Vergaldatal (auch Vergaldental) ist die Bezeichnung für ein weitgehend unbewohntes Tal, einen durch dieses Tal fließenden Bach (Vergaldabach) und den hier befindlichen Güterweg sowie Namensbestandteil einer Alpe (siehe hierzu: Alpe Vergalden) im Bezirk Bludenz im Ortsteil Gargellen im Gemeindegebiet von Sankt Gallenkirch im Montafon in Vorarlberg.

Blick über den Ortsteil Vergalden in Gargellen in den Beginn des Vergaldatals
Vergaldaalpe und Vergaldatal im Winter mit Schiwanderern

Wortbedeutung

Die Bezeichnung Vergaldatal soll warmes Tal bedeuten, im Gegensatz zum Valzifenztal, welches als kaltes Tal[1] bezeichnet wird. Der Name Vergalden (im Montafonerischen als Vergalda bzw. im Mittelalter als Vallgalda bezeichnet) soll vom rätoromanischen Val calda abstammen und warmes Tal bezeichnen.[2]

Aus dem Valzifenztal gelangen kalte Winde nach Vergalden und Gargellen, während aus dem Vergaldental eher warme Winde heranziehen. Die Herleitung der Wortbedeutung ist unsichere. Der Name Vergalda findet sich in Vorarlberg nur im Zusammenhang mit diesem Tal.

Lage

Das weitgehend unbewohnte Vergaldatal (über 70% unerschlossen) liegt in der Silvretta und grenzt Nordostseitig an die Gemeinde Gaschurn an, Südwestseitig an das Valzifenztal. Das Vergaldatal befinden sich zur Gänze auf dem Gemeindegebiet von Sankt Gallenkirch in Vorarlberg. Nach dem Zusammentreffen des Vergaldatals und des Valzifenztals beginnt das Gargellental. Diese beiden Täler sind auch die zwei großen Quelltäler des Gargellentals.

Am Ende des Tales kann nach Nordosten über das Vergaldner Joch in das Garneratal (Gaschurn) bzw. nach Westen über das Valzifenzerjöchli in das Valzifenztal übergetreten werden.

Vergaldatal (Tal)

Das über einen Güterweg und mehrere Wanderwege erreichbare Tal ist ein Trogtal und erstreckt sich relativ geradlinig von Nordwesten nach Südosten und ist etwa 7 Kilometer lang (Luftlinie) von etwa 1600 m ü. A. bis etwa 2800 m ü. A. Das Tal beginnt in der Nähe des Hinterberg (2682 m ü. A.). Westwärts liegt die Isentällispitz (2872 m ü. A.) bzw. die Rotbühelspitze (2851 m ü. A.), nach Osten der Mittelberg (2682 m ü. A.). Das Tal endet mit dem Zusammentreffen mit dem Valzifenztal im Weiler Vergalda im Ortsteil Gargellen, wo das Gargellental beginnt.

Das Vergaldatal umfasst etwa eine Fläche von über 16 km². Das hier befindliche Gestein gehört überwiegend zum Silvrettakristallin (Arosazone). Die bewirtschaftete Alpfläche umfasst rund 616 ha (etwa 39 % der Gesamtfläche) und rund 30 ha Waldflächen (etwa 2 % der Gesamtfläche). Die Jahresmitteltemperatur liegt bei -0,1° C, die mittlere Sonneneinstrahlung bei 1263 kWh/m², der mittlere Jahresniederschlag bei 1533 mm und die durchschnittliche Schneedeckendauer (Minimum: 26, Maximum: 40 Wochen) bei 37 Wochen. Im Tal finden sich Vorkommen von Steinwild, Rotwild und Steinadler.

Das Tal besteht zum Großteil aus der GSt. Nr.: 4609/1 (EZ 790) des KG St. Gallenkirch und steht im Miteigentum (13788 Eigentumsanteile) von über 240 Privatpersonen (im Jahr 2020). 80 der 13788 Eigentumsanteile gehören der katholischen Kirche und 24 der 13788 Eigentumsanteile der Gemeinde Sankt Gallenkirch, 48 der 13788 Eigentumsanteile der Gemeinde Tschagguns und 52 von 13788 Eigentumsanteilen der Marktgemeinde Schruns. Der durchschnittliche Miteigentumsanteil beträgt von Privatpersonen an dieser GSt Nr. 4609/1 rund 56 Miteigentumsanteile.

Vergaldatalweg

Die Alpe Vergalden ist über einen beschränkt öffentlich zugänglichen Güterweg mit Fahrzeugen erreichbar. Der Güterweg mit einer Länge von rund 5,5 Kilometer beginnt beim Weiler Vergalda im Ortsteil Gargellen und führt weitgehend parallel zum Vergaldabach bis weit in das Tal hinein, bevor er in etwa bei der Rotbühelhütte in einen Wanderweg übergeht.

Bei der Alpe Vergalden zweigt ein kurzer Güterweg ins kleine Balmatal mit den Balmatalseen ab.

Bewirtschaftung

Neben der noch heute ausgeübten Almwirtschaft und für die Jagd, wurde das Tal in der Vergangenheit durch den Erzbabbau genutzt. Zahlreiche Flurnamen, wie z. B. Rotbühl / Rotbüchl, Isatäli, erinnern daran. Die forstliche Bedeutung des Vergaldatals ist aufgrund der Höhenlage sehr gering. Es bestehen einige Holzbezugsrechte aus alter Zeit.

Unterhalb der Alpe Vergalda, rund 400 Meter nordwestlich, befindet sich eine Wasserfassung der Vorarlberger Illwerke, die wesentliche Wassermengen des Vergaldabachs über das Vermuntwerk in in den Vermuntstausee ableiten.

Vergaldenbach und Gletscher

Der durch das Vergaldatal fließende Vergaldabach (auch: Vergaldnerbach), der sich aus mehreren Quellen speist, hat eine einfache Länge von rund 7,2 Kilometer. Der Bach fließt unter anderem auch bei der Alphütte der Alpe Vergalden (1820 m ü. A.) vorbei. Der Vergaldabach wird von zahlreichen kleineren, größtenteils namenlosen, Zuflüssen gespeist.

Der Hauptarm des Vergaldabaches beginnt auf etwa 2285 m ü. A.  46.921459.971128 beim Isatäli. Weitere drei Zuflüsse stammen von hier. Der Vergaldabach mündet mit dem Bach aus dem Schwefeltobel (der kurz zuvor noch den Valzifenzbach aufgenommen hat) im Ort Gargellen zusammen (auf etwa 1454 m ü. A.) und bildet ab hier den Suggadinbach  46.9645269.918193, der das Gargellental durchfließt.

Der ökologische Zustand des Vergaldabaches im Oberlauf wird im Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan mit sehr gut bewertet. Im weiteren Verlauf des Baches verschlechtert sich der Zustand erheblich.

Am Talende sind noch Reste des Rotbühelgletschers (2012 noch 1,2 ha groß). Unterhalb des Rotbühelgletschers ist mit einer Fläche von 6 ha und einer Länge von 300 m der größte noch aktive Blockgletscher Vorarlbergs anzufinden.[3]

Über eine relevante wirtschaftliche Nutzung des Gewässers, z. B. für eine Mühle oder zur Trift ist nichts bekannt.

Biotop und Wildruhezone

Fast das gesamte Vergaldatal (96%) und auch noch Teile des benachbarten Valzifenztals sind eine Wildruhezone und somit als Schutzgebiet mit 1.949,11 ha ausgewiesen. Seit 2009 bestehen hierzu besondere Verordnungen der Vorarlberger Landesregierung. Zusätzlich ist das Vergaldatal und die Alpe Vergalden von ausgewiesenen Großraumbiotopen umgeben.[4] In bestimmten Bereichen der Ruhezone gilt ein ganzjähriges Betretungsverbot (mit Ausnahmen).[5] Die Wildruhezone wurde vor allem für die Nutzung durch die Jagd eingeführt.

Das Innere Vergaldental (Biotopnummer 12029) bildet mit dem Biotop der Plattenspitze (Gaschurn, Biotopnummer 11012) einen hochalpinen Biotopkomplex.[6]

Wandern

Das Tal wird touristisch auf den bestehenden Wegen recht intensiv von Wanderern und Mountainbikern genutzt. Die Wanderung zur Alpe Vergalden ist über den bestehenden Güterweg von Gargellen aus gut zu bewerkstelligen. Der Güterweg kann auch mit einem für das Gelände geeigneten Kinderwagen benutzt werden. Der Weg von Gargellen ist etwa 4,5 Kilometer lang und es ist eine Gehzeit von etwa 2 Stunden (ohne Kinderwagen) bis 3 Stunden mit Kinderwagen) erforderlich.

Durch die stetige Steigung des Vergaldatals ist dieses für Mountainbiker sehr gut geeignet.

Beliebte Wanderziele auf alpinen Steigen sind das Matschunerjoch ins benachbarte Novatal, über das Vergaldner Joch (2515 m ü. A.) ins Ganeratal, über das Valzifenzerjöchli (2485 m ü. A.) in das Valzifenztal.

Bei Wanderer beliebte Bergtouren sind auf den Vorderberg (2553 m ü. A.) und den Kuchenberg (2523 m ü. A.).

Im Winter sind die Skitourenberge Hinterberg (2682 m ü. A.), die Rotbühelspitze (2853 m ü. A.), der Vergaldner Schneeberg (2583 m ü. A.) und die Heimspitze (2685 m ü. A.) gerne begangen bzw. befahren.

Literatur

  • Marion Ebster, Edith Hessenberger, Michael Kasper u.a.: Röbi und Rongg - Beiträge zum Maisäß- und Alpwesen in Gargellen, in Montafoner Schriftenreihe 22, Schruns 2009, Verlag Montafoner Museen Heimatschutzverein Montafon, ISBN-13: 978-3-902225-35-1 (online).

Weblinks

  Vergaldatal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Vorarlberg, Panico Alpinverlag, S. 180.
  2. Gemeinde St. Gallenkirch (Hrsg.): Heimatbuch St. Gallenkirch – Gortipohl – Gargellen, St. Gallenkirch 1988, Eigenverlag, ISBN 3-85430-101-4, S. 132 f.
  3. Intakte Blockgletscher bestehen zum Großteil aus einem Gemisch aus blockigem Hangschuttmaterial und einem Eiskern im Inneren. Blockgletscher besitzen wie ihre Verwandten, die Eisgletscher, meist zungenartige Formen und entwickeln sich an Hängen. Dabei geben die intakten (inaktiven und aktiven) Blockgletscher Auskunft über die aktuelle Verbreitung des Permafrostes, und die fossilen Blockgletscher über die ehemalige Verbreitung des Permafrostes. (Joschi Kaiser,Hans W. Metzler, Katharina Stocker, Michael Kasper, Georg Neuhauser,Thomas Bachnetzer in: Gebietsführer Europaschutzgebiete Verwall und Wiegensee, Dornbirn 2015, S. 19 ff).
  4. Schutzgebiete in Vorarlberg, Webseite: naturvielfalt.at.
  5. Vorderes Vergaldatal um die Ritzenspitze und in den Edelweißwänden, LGBl. 3/2016.
  6. Aktualisierung des Biotopinventars Vorarlberg, Gemeinde St. Gallenkirch, S. 14.

46.9462949.951653Koordinaten: 46° 56′ 47″ N, 9° 57′ 6″ O