47.98822716.701794Koordinaten: 47° 59′ 18″ N, 16° 42′ 6″ O

Kirchenplatz um 1900
Postkarte von 1902

Kaisersteinbruch (ungarisch: Császárkőbánya) ist eine Katastralgemeinde der Großgemeinde Bruckneudorf.

Die an den waldreichen, nordwestlichen Hängen des Leithagebirges errichtete Siedlung war seit der Antike vom harten Kalkstein bestimmt. Für den römischen Gutshof, den fränkischen Königshof, den Kirchbau der Zisterzienser wurde der Stein immer wieder bearbeitet. 1551 berief Kaiser Karl V. italienische Steinmetzen und Bildhauer in diese Steinbrüche. So entstand ein Zentrum hoher Steinmetzkunst, eine einzigartige Künstlerkolonie.

Bedingt durch die jahrelangen Türkenkriege übernahmen deutsche Steinmetzen die Kaisersteinbrucher Bruderschaft; sie heirateten in die „wälschen“ Familien ein. Nach dem Sieg über die Türken bestimmte der Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach das Bild der nunmehr vor Lebensfreude überquellenden, kaiserlichen Residenzstadt mit seinen Wiener Bauten. Diese neuen Formen übertrug der Steinmetzmeister Elias Hügel in den harten Stein.

Geschichte

Im Blauen Bruch des Leithagebirges, auf dem Truppenübungsplatz, finden sich Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die vor 15 Millionen Jahren hier lebenden Meerestiere erlauben. Hier existierten unter anderem Haie, Seekühe, Zahn- und Bartenwale. An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse und Platanen die Flora dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Nashörner und Landschildkröten bewegten.

Eine Pfeilspitze in einem Pferdewirbel, gefunden in einer Höhle des Blauen Bruches – ein Beweis für die ältesten schweren Hauspferde – belegt erste Besiedlungsspuren zur Eisenzeit (800 bis 700 vor Christus).

Auf dem Boden des Öden Klosters fand 1903 Max Groller bei Ausgrabungen drei Siedlungsschichten. Zuunterst Reste eines römischen Gutshofes (Herrenhaus, Baureste mit Heizanlage), an diesen Gebäuden vorbei führte die Römerstraße von Carnuntum über das Leithagebirge. Sie war ein Stück der urgeschichtlichen Bernsteinstraße, die Ostsee und Adria verband. In der Nähe der Villa wurde im 6. Jahrhundert ein langobardischer Friedhof angelegt.

Um 800 wurde quer durch die römischen Grundmauern ein mit Eckturm und Verschanzungen befestigter Königshof angelegt, wie er den Kaisern der Karolingerzeit, die noch über keine feste Residenz verfügten, bei ihren Reisen im Reiche als Quartier und Verpflegungsstätte diente. Später ging das Gebiet in den Besitz ungarischer Könige über.

 
Siegel von 1203

Königliche Schenkungen an die Zisterzienser

König Imre schenkte es 1203 den Zisterziensern von Heiligenkreuz. Das Kloster war durch Stiftungen in Ungarn reicher begütert als in Österreich, so erwog es 1206 bis 1209 eine Transferierung nach Westungarn. Es wurde mit dem Bau einer großen Kirche im Gelände des Königshofes begonnen, doch blieb die Anlage unvollendet.

Die Schenkung von 1203 wurde den Zisterziensern wiederholt neubestätigt. Auch König Karl Robert aus dem neuen Hause der Anjou erneuerte 1317 die Rechte und Freiheiten der Niederlassung.

Nach der Zerstörung des Königshofes durch die Türken im Jahre 1529 verpfändete Abt Johann V. 1531 das Gut auf 50 Jahre. In dieser Zeit verfiel die Niederlassung bis auf eine Kirchenruine. 1937 ist das letzte gotische Fenster des Öden Klosters eingestürzt. Bei Steinbruchbegehungen in den 1990er Jahre waren noch Mauerreste mit scharfen Kanten zu erkennen, diese sind durch militärische Übungen endgültig beseitigt worden.

Steinbrüche

 
Eingang in die Kulturlandschaft Blauer Bruch
Datei:Schweizer.jpg
Schweizerhof-Brunnen, 1552, Wappenadler von Kaiser Karl V.
 
Kaiserstein-Stufe mit blauen Einsprengungen
 
Hausbruch, Nordwand, mit härtestem Kaiserstein. Zur besseren Einschätzung der Dimensionen – in der Mitte stehen zwei Personen

Die Ausgrabung des römischen Gutshofs, Grabsteine, unter anderem im Schloss Königshof, bezeugen, dass bereits die Römer hier Steine gebrochen und bearbeitet haben. Besonderes Beispiel ist der Grabstein des Titus Calidius Severus in der Antikensammlung des KHM in Wien.

Nach dem Schock der Türkenbelagerung 1529 wurde Material für Befestigungsbauten benötigt. (Wien, Györ, Pressburg, Wiener Neustadt, …) Der hier, in der Nähe Wiens gefundene harte Kalkstein war dafür besonders geeignet. Der Stein, mit einer Farbgebung von weiß bis ocker – oft mit blauen Farbschlüssen – offenbarte seine Qualität bei der Renaissance- und Barockarchitektur. In seiner dichtesten Form war er Marmor gleichwertig.

Der Kaisersteinbrucher Stein erhielt als Privileg die Bezeichnung Kaiserstein. Portale, Treppen, Säulen und anderes mehr aus Kaiserstein in Palästen und Kirchen. An Verwendungsbeispiele sind die Hofburg mit dem Schweizerhof-Brunnen von 1552, der Brunnen im Hof des Amalientraktes, die Architektursteine des Leopoldinischen Traktes, die Stufensteine der Säulen-, Botschafter-, Kaiser- und Adlerstiege. Im Schloss Neugebäude, bedeutendster Renaissancebau nördlich der Alpen und im Schloss Schönbrunn. Die Karlskirche, hervorragendes Kunstwerk abendländischer Kultur, deren Formen in den Altären der Kaisersteinbrucher Kirche wieder zu finden sind. Im nüchternen Bau der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, die von 1821 bis 1823 errichtet wurde, im Gebäudekomplex des Schottenstiftes von 1826 bis 1832. In den Bauten der Wiener Ringstrasse, besonders der Staatsoper.

Steinmaterial für den Stephansdom

1861 begann die umfassende Wiederherstellung des Stephansdomes, vor allem der Neubau des Turmhelmes, zunächst unter Dombaumeister Leopold Ernst, von 1862 bis 1891 unter Friedrich von Schmidt. Für den großen Steinbedarf wurden sorgfältige Voruntersuchungen gemacht. Eine Kommission, der auch der Geologe Franz von Hauer angehörte, kam zu dem Ergebnis, dass der Wöllersdorfer Stein und der Kaiserstein aus den Zeindler-Brüchen bei Kaisersteinbruch wohl die besten zur Verfügung stehenden Steinsorten seien. Wegen ihres hohen Raumgewichtes und der Schwierigkeit der Bearbeitung sollten sie aber nur dort zur Anwendung kommen, wo es unbedingt nötig sei. Letztlich wurde der durch seine Porösität wesentlich leichtere Stein von St. Margarethen verwendet. Die große Südwestwand des Steinbruches (Esterházybruch) die besonders guten Stein führt, wurde für die Arbeiten am Dome vorbehalten und heißt seit dieser Zeit Stephanswand.

Unter dem Kaisersteinbruch versteht man nicht einen Steinbruch, sondern je nach Auftragslage mehrere. 1901 und 1912 wurden technische Daten der Brüche Buchthal-Bruch, Wald-Bruch (Ödenkloster-Bruch), Kapellen-Bruch, Haus-Bruch und Teuschl-Bruch erhoben. Weiters wurden genannt: Zeiler-Bruch (Pansipp-Bruch), Amelin-Bruch, Kaiserstein-Bruch, Blauer-Bruch, Schwarzer Marmor-Bruch, Kavernen-Bruch und Winkler-Bruch, sowie Alter Teuschl-Bruch, Gesellschafts-Bruch, Kowel-Bruch, Theresien-Bruch, Salzleck-Bruch und Kobaldischer Bruch. In einem zeitgenössischen Bericht ist zu lesen: „Die kleine Ortschaft ist von Steinbrüchen ganz umgeben und ihre Häuser sind fast gänzlich unterminiert.

Siegel des Handwerks

Die beiden Siegel von 1801 zeigen auf, dass die Herrschaft statt Kaisersteinbruch die Bezeichnung Heiligenkreuzer Steinbruch für das Handwerk durchsetzen konnte.

 
Schwurhand der Heiligenkreuzer
 
Zunftfahne von 1650
 
Kaisersteinbruch – Gemälde von Theodor Festorazzo (1800–1862), Stift Heiligenkreuz
 
Detailansicht obigen Bildes mit dem griechischen Tempel von Kaisersteinbruch
 
Verwaltungszentrum Schloss Königshof
 
Gloriette, Reiterstatue von Kaiser Karl I. nicht ausgeführt (Ende der Monarchie)

Eigenständige Viertellade, incorporiert Winden und Sommerein

Am 13. Juni 1576, beim Bau von Schloss Neugebäude, wurde der neue Steinbruch am Leythaberg erstmals urkundlich erwähnt. 1617 erhielt die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer Viertellade, die der Hauptlade in Wiener Neustadt zugeordnet war. Zur Viertellade gehörte das Steinmetzhandwerk zu Sommerein (bis 1783, dann zu Bruck an der Leitha) und Winden am See (bis zuletzt). Das kaiserliche Privileg der Handwerksordnung regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden Zusammenkünfte waren ein Ärgernis für die Herrschaft, das Stift Heiligenkreuz. Denn diese italienischen Meister waren einzig dem Römischen Kaiser untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz.

Stiftsverwaltung im Schloss Königshof

Vom 1. Jänner 1601 bis 1912 befand sich im Schloss Königshof die herrschaftliche Verwaltung für umliegende Besitzungen des Stiftes Heiligenkreuz, höchste Instanz war der Verwalter als Vertreter des Abtes. Hier wurde allumfassend das Leben der Untertanen bestimmt, die Steinmetzen forderten Freiheiten, das Stift forderte Gehorsam ein. Vom ersten bis zum letzten Tag der Grund für schwere Konflikte.

Am 8. Juni 1634, Gerichtstag im Steinbruch, legte Abt Michael Schnabel das erste Bannbüchel vor. Es regelte die Form des Zusammenlebens. Ein Punkt daraus, sie sollen einen Richter und vier Geschworene haben, die nach Billigkeit handeln sollen, dem Armen wie dem Reichen. Erster Richter wurde Meister Andre Ruffini.

Der so genannte Adlerstreit um die Anbringung des Kaiseradlers im Ort und auf dem Kirchturm gipfelte 1652 bei der Kirchweihe. Eine vom Abt eingesetzte Kommission tagte daraufhin – ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Meister – um sämtliche Forderungen des Abtes zu erfüllen. Die Bewohner, nun Untertanen des Stiftes Heiligenkreuz, und zum Gehorsam verpflichtet, hatten für Steinbrüche, Haus- und Gartengrundstücke Pacht zu zahlen.

Kaiser Ferdinand III. bestätigte am 13. Dezember 1650 die Handwerksordnung mit dem Bild der großen Zunftfahne für die Kaisersteinbrucher Bruderschaft.

Befreiung von militärischer Einquartierung

1660 gewährte Kaiser Leopold I. der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das Salva Quardia-Privileg: frei zu sein, für sich und ihre Nachkommen von jeglicher militärischer Einquartierung.

1661 beschwerte sich die ungarische Hofkammer, dass die Kaisersteinbrucher für ihre Steine keinen Zoll entrichten. So kam es am 14. August 1708 zur Gründung eines Dreißigstamtes in der Ortschaft.

Markt Ungarisch-Steinbruch

In dem entlegenen, von ungarischer Seite nur schwer zugänglichen Ort, lockte die Konjunktur des Steinmetzgewerbes auch andere Wirtschaftszweige an, durch diese Nachfrage wurde das Marktrecht verliehen. Kaisersteinbruch wurde Ende des 17. Jahrhunderts zu einem Umschlagplatz für Grenzschmuggel, weshalb schließlich eine Filialstation des königlichen Dreißigstgrenzzolles eingerichtet wurde. Am Markttag brachte eine Zählung der Herrschaft 56 Handwerker und Kaufleute in Kaisersteinbruch. Die Marktgemeinde Kaisersteinbruch bestand bis 1970.

Auf der „Kleinen Niederösterreichkarte“ des Jahres 1687 von Georg Matthäus Vischer ist der Ort Kaisersteinbruch erstmals eingetragen. (Niederösterreichische-Landesbibliothek, Kartensammlung A IV 78)

Durch den Ausbruch der ungarischen Rebellion, mit dem Beginn des Kuruzzenrummels im Jahre 1703, war es den Meistern und Gesellen nicht mehr möglich, an den Zunftversammlungen in Wiener Neustadt teilzunehmen, weil Streifen der ungarischen Aufständischen jeden Reiseverkehr unterbanden. Nach 1711 brach die Pest aus und wegen der Contagionsgefahr war die Verbindung weiterhin unterbrochen. Kaiser Karl VI. genehmigte 1714 die neuerliche Errichtung einer Viertellade der Maurer und Steinmetzen in Kaisersteinbruch, die der Hauptlade in Wiener Neustadt unterstand. Die Zunftordnung umfasste die Ordnung der Meister, sowie die Ordnung der Poliere und Gesellen.

1743 erneuerte und bestätigte Königin Maria Theresia – Sacracissima Regia Majestas – der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das von ihrem Vater Kaiser Karl VI. 1712 gewährte Salva Quardia-Privilegium. Das Dokument nennt die Meister Elias Hügel, Joseph Winkler, Johann Baptist Regondi, Maximilian Trumler, Johann Paul Schilck und Franz Trumler.

Am 13. Juli 1747 bekräftigte Maria Theresia, von Gottes Gnaden Römische Kaiserin, den Meistern in Unserem kaiserlich-königlichen Steinbruch am Leythaberg die Handwerksordnung und Freiheiten.

Einquartierung französischer Truppen von 17. Juli bis 12. November 1809

Die Gemeinde wurde durch die feindlichen Truppen sehr stark belastet, durch Quartier in den eigenen Häusern und im herrschaftlichen Wirtshaus, Geldzumessungen, durch Hafer und Heu für 53 Pferde geben … dass noch die Kindeskinder an den mehr als 29.000 Gulden bezahlen müssen. Die Herrschaft forderte, zur Schuldenbegleichung das Wiener Kapital der Bruderschaft aufzukünden.

Das um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Bruck an der Leitha errichtete Lager war bestrebt, sich immer weiter auszudehnen. Ein riesiger Truppenübungsplatz mit aller erforderlichen Einrichtung zur Ausbildung eines modernen, schlagkräftigen Heeres sollte angeschlossen werden. Das k.u.k. Militärärar ging daher schrittweise daran, alle in Betracht kommenden Ländereien anzukaufen. Schon längere Zeit wurde auch Königshofer Stiftsgut in Erwägung gezogen und an das Stift mit dem Ersuchen um Überlassung von 60 Joch herangetreten.

Im ungarischen Parlament war der Antrag eingebracht worden, das Gebiet, das die Heiligenkreuzer Mönche vor über 700 Jahren von König Emmerich geschenkt erhielten, zu erwerben, was einer de facto Enteignung gleichgekommen wäre.

Verkauf von Kaisersteinbruch an das Militär

Am 31. Oktober 1912 fanden die Verkaufsverhandlungen ihren Abschluss und das Gebiet der Steinbrüche wurde dem k.u.k. Kriegsministerium übergeben. Diese Verhandlungen fanden ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Bewohner statt, die Akten im Kriegsarchiv bezeugen das. Das Stift erhielt 3.500.000 Kronen und steirische Waldgebiete. Die Forderungen des Brucker Lagers nach mehr Übungsgelände waren erfüllt.

Erster Weltkrieg – Kriegsgefangenenlager

Die militärische Geschichte Kaisersteinbruchs begann im Ersten Weltkrieg. Am unteren Ortsende entstand auf der linken Straßenseite ein Kriegsgefangenenlager. Die Wiener Baufirma Janisch & Schnell errichtete große Holzbaracken, welche zur Unterbringung von 2.000 bis 3.000 Kriegsgefangenen dienten.

Die Kriegsgefangenen wurden zur Schottererzeugung im Blauen Bruch herangezogen; ebenso bauten sie eine neue Straße zwischen Kaisersteinbruch und Winden am See („Russenstraße“), eine Drahtseilbahn vom Blauen Bruch bis mitten in das Lager und ein Feldbahngleise vom Bahnhof Wilfleinsdorf in das Lager.

Als die Donaumonarchie zerfiel, blieb Kaisersteinbruch zunächst ungarisch. Die Staatsgrenze verlief unmittelbar hinter der Kirche in Richtung Leitha. Wilfleinsdorf und Sommerein waren österreichisch.

Aus einem reichen Steinmetz-Dorf ist mit einem Schlage eine Gemeinde Arbeits- und Besitzloser geworden. Die Erfindung des Kunststeines hat dem Steinmetzgewerbe ein jähes Ende bereitet“, so schrieb 1925 die Lehrerin Editha Senekovitsch. „Dem Volk, das seiner Erwerbsquelle beraubt ist, Arbeitsmöglichkeit und damit Verdienst zu schaffen, ist eine dringende Notwendigkeit.

1934 – Anhaltelager

Im Januar 1934 wurde ein Teil des Militärlagers zum Anhaltelager für Nationalsozialisten eingerichtet und am 12. Februar wurden im Burgenland verhaftete Vertrauensmänner der sozialdemokratischen und kommunistischen Partei sowie des Österreichischen Gewerkschaftsbundes hierher gebracht.

II. Weltkrieg – Absiedlung – Kriegsgefangenenlager STALAG XVII A

 
Bronzerelief STALAG XVII A von Alexandru Ciutureanu, 1939–1999

1938 wurde das Anhaltelager Kaisersteinbruch (Lager I) zusammen mit der Kaserne von der Deutschen Wehrmacht übernommen und in der Folgezeit ausgebaut und erweitert. Die Ortsbevölkerung musste infolge Platzbedarfs der Wehrmacht ihre Häuser verlassen und wurde umgesiedelt zur Errichtung des Kriegsgefangenenlagers Stalag XVII A. Kaisersteinbruch stellte das erste Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der Ostmark dar, zugleich auch eines der ersten Lager des gesamten Reichsgebietes. Der maximale Bestand war im Februar 1941 mit 73.583 Soldaten, 970 Offizieren und 220 Zivilisten.

Auf Grund der gewaltigen Zahlen von toten Kriegsgefangenen ab dem Winter 1941/42 wurde einige hundert Meter vom Lager entfernt, ein Lagerfriedhof mit Massengräbern errichtet. Ein Dokument vom 15. Mai 1955 spricht von 9.584 Sowjet-Soldaten, die zu Tode gekommen waren.

Das „neue“ Kaisersteinbruch

Am 7. März 1951 beschloss der burgenländische Landtag erneut die Gemeinde Kaisersteinbruch. Josef Wolf schreibt in diesem Zusammenhang „es wirkte sehr befremdend, dass man die Gemeindeverwaltung zu dieser bedeutsamen Landtagssitzung gar nicht eingeladen hatte“. Noch befremdender war es, nach monatelangem Zuwarten von diesem Landtagsbeschluss in keinem Gesetzblatt zu lesen und die Gemeinde von der burgenländischen Landesregierung nicht in Kenntnis gesetzt wurde. Erst 1952 wurde das beschlossene Gesetz im Landesgesetzblatt verlautbart.

Einen großen Verdienst um die Gemeinde Kaisersteinbruch hatte sich der Grundbuchs-Richter Dr. Spath dadurch erworben, dass er den Antrag des Gauleiters von Niederdonau, die Liegenschaften der aufgelösten Gemeinde Kaisersteinbruch grundbücherlich für das „Deutsche Reich“ einzuverleiben, jahrelang liegen ließ und die Erledigung solang hinauszögerte, bis der Krieg zu Ende war und sich die Angelegenheit von selber erledigte. Durch diese mutige Tat ist die Gemeinde Kaisersteinbruch unumschränkte Eigentümerin ihrer Liegenschaften geblieben. So konnte die Gemeinde trotz großer Widerstände neu errichtet werden.

Bereits 1956/57 wurden die Baracken des Lagers für viele tausende Flüchtlinge des ungarischen Volksaufstandes verwendet. Der Ort selbst war weitgehend zerstört.

Uchatius-Kaserne

Durch die Lostrennung vom Brucker Truppenübungsplatz fand 1958 der Ausbau zum selbständigen Standort Kaisersteinbruch statt. Am 16. Mai 1961 erfolgte die Umbenennung des bestehenden Lager I in "Leitha-Kaserne". Nach den notwendigen Erweiterungen und Modernisierungen erhielt die Kaserne am 25. November 1967 ihren neuen Namen "Uchatius-Kaserne" nach dem Waffentechniker Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Uchatius.

Erste Fremdenverkehrswerbung

Gemeinsam brachten Breitenbrunn, Winden und Kaisersteinbruch einen Farbprospekt für das Erholungsgebiet Neusiedlersee im Burgenland/Österreich heraus. Damals konnte man noch mit dem eindrucksvollen "Blauen Bruch" werben, der zum Naherholungsgebiet Kaisersteinbruchs gehörte, Jahre später wurde das ganze Gebiet dem Truppenübungsplatz einverleibt.

Gemeindezusammenlegung mit Winden, Sommerein oder Bruckneudorf

Kaisersteinbruch ist seit 1971 Ortsteil der Großgemeinde Bruckneudorf, Bezirk Neusiedl am See, Burgenland. Vorher war es eine eigenständige Gemeinde, ja selbst Großgemeinde durch den Ortsteil Königshof. Mit 14 Quadratkilometern Fläche ist Kaisersteinbruch eine große Gemeinde, in der lediglich 280 Einwohner (Stand 31. Dezember 2005) leben; das ergibt eine Bevölkerungsdichte von 20 Personen je Quadratkilometer. Das entspricht dem Wert der Republik Äquatorialguinea. Die Erklärung ist, dass Teile dieses Gebietes durch den Truppenübungsplatz mit Verbotstafeln „Lebensgefahr“ abgetrennt sind. Ortsvorsteher ist nach der Wahl im Oktober 2007 Ronald Urban.

Im März 1990 wollte das Innenministerium 800 Rumänen in der Bundesheerkaserne einquartieren. Nach Protesten der Bevölkerung, auch der umliegenden Gemeinden, mit Strassensperren am 6. März, rückte das Ministerium vom ursprünglichen Plan einer zentralen Unterbringung im Ort ab.

Sehenswürdigkeiten

  • Ungarischer Symposiums-Stein, Ferenc Gyurcsek
  • Österreichischer Symposiums-Stein, Christoph E. Exler
  • Rumänischer Symposiums-Stein, Alexandru Ciutureanu
  • Sonnenuhr-Pfeiler, 1992, Leitung Friedrich Opferkuh, Sonnenuhr-Stein von 1590, Reliefs Ciutureanu.
  • Neuer Kaisersteinbrucher Florian, Bildhauer Ferenc Gyurcsek, 1992, steht im Turm des Feuerwehrhauses.
  • Ortsstein mit der Schwurhand der Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz für Heiligenkreuzer-Steinbruch, dem Kaiseradler für Kaiser-Steinbruch, den Steinmetzzeichen v. li. Regondi, Hügel, Haresleben, Schilck und Opferkuh. Bildhauer Ciutureanu, Fassung Ava Pelnöcker, 1997.
  • Europabrunnen, 1998 auf dem Kirchenplatz errichtet, entlang der Steinmauer des ehemaligen Pfarrgartens. In den 10 Jahren stellten Bildhauer ihr Land durch Steinreliefs dar. Davor der Rosengarten „Stein und Rose“.
  • Abgang zum Gewölbekeller aus Kaiserstein-Stufen der Albertina in der Hofburg, die Burghauptmannschaft übergab dem Museum Stufen der Sphingenstiege nach dem Umbau zur Marmortreppe. Eine Meisterleistung von Georg Zsalacz.

Der Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch hatte es sich seit 1990 zur Aufgabe gestellt die zerstörte Kultur im Ort wieder zu beleben. Mit zwei Künstlern des 1. Kaisersteinbrucher Bildhauer-Symposiums – zur Wiederbelebung des Kaisersteins – Alexandru Ciutureanu aus Bukarest und Ferenc Gyurcsek aus Budapest entwickelten sich künstlerische, aber auch herzliche menschliche Kontakte. In den folgenden Jahren restaurierten und gestalteten sie Kunstwerke, die jetzt Sehenswürdigkeiten sind.

Daraus entwickelte sich das Europa-Symposium-Kaisersteinbruch und das bislang geschlossene Kulturleben begann sich zu öffnen

Europabrunnen-Galerie

Länderplatten in der zeitlichen Reihenfolge von 1998 bis 2007 (einige Beispiele)

Quellen und Literatur

  • Stift Heiligenkreuz Archiv: Rubrik 49 Dokumente der Verwaltung in Königshof. Register Nr. 1 von hierin begriffene Fleckhen Wilfersdorf, Stainbruch, Höflein, Arbesthal und Göttlesbrunn 1603–1714. Rubrik 51 Kaisersteinbrucher Dokumente.
  • Hofkammerarchiv Wien, Herrschaftsakten 1576: Erstnennung: Steinbruch am Leithaberg, 1660–1667 Cassa des kaysl. Burggebäude (Leopoldinischer Trakt).
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv: Steinmetzakten .
  • Wiener Neustadt Stadtarchiv: Steinmetzakten.
  • Kriegsarchiv Wien: 1912 Verkauf von Königshof an das Militärärar.
  • 2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen. MGW 2004, Helmut Reichenauer.
  • A. Hanisch, H. Schmid: Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern. Wien 1901.
  • A. Hanisch: Prüfungsergebnisse mit natürlichen Bausteinen. Wien 1912.
  • Horst Adler: Langobardische Fibel aus Kaisersteinbruch, Burgenland. Archaelogia Austriaca, Band 65, 1981.
  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Bände 3–5, 1994–1996. Texte zu Elias Högl, Fam. Högl, Kaisersteinbruch, J. Lorentisch, Pietro Maino Maderno, Friedrich Opferkuh, G. B. Passerini, A. Payos, A. Pery, S. Sasslaber, M. Trumler.
  • Helmuth Furch: Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade – 17./18. Jh. In: IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium Veszprém, 9.–11. November 1994. Hrsg. von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest/Veszprém 1995, S. 99–102.
  • Herbert Haupt: Das Hof- und hofbefreite Handwerk im barocken Wien 1620–1770, er ordnet Kaisersteinbruch für diesen Zeitraum die kaiserlichen Hofsteinmetzmeister Elias Hügel, Pietro Maino Maderno, Giorgio Regondi, Johann Carl Trumler und Johann Baptist Regondi zu.
  • Harald Prickler: Zisterzienser als Grundherren im burgenländisch-westungarischen Raum. In: 800 Jahre Zisterzienser im Pannonischen Raum. 1996.
  • Werner Richter, Verwendung von Kaiserstein im Stift Heiligenkreuz, Bauamt des Stiftes.
  • Helmuth Furch: 400 Jahre Kaisersteinbruch. 1990.
  • Helmuth Furch: Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, Auflistung 1650–1730. 2007.
  • Helmuth Furch: Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister. 1992.
  • Hans Kietaibl: Die Bruderschaft der Maurer und Steinmetze in Kaisersteinbruch 1714. In: Helmuth Furch: Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände. Museums- und Kulturverein, Kaisersteinbruch 2002–2004.
  • Helmuth Furch: Mitteilungen des Museums- u. Kulturvereines Kaisersteinbruch, 1990–2000. 59 Bände.
  • Hans Hahnenkamp: Burgenländische Industrie. 1. Teil. 1986.
  • Manfred Alois Niegl: Die archäologische Erforschung der Römerzeit in Österreich. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1980, S. 158. ISBN 3-7001-0336-0
  • Steinerkundungen mit Andreas Rohatsch, TU-Wien, Ingenieurgeologie.
  • A. F. Tauber: Die geologischen und paläontologischen Resultate der Ausgrabungen in der Höhle im Blauen Bruch bei Kaisersteinbruch. In BHbl., Jahrgang 11, 1949.
  • Josef Wolf: Die Geschichte der Gemeinde Kaisersteinbruch. In: Mitteilungen und Ein Kaisersteinbrucher Leben: Josef Wolf, 1892–1966, besonders 1938–1955. Sonderdruck 2005.
  • Peter Zuser: Die Konstruktion der Ausländerfrage in Österreich. Nr. 35. Institut für Höhere Studien, Wien 1990.

Weblinks

hu:Császárkőbánya