Maria Elisabetha Hügelin voll hinter ihr standen.

... LIG DA BEGRABEN TUGENDSAM, FRAU MARIA ELISABETHA HÜGELIN WAR MEIN NAME, GEWESTE RICHTERIN UND STEINMETZMEISTERIN ALHIER ...

Literatur

  • Stift Heiligenkreuzer Archiv, Kaisersteinbruch, Hans Georg Haresleben, Franz Trumler ... wegen seiner Excellenc Graf Starhembergischen Pottendorfer Arbeith ..., Rubrik 51/VII/2b. Kirchenbücher, Register, Steinmetz
  • Helmuth Furch, Hans Georg Haresleben, Heiligenkreuzer Untertan und Steinmetzmeister in Steinbruch und Jetzt werden alte Rechnungen bezahlt, ... was mir Elias Hügel usw. zu bezahlen rückständig, in Mitteilungen des Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch Nr. 36, S 10-40, Februar 1995.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, 2 Bde. 2002-2004.
  • Helmuth Furch: Die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, eine Aufzählung 1650-1730, 2007.