Arnold (II.) von Wels-Lambach (* im 10. oder 11. Jahrhundert; † 3. März, vermutlich 1050)[A 1] war Markgraf an der Mur und gilt als Gründer des Stiftes Lambach.

Stift Lambach, Gemälde von Jakob Alt (1789–1872) aus dem Jahr 1838. Arnold II. von Wels-Lambach gilt als Gründer dieses Stiftes, das an der Stelle der Stammburg seiner Familie erbaut wurde.

Herkunft und Familie

Graf Arnold (II.) von Wels-Lambach entstammte einer im Stammesherzogtum Baiern ansässigen Grafenfamilie, das gewöhnlich in der Forschung als die Wels-Lambacher bezeichnet wird. Seine Familie besaß Eigengüter im Gebiet zwischen den Flüssen Enns und Traun.[1] Graf Arnold (II.) gilt als Sohn des Grafen Arnold (I.) von Wels-Lambach († 1020) aus dessen Ehe mit der Aribonin Hiltiburg (Hildburg), einer Tochter des Pfalzgrafen Aribo I. († um 1001/20).[2] Arnolds Bruder, Aribo war Herr der Ennsburg (Ensinburc).[3]

Arnold (II.) war mit Reginlinde (Regila, Regilla) (urkundlich genannt 1025; † 1. Februar, vermutlich 1050) verheiratet, deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist[A 2].[2]

  • Gottfried († 1050), Graf von Pitten, bereits zu Lebzeiten seines Vaters als "marchio" (Markgraf) bezeichnet[1]
  • Arnold (III.) († 1. Februar, vermutlich 1050) ∞ mit Hazecha († 1. Februar, vermutlich 1050), im "Lambacher Nekrolog" als "comes" (Graf) genannt[1]
  • Adalbero († um 1090), der Bischof von Würzburg war und später heilig gesprochen wurde.

Arnold (II.) gilt außerdem als Vater von Ata, der ersten Äbtissin des Benediktinerkloster von Traunkirchen.

Leben

992/93 schloss ein Graf Arnold (I.) von Wels-Lambach, der gleichnamige Vater von Graf Arnold (II.), einen Vertrag mit dem Bischof Christian von Passau († 1013), in dem die Nutzungsrechte des Stiftes von Kremsmünster in den südlich der Traun zwischen den Flüssen Alm und Krems gelegenen gräflichen Wäldern geregelt wurden. Bereits zu dieser Zeit war die im heutigen Lambach gelegene Stammburg der Familie ein wichtiger Stützpunkt. Sie diente außerdem als Zollstelle.[5]

Durch eine Schenkung von König Konrad II. erhielt Graf Arnold (II.) von Wels-Lambach um 1025 Besitz im "March-Donau-Eck", das damals Teil der umstrittenen Grenze zum Ungarischen Königreich war. Um 1035 wurde er außerdem nach dem Sturz von Adalbero von Eppenstein († 1039) Markgraf an der Mur. Das Verwaltungsgebiet dieser Mark befand sich im heutigen Bundesland Steiermark und gilt als das ursprüngliche Zentrum der später entstandenen Markgrafschaft Steier. Arnolds Sohn Gottfried beteiligte sich 1042 am Krieg gegen die Magyaren.[6] Er wurde dafür von Kaiser Heinrich III. mit der Grafschaft Pitten[A 3] belehnt. Um 1042 übte er gemeinsam mit seinem Vater die Herrschaft in der Mark an der Mur aus.

Um 1050 wurde die Familie von Graf Arnold (II.), mit Ausnahme von ihm und seinem Sohn Adalbero, gewaltsam ausgelöscht, vielleicht bei einer Fehde gegen die Traungauer. Nach einer Notiz der "Altaicher Annalen" zum Jahr 1050 kehrte sein Sohn Gottfried zur Stammburg in Lambach zurück, wo er von Feinden umzingelt und getötet wurde. Nach einer Angabe im "Lambacher Nekrolog" waren am 1. Februar, vermutlich im selben Jahr, Arnolds Ehefrau Reginlinde, sein gleichnamiger Sohn Arnold (III.) und seine Schwiegertochter Hazecha gestorben, wobei die Geschichtsforschung annimmt, dass sie getötet worden waren.[7] Arnold (II.) dürfte wenig später, wohl noch im selben Jahr gestorben sein. Nach seinem Tod gelangten die Besitzungen seiner Familie um Wels und Lambach an das Hochstift Würzburg, während sein übriges Erbe in den Besitz der Familien der Traungauer und der Formbacher überging.[8]

Vor seinem Tod ließ Graf Arnold (II.) die Stammburg in Lambach in ein Kollegiatstift umwandeln. Dieses Kollegiatstift wurde unter seinem Sohn Adalbero 1056 ein Benediktinerkloster, das heutige Stift Lambach.[9]

Literatur

  • Roland Anzengruber: Adalbero – Graf von Wels-Lambach. Ein Heiliger aus Oberösterreich. In: Oberösterreichische Heimatblätter 40, 1986, Heft 2, S. 107-117 digital
  • Klaus Lohrmann: "Die Babenberger und ihre Nachbarn". Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2020. ISBN 978-3-205-20636-1

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Oberösterreichische Heimatblätter 40, 1986, Heft 2, S. 107
  2. 2,0 2,1 vgl. Oberösterreichische Heimatblätter 40, 1986, Heft 2, S. 108
  3. vgl. Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 94f.
  4. vgl. Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 210
  5. vgl. Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 94
  6. vgl. Klaus Lohrmann: Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020, S. 95
  7. vgl. Oberösterreichische Heimatblätter 40, 1986, Heft 2, S. 107f.
  8. vgl. Oberösterreichische Heimatblätter 40, 1986, Heft 2, S. 109
  9. vgl. Oberösterreichische Heimatblätter 40, 1986, Heft 2, S. 111f.

Anmerkungen

  1. Sterbedaten nach Angaben von Roland Anzengruber. Vgl. Oberösterreichische Heimatblätter 40, 1986, Heft 2, S. 109
  2. In der "Vita Adalberonis" war sie aus der Familie von Weinsberg. In der Geschichtsforschung wird sie gewöhnlich der Familie der Herzöge von Lothringen zugeordnet, als ihr Vater wird Gottfried von Verdun vermutet. Vgl. Oberösterreichische Heimatblätter 40, 1986, Heft 2, S. 108, Fußnote 5
  3. In der neueren Geschichtsforschung findet sich die Überlegung, dass Markgraf Gottfried um 1042 nicht mit der Grafschaft Pitten belehnt wurde, sondern mit einem Gebiet bei Pettau im heutigen Slowenien, wo sich bereits damals eine wichtige Grenzfeste befand. Vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278. Die Länder und das Reich. Der Ostalpenraum im Hochmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien, 1999. ISBN 3-8000-3525-1. S. 271
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