Andreas Baumkircher

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Andreas Baumkircher, Freiherr von Schlaining (* um 1420 / 1422[1], vermutlich in Wippach, damals Herzogtum Krain, heute Slowenien; † 23. April 1471, in Graz) war ein bekannter Söldnerführer und Feldherr, dem im Dienst des Königs und Kaisers Friedrich III. und der ungarischen Könige Ladislaus Postumus und Matthias Corvinus eine steile Karriere gelang. Seine militärischen Leistungen trugen ihm bereits zu Lebzeiten den Ruf eines Helden ein.

Andreas Baumkircher auf dem Relief der Gedenktafel auf Burgschlaining
In 19. Jahrhundert galt Andreas Baumgartner als bedeutender Feldherr, weswegen sich noch heute seine Statue in der "Feldherrenhalle" des Heeresgeschichtlichen Museums befindet.

Herkunft und Familie

Andreas Baumkirchers Vorfahren stammten vermutlich aus Tirol. Sein Großvater war Georg (I.) Baumkircher (* vor 1376; † zw. 1394 und 1407, vermutlich in Wippach), der 1384 in Wippach (damals im Herzogtum Krain) Agnes, die Witwe von Simon, der von ca. 1377 bis 1383 als Amtmann in Wippach nachgewiesen ist, heiratete.[2] Sein Sohn Wilhelm (I.) Baumkircher (* 1384/1385; † nach dem März 1466) war dort ansässig und wurde 1401 vom Landesfürsten belehnt. Mit einer klugen Wirtschaftspolitik durch Güterkäufe und landesfürstliche Pflegschaften gelang ihm der Aufstieg in den Adel. Wilhelm (I.) war dreimal verheiratet, Andreas Baumkircher stammte aus seiner ersten Ehe mit Katharina von Süßenheim († vor 1430).[3]. Georg (I.) Baumkircher und sein Sohn Wilhelm (I.) waren Lehensleute der Grafen von Cilli und hielten an ihrem Lehensverhältnis bis zum Tod des Grafen Ulrich von Cilli († 1456) fest, obwohl sie allmählich auch den Kontakt mit dem steirischen Landesfürsten suchten oder suchen mussten. Katharina von Süßenheim entstammte einer untersteirischen Adelsfamilie, die von den Grafen von Cilli abhängig war.[4]

Andreas Baumkircher war zweimal verheiratet.

∞ um 1445 / 1447 in 1. Ehe mit einer unbekannten Dame, vermutlich aus der Untersteiermark oder aus Krain, vielleicht aus der Dienstmannschaft der Grafen von Cilli
  • Wilhelm (II.) Baumkircher, Freiherr von Schlaining (* vor 1461; † 1492) ∞ mit Margarethe von Kanizsai († um / nach 1536)[A 1].
  • Georg (II.) Baumkircher, Freiherr von Schlaining (* vor 1461; † 1501) ∞ mit Margarethe von Stubenberg (* 1471; † nach 1501)
  • Martha Baumkircher († 1477 / 1478) ∞ mit Hanns von Stubenberg († 1480), Dezember 1464 Verlobung, Jänner 1471 Eheschließung; 3 Söhne, von denen 2 die "Wurmberger Linie" der Familie von Stubenberg weiterführten.[5]
  • Katharina Baumkircher († vor 1480)
∞ vor 1471 in 2. Ehe mit Margarethe († vor Dezember 1480), vermutlich eine Schwester oder Tochter von Ulrich von Grafenegg[6], aus dieser Ehe sind keine Nachkommen belegt.

Mit seinen Söhnen starb seine Familie in männlicher Linie aus, über seine Enkelin Barbara Baumkircher, deren Tochter Magdalena von Stubenberg und deren Kinder bestand seine Familie noch einige Generationen lang in weiblicher Linie weiter.

Karriere

1439 kam Andreas Baumkircher an den Hof des späteren Kaisers Friedrich III., wo er Ulrich von Grafenegg kennenlernte, der später häufig sein Verbündeter war, und Andreas von Greisenegg, dem späteren Schwiegersohn von Hans Laun von Hanstein[7]. Am 28. August 1452 zeichnete sich Baumkircher bei der Verteidigung von Wiener Neustadt aus, das von den österreichischen Landesständen unter Ulrich von Eyczing belagert wurde, die von Friedrich III. die Herausgabe ihre Landesherrn Ladislaus Postumus forderten, der zu dieser Zeit noch das Mündel des Kaisers war. Als diese in die Stadt einzudringen versuchten, konnte Baumkircher ihren Angriff beim Wienertor zurückschlagen und dieses schließen. Von 1452/1455 bis 1457 war Andreas Baumkircher im Dienst von König Ladislaus Postumus, der ihn zum Gespan und Kastellan (Burggraf) zu Preßburg machte, und für den er gegen Friedrich III. kämpfte. Nach der Ermordung des Grafen Ulrich II. von Cilli unterstützte Baumkircher zunächst im Kampf um das Erbe der Cillier Ulrichs Witwe Katharina und König Ladislaus. Nach dessen Tod und nachdem sich Katharina mit Friedrich III. gütlich geeinigt hatte, wurde Baumkircher wieder einer der Gefolgsleute des Kaisers. Während des "Ersten Bruderzwistes" zwischen Friedrich III. und seinem jüngeren Bruder Erzherzog Albrecht VI. von Österreich, einen Krieg um die Herrschaft über das Herzogtum Österreich bzw. Österreich unter der Enns, stand er loyal auf der Seite des Kaisers, der ihn aus strategischen Gründen zum Hauptmann von Korneuburg (1463-1470) ernannte und ihm die Stadt auch als Pfandschaft übertrug. Nach Abschluss des Vertrages von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg im Frühjahr 1463, in dem Friedrich III. Matthias Corvinus als ungarischen König anerkannte, wurde Baumkircher, da ein großer Teil seiner Besitzungen im damaligen Westungarn (heute Burgenland) lag, auch Untertan des ungarischen Königs, für den er 1467 im Komitat Neutra gegen den ehemaligen Söldnerführer Jan Svehla und 1468 in Mähren als Kriegsherr und Oberhauptmann des königlichen Heeres gegen die "Hussiten" bzw. König Georg von Böhmen kämpfte.[8]

Die Baumkircher-Fehde (1469-1471)

Zum Verhängnis wurde Baumkircher eine Auseinandersetzung mit Friedrich III., die als Baumkircher-Fehde in die Geschichte eingegangen ist. Dabei handelte es sich um einen Aufstand von Adeligen gegen Friedrich III. (in seiner Position als Landesfürst bzw. Herzog von Steiermark, Kärnten und Krain), die sich 1468 zum "Steirischen Adelsbund" zusammengeschlossen hatten. Als Grund für die Fehde wurden offene Soldzahlungen angeführt.[9] Die neuere Forschung geht allerdings davon aus, dass die Auständischen von Matthias Corvinus dazu ermutigt worden waren und dieser im Hintergrund sozusagen die Fäden gezogen hat[10].

Nach der Zustellung des Fehdebriefs am 1. Februar 1469, während sich Friedrich III. noch auf einer Pilgerreise in Rom befand, wurde bereits am 2. Februar 1469 zugeschlagen, ohne die für eine Fehde vorgeschriebenen Fristen einzuhalten. Unter der Führung von Andreas Baumkircher und seines späteren Schwiegersohns Hanns von Stubenberg wurden mehrere steirische Städte und Schlösser besetzt. Nachdem Friedrich III. aus Rom zurückgekehrt war, musste der "Steirische Adelsbund" auch einige Rückeroberungen hinnehmen, bei denen die Burgen des Hanns von Stubenberg im Haßbachtal zerstört wurden. Am 21. Juli 1469 fügte Baumkircher mit seinen Truppen den kaiserlichen Truppen unter Jan Holub in der Schlacht von Fürstenfeld eine schwere Niederlage zu. In der Folge verheerte er bzw. verheerten seine Truppen mit Raubzügen sogar die Gegend um die Stadt Graz.[11] Nachdem im Oktober 1469 ein Waffenstillstand geschlossen worden war, stimmte der Kaiser am 30. Juni 1470 einem Vertrag mit Baumkircher zu, der auf der Völkermarkter Versammlung der innerösterreichischen Stände ausgehandelt worden war. In diesem wurde Baumkircher und seinen Verbündeten eine völlige Amnestie und die Zahlung eines Teils ihrer Forderungen zusagt.[12] Es gab noch weitere Verhandlungen, wo es z. B. um den Wiederaufbau und die Rückgabe eroberter Burgen ging. Vermutlich wegen Ausbleibens der beschlossenen Zahlung erhob sich Baumkircher im Herbst 1470 jedoch erneut gegen den Kaiser.[A 2]

Tod und Folgen

 
Die heutige Franziskanerkirche in Graz war im 15. Jahrhundert die Kirche des damaligen Minoritenklosters. Hier befindet sich eine Gedenktafel für Andreas von Greisenegg, der gemeinsam mit Andreas Baumkircher hingerichtet wurde.

In der Folge kam es zu einer weiteren Einigung, jedenfalls entließ Baumkircher 1471 seine Truppen und begab sich im April 1471 zusammen mit Hanns von Stubenberg zu Verhandlungen nach Graz. Auf Wunsch des Kaisers wurde Andreas von Greisenegg ebenfalls zu diesen Verhandlungen zugezogen. Der Kaiser hatte freies Geleit zugesichert, sie wurden jedoch mit ihrem Gefolge gefangen genommen. Nach der Gefangennahme wurden Andreas Baumkircher und Andreas von Greisenegg sofort und ohne gerichtliche Verhandlung beim Murtor (heute am Ende der Murgasse enthauptet.[13] Beide wurden danach im Kreuzgang des Grazer Minoritenklosters beigesetzt. Nach einer Eintragung im St. Lambrechter Totenbuch wurde Baumkirchers Leiche später nach Schlaining überführt und dort beigesetzt.[14] Wo seine Gebeine tatsächlich ruhen, ist jedoch ungewiss.[15]

Die Gründe für die Hinrichtung sind bis heute nicht restlos aufgeklärt und werden kontrovers diskutiert. Neben einer Verwicklung von König Matthias in die Fehde, die Kaiser Andreas Baumkircher als Treuebruch und Verrat ausgelegt haben könnte, wird auch die Rechtmäßigkeit der Fehde selbst, die als Bruch des Reichslandfriedens, den Friedrich III. am 20. August 1467 erlassen hatte, gesehen werden könnte, hinterfragt oder eine Anwendung des "Crimen laesae maiestatis" durch den Kaiser für wahrscheinlich gehalten.[16] Dass Andreas von Greisenegg ebenfalls hingerichtet wurde, macht alles noch undurchsichtiger, da dieser zwar ein Freund Baumkirchers war, aber eine Beteiligung an dessen Fehde nicht nachgewiesen ist. Er soll zudem dem Kaiser treu ergeben gewesen sein.[17]

Baumkirchers Familie stellte sich nach seiner Hinrichtung unter den Schutz des ungarischen Königs. Am 8. Mai 1472 wurde zwischen ihnen und dem Kaiser in Wiener Neustadt ein Vergleich geschlossen, bei dem sich der Kaiser zu einer finanziellen Abgeltung der von ihm übernommenen Besitzungen Baumkirchers am Karst und in Krain verpflichtete und dazu, sich um die Begleichung der noch offenen Soldforderungen durch die innerösterreichischen Landstände zu kümmern. Die Vereinbarungen dürften allerdings nur zum Teil realisiert worden sein.[18] Die Familie Baumkircher konnte ihre Herrschaften Schlaining-Rechnitz im Eisenburger Komitat und die Herrschaft Kaisersberg in Slawonien, die damals zum ungarischen Königreich gehörten, halten.[19] Georg (II.) und Wilhelm (II.) Baumkircher, die sich ebenfalls als Freiherren von Schlaining betitelten, unterstützten König Matthias bei seinen Kriegen mit dem Kaiser. Nach dem Tod des Ungarnkönigs schloss sich Wilhelm (II.) Baumkircher dem ungarischen König Wladislaw an. Dieser schloss 1491 mit Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian I. den "Friedensvertrag von Preßburg", an dessen Zustandekommen Wilhelm (II.) Baumkircher als ungarischer Magnat beteiligt war.[20][21]

Aufstieg innerhalb des Adels

Gehörten sein Großvater und sein Vater, denen eine Karriere als landesfürstliche Verwalter im Herzogtum Krain und die Erwerbung von Grundbesitz gelang, noch dem niederen Lehens- oder Dienstadel an,[20] schaffte es Andreas Baumkircher in den Landadel, auch wenn ihm keineswegs die Zeit blieb, diese Stellung dauerhaft auszubauen. Durch die vorübergehende Ernennung (ca. 1454-1465) zum Burggrafen und Gespan zu Preßburg stieg er in die erste Reihe der ungarischen Magnaten auf, mit der Erhebung in den erblichen Freiherrenstand 1463 durch den Kaiser gelang ihm der Aufstieg in den höheren Adel. Durch die Übernahme von Pflegschaften und Pfandschaften sowie Käufe konnte Baumkircher seine Besitzungen wesentlich vergrößern. Um 1466 erbte er von seinem Vater noch dessen Besitztümer im Herzogtum Krain. Mit dem Erwerb der Herrschaft Katsch bei Murau, die er Leutold von Stubenberg abkaufte[22], stieg er in die steirische Landstandschaft auf.[23] 1464 verlobte Andreas Baumkircher seine Tochter Martha mit Leutolds Sohn Hanns, der ebenfalls dem steirischen Herrenstand angehörte.[24] Die Besitzungen von Andreas Baumkircher waren über mehrere heutige Staaten verstreut: Kroatien, Österreich, Slowakei, Slowenien und Ungarn.[25].

Nach seiner Hinrichtung gelang es seiner Familie nicht, alle seine Besitzungen zu behalten. So ging zum Beispiel sein Besitz im Herzogtum Krain in landesfürstliches Eigentum über[20], auch die Herrschaft Katsch fiel danach wieder an den Kaiser[22]

Freiherr von Schlaining, Kloster- und Stadtgründer

Die Burg für den Teufel, die Stadt für die Welt und das Kloster für das Himmelreich[A 3]

1445 brachte sich der spätere Kaiser Friedrich III. durch Eroberungen in den Besitz einer Reihe von Burgen und Herrschaften im damaligen Westungarn, darunter auch die Burg Schlaining an der Pinka, die er Andreas Baumkircher pflegschaftsweise zur Verwaltung überließ. 1446 verpfändete er sie dann zusammen mit der gleichnamigen Herrschaft an diesen, der zwischen 1451 und 1456 durch Kauf in den endgültigen Besitz der Burg gelangte, die ihm 1455 von König Ladislaus Postumus ins Eigentum übertragen wurde. Mit der Errichtung einer Stadt zwischen der Burg und dem Kloster dürfte Baumkircher bereits 1458/59 begonnen haben. 1462 gestattete ihm Kaiser Friedrich III. bei seiner Burg Schlaining eine Stadt "von Neuem" zu bauen, die am 4. April 1462 mit einem Handelsprivileg (Freibrief) ausgestattet wurde[26]. Vor 1460 stiftete Baumkircher in der "Vorstadt" des späteren Stadtschlainings ein Kloster der Pauliner[27]. 1463 erhielt Baumkircher von Matthias, nachdem er diesem als ungarischer König gehuldigt hatte, eine Reihe von Steuerbefreiungen, darunter eine Befreiung von Stadtschlaining vom Grenzzoll. Nach der Hinrichtung Baumkirchers gehörten seine Besitzungen im Eisenburger Komitat, darunter auch die Herrschaft Schlaining mit Burg und Stadt seinen Söhnen.[28]

Andreas Baumkircher-Gedenkstätten

  • Auf der Burg Schlaining und in der Stadt Schlaining, heute im Burgenland.
  • In Wiener Neustadt, heute Niederösterreich: Hier ist eine Straße, der Andreas Baumkircher-Ring, nach ihm benannt. Zusammen mit anderen Personen aus der Stadtgeschichte, die im 19. Jahrhundert für diese als wichtig erachtet wurden, ist sein Bild auf der Fassade des Rathauses zu finden. Im Stadtmuseum findet sich das Historienbild Baumkircher verteidigt das Wienertor aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts[29].
  • Wien: Statue von Vincenz Pilz im Heeresgeschichtlichen Museum (1872)[30]

Ausstellungen

  • Ritter Baumkircher. Leben & Sterben im 15. Jahrhundert. Sonderausstellung auf Burg Schlaining von 29. April bis 31. Oktober 2012 [31]

Andreas Baumkircher in Sage und Legende

Taten, die seinen Ruhm begründeten

Im Dienst von Friedrich III. erbrachte Baumkircher einige Leistungen, die ihm schon zu Lebzeiten den Ruf des Helden einbrachten. Dazu zählen seine Verteidigung des Wienertors bei der Belagerung von Wiener Neustadt im August 1452 gegen Truppen des Mailberger Bundes, wobei er mehrere schwere Verwundungen erlitt und ein Gewaltritt zu König König Georg von Böhmen im Herbst 1462, um diesen zur Hilfe für den Kaiser während der Belagerung der Wiener Hofburg zu bewegen[32]. Der Legende nach soll er die Strecke in drei (manchmal auch vier) Tagen bewältigt[33] und dabei unzählige Pferde zu Tode geritten haben, wobei er ununterbrochen im Sattel war, ohne irgendeine Pause zu machen.

Weitere Sagen und Legenden

  • Legenden berichten von Jagdausflügen, die König Matthias Corvinus in Begleitung von Andreas Baumkircher im Günser Gebirge gemacht haben soll. Der Hirschenstein, der zweithöchste Berg des heutigen Burgenlandes, soll seinen Namen einem besonderen Hirsch verdanken, den die beiden dort auf der Jagd erlegten. Beim Heimweg rasteten sie auf einer Wiese an einer Quelle, deren Wasser dem König so mundete, dass er später noch oft hierher kam. Um das Wasser vor Verunreinigung zu schützen wurde auf seinem Befehl hin die Quelle mit großen Steinen eingefasst. Die Quelle erhielt daher den Namen Königsbrunnen und die Wiese den Namen Königswiese. Eine Steinplatte in der Nähe soll dem König zudem nach den Jagden oft als Tischplatte gedient haben, wo er gebratene "Hendln"[A 4], angeblich seine Lieblingsspeise verzehrte. Dieser erhielt deshalb den Namen Hendlstein.[34].
  • Zu Baumkirchers Tod entstand eine Legende. Angeblich soll der Kaiser, Andreas Baumkircher und Andreas Greisenegger nicht nur freies Geleit zugesichert, sondern dieses auch auf eine bestimmte Uhrzeit eingegrenzt haben. Um diese Zusicherung nicht wirklich brechen zu müssen, soll er bzw. sollen "böse" Räte die Uhren um eine oder mehrere Stunden vorgestellt haben.[A 5]
  • In einer Version reitet Martha Baumkircher, als sie von der Gefangennahme ihres Vaters erfährt, um diesen zu retten, nach Graz, trifft aber erst nach der Hinrichtung dort ein. Sie taucht ein Tuch in sein Blut, verflucht die anwesenden Mitschuldigen und nimmt seine Leiche nach Schlaining mit, wo sie diese in der Marienkirche beisetzen lässt. In dieser Version wird Baumkircher nach seiner Hinrichtung zum Wiedergänger, der in stürmischen Nächten beim Murtor gesichtet wird, wobei er seinen Kopf unter dem Arm trägt. Erst als der Stein, der als Richtblock gedient hat und in den Jahren danach als Wahrzeichen in einem Haus bei diesem Stadttor aufgewahrt wird, verschwindet, wird auch Baumkirche nicht mehr dort gesichtet.[35]

Andreas Baumkircher in der Belletristik und Literatur

Dramen

  • Johann Nepomuk von Kalchberg: Ritterempörung, Theaterstück (18. Jahrhundert)
  • Wilhelm Wartenegg von Wertheimstein: Andreas Paumkircher, Theaterstück (1865)
  • Josef Otto Lämmel: Andreas Baumkirchner[sic!], Theaterstück (1937), 1971 uraufgeführt
  • Richard Libiger: Andreas Baumkircher, Theaterstück (1937)
  • Heinz Nonveiller: Andreas Baumkircher, Heimatspiel (1937)
  • Erika Spann-Reinsch: Andreas Baumkircher oder das Burgspiel von der Treue, Fragment; 1952 uraufgeführt

Prosa

  • Franz Isidor Proschko: Andreas Baumkirchner[sic!], historische Erzählung (1869)
  • Peter Rosegger: A Spitzbuabngschichtl va da Grazer Gschlousberguhr, Mundart-Erzählung (1869)
  • Wilhelm von Kalchberg: Baumkircher's Ende, historische Erzählung (1874)
  • Friedrich von Gagern: Schwerter und Spindeln, Roman (1939)
  • Rudolf Kremser: Kaiser ohne Reich, Roman (1952)
  • Hans Hörler: Freies Geleit für Baumkircher, Roman (1958)
  • Walter Paul Kirsch: Ich, Andreas Baumkircher ... Ein spätmittelalterliches Zeitbild, Roman (1982)

Anderes

  • Johann Reichard von Valvasor: Die Ehre des Herzogtums Crain, Compendium (1689)
  • Franz Krones von Marchland: Zur Geschichte der Steiermark vor und in den Tagen der Baumkircherfehde, wissenschaftliche Arbeit (1869)
  • Betty Paoli: Andreas Baumkircher, Balladenzyklus (1870)
  • Johann Loserth: Schlaining, Das Ende des Baumkircherhauses, wissenschaftliche Arbeiten (1927)
  • Fritz Popelka: Andreas Baumkircher, ein Grenzschicksal aus dem 15. Jahrhundert, Studie (1939)
  • Alfred Seebacher-Mesaritsch: Der Mord an Andreas Baumkircher, in: Henker, Hexen und Halunken. Die steirische Geschichte im Spiegel großer Prozesse, Artikelserie für "Die Neue Zeit" (1969)

Die "Schlaininger Burgspiele" (1949-1953)

1949 wurde auf Initiative von Eugen Höbe, dem Amtmanns von Stadtschlaining, eine Laientheatergruppe gegründet, mit der bis 1953 Theaterstücke auf der Burg Schlaining aufgeführt wurden. In einigen der Theaterstücke ging es um Andreas Baumkircher. Mit der Eröffnung der Burgspiele auf Forchtenstein durch die Landesbühne von Gerhard Bothar wurden die "Schlaininger Burgspiele" aufgegeben. 1968 versuchte Eugen Höbe sie neu zu beleben, in dem er unter dem Titel "Schlaininger Spiel" Auszüge aus der Stadtordnung des Veit von Fladnitz, der mit der Baumkircher-Enkelin Barbara verheiratet war, szenisch darstellen ließ, doch blieb es bei einer einmaligen Aufführung.[36]

Zeitgenössische Quellen

Zu Baumkirchers Hinrichtung haben sich zwei Zeitzeugenberichte erhalten:

  • Zwei Tage nach der Hinrichtung am 25. April 1471 berichtet Heinrich Erlbach († 1472), der sich zu dieser Zeit in Graz aufhielt, in einem Brief über diese.[37]
  • Über die Hinrichtung berichtet außerdem Wilwolt von Schaumburg, der damals noch ein Kind war. Sein Bericht gilt als fehlerhaft.[38]

Literatur

  • Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher. Leben und Sterben im 15. Jahrhundert (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 144). Eisenstadt, 2013, ISBN 978-3-85405-194-7 (Ausstellungskatalog mit zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätzen)
  • Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen sozialen Aufstiegs im Spätmittelalter am Beispiel Andreas Baumkirchers. Universität Wien, (ungedruckte) Diplomarbeit, 2000

Lexika-Artikel und biographische Skizzen in Übersichtdarstellungen

Literatur zu Teilaspekten

  • Erika Kaiser: Das Nachleben Baumkirchers in der Literatur. In: Andreas Baumkircher und seine Zeit. Symposium im Rahmen der "Schlaininger Gespräche" vom 24.-26. September 1982 auf Burg Schlaining (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 67). Eisenstadt, 1983, S. 291-325
  • Heinrich Koller: Kaiser Friedrich III. Darmstadt 2005, ISBN 3-534-13881-3
  • Roland Schäffer: Die frühen "krainischen" Baumkircher. Überlegungen zu Herkunft, Genealogie und Wappen einer spätmittelalterlichen "Aufsteigerfamilie". In: Reinhard Härtel (Hrsg.): Geschichte und ihre Quellen. Festschrift für Friedrich Hausmann zum 70. Geburtstag. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, 1987. ISBN 3-201-01414-1. S. 199-210
  • Roland Schäffer: Untreue und Verrat im Urteil ihrer Zeit am Beispiel der Hinrichtung Baumkirchers und Greiseneggers (1471). In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 69, 1978, S. 87-98 digital
  • Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 54-58
  • Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone, Edition Roetzer, Eisenstadt 1994, ISBN 3-85374-242-4 (mit einer Kurzbiographie, S. 533f.)
  • Margarete Wagner: Andreas Baumkircher als literarische Figur. In: Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher. Leben und Sterben im 15. Jahrhundert (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 144). Eisenstadt, 2013, ISBN 978-3-85405-194-7, S. 168f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 22
  2. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000. S. 56
  3. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 22 und S. 24, Stammtafel
  4. vgl. Roland Schäffer: Die frühen "krainischen" Baumkircher, 1987, S. 194
  5. vgl. Roland Schäffer: Andreas Baumkircher und der steirische Adel. In: Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S.127
  6. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 29 und Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 137
  7. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000. S. 60f.
  8. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 29ff., S. 40, S. 45, S. 54, S. 70 und S. 128
  9. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 136 und Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 150f.
  10. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 54
  11. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 136f.
  12. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 159
  13. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 137
  14. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 158f.
  15. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 128f. und S. 151
  16. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000, S. 156-161
  17. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 32 und S. 137
  18. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 160
  19. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 161
  20. 20,0 20,1 20,2 vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 25
  21. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 54, S. 56 und 137
  22. 22,0 22,1 vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000. S. 112
  23. vgl. Rudolf Kropf: Andreas Baumkircher als Grundherr. In: Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 30f., S. 65 und 120f.
  24. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 127
  25. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 120f.
  26. vgl. Rudolf Kropf: Gründung von Stadtschlaining. In: Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 103
  27. vgl. Gustav Reingrabner: Das Paulinerkloster in Stadtschlaining. In: Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 117
  28. vgl. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 17 und S. 120f.
  29. Abbildung unter http://stadtmuseum.wiener-neustadt.at/schirmherrschaft
  30. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 33
  31. vgl. Ausstellungsbeschreibung, Suedburgenland.INFO, eingesehen am 8. Juni 2017
  32. Zum Datum dieses Ritts (er muss Ende Oktober oder Anfang November 1462 stattgefunden haben) und dem Ort, wo Baumkircher mit dem König von Böhmen zusammentraf, finden sich in der Sekundärliteratur unterschiedliche Angaben. Bei Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 50, führt der Ritt nach Prag und dauert vom 27. bis 29. Oktober 1462.
  33. vgl. Elke Simon: Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, 2000. S. 71
  34. vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 57
  35. vgl. Andreas Baumkircher, Sagen.AT, eingesehen am 7. Juli 2017
  36. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 166f.
  37. Zitiert in: Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 157f.
  38. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 158

Anmerkungen

  1. Nach Ulrike Döcker: Barbara Baumkircher, 1992, S. 54, war ihr Name Margarete von Grafenegg. Hier könnte allerdings eine Verwechslung mit der der zweiten Ehefrau von Andreas Baumkircher vorliegen, die ebenfalls eine "Grafeneggerin" gewesen sein soll.
  2. In manchen wissenschaftlichen Arbeiten wird in dieser neuerlichen Erhebung die eigentliche Ursache für die spätere Hinrichtung Baumkirchers gesehen.
  3. Ein Zitat über Stadtschlaining, das Andreas Baumkircher als ihrem Stadtgründer zugeschrieben wird, vgl. Rudolf Kropf - Andreas Lehner (Hrsg.): Andreas Baumkircher, 2013, S. 13
  4. "Hendl" ist eine österreichische Bezeichnung für Hühner.
  5. Eine Legende, die wohl auch auf den Uhrturm, das Wahrzeichen von Graz anspielt. Der Turm ist bereits im 12. Jahrhundert dort nachgewiesen, auch wenn er mehrmals umgebaut wurde.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Andreas Baumkircher behandelt.
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