Die Burgruine Neuburg gehört heute zur im Bundesland Vorarlberg gelegenenen Gemeinde Koblach. Es handelt sich um die Ruine einer Höhenburg, die im Jahr 1363 von (Erz-)Herzog Rudolf IV. von Österreich (Rudolf der Stifter) gekauft wurde. Mit diesem Kauf fassten die Herzöge von Österreich (Habsburger) erstmals Fuß in Vorarlberg.[1]

Die Burgruine Neuburg heute

Geschichte

Die Neuburg im Besitz der Welfen

Die Neuburg wurde wahrscheinlich im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts von den Welfen erbaut und um 1152 Ministerialen anvertraut, die sich nach ihr benannten. Sie bildete das Zentrum der gleichnamigen Herrschaft, zu der Besitz in Koblach, Götzis und Mäder sowie der Burgstall Blasenberg bei Feldkirch gehörte. Für die Welfen war sie ein bedeutender Stützpunkt ihrer Herrschaft in Unterrätien war, vielleicht sogar der wichtigste Stützpunkt in diesem Gebiet.[2] 1166 spielte sie eine Rolle in der Tübinger Fehde. 1166/67 wurde Pfalzgraf Hugo II. von Tübingen, der Schwiegersohn und Erbe des Grafen Rudolf von Bregenz († um 1150), hier gefangen gehalten.[3]

Die Neuburg im Besitz Ritter Thumb von Neuburg

1188 wird erstmals Heinricus Tumbo als einer der Dienstmannen der Neuburg urkundlich erwähnt, von dem vermutlich Friedrich und Heinrich von Neuburg abstammen, die um 1240 als Besitzer der Neuburg nachgewiesen sind. Diese Familie, die später als die Thumb(en) von Neuburg bezeichnet wurde, dürfte zuvor in "Friesun" (heute: Sankt Gerold bei Bludenz) ansässig gewesen sein, wo sie die Propstei Sankt Gerold stifteten[4]. Zu Ende des 13. Jahrhunderts unterstanden die Thumben von Neuburg als Reichsritter direkt dem König bzw. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs.[3] Noch im 13. Jahrhundert spalteten sich die Thumben in den Neuburger und den "Behaim"-Zweig (Wild-Behaim) auf, der auf Birkach (Birken) am Südhang des Kummens bei Feldkirch und im Rheintal bei St. Gallen ansässig wurde. Ein weiterer Zweig der Thumb von Neuburg ist im 2. und 3. Viertel des 14. Jahrhunderts auf der Neuburg bei Untervaz in Graubünden nachgewiesen. Viele Mitglieder der Thumb sind als Kleriker belegt, besonders unter den Domherren von Chur, von denen es einige bis zum Bischof brachten.[5]

Mit ihren Besitzungen in Koblach und Götzis gerieten die Thumb von Neuburg in Konflikte mit den Grafen von Montfort zu Feldkirch, zudem sie in der Folge noch weitere Besitzungen im Gebiet der heutigen Stadt Feldkirch gewannen: die Burg Blasenstein bei Illbrugg (heute Feldkirch-Heiligkreuz), zinspflichte Hofstätten und das Patronat über die Kirche in Tisis (heute Teil von Feldkirch). 1311 wurde die Neuburg während der Neuburger Fehde[A 1], die Graf Rudolf III. von Montfort-Feldkirch mit Unterstützung der Grafen Hugo V. von Montfort-Bregenz und Hugo IV. von Werdenberg-Heiligenberg führte, belagert. Dieser errichtete etwas später auf dem Neuburger Gebiet bei Götzis die Burg Neu-Montfort. In der Folge kam es jedoch zu einer Annäherung mit den Grafen von Montfort. Die Ritter Thumb von Neuburg brachten einen Teil der Herrschaft Feldkirch mit der Burg Neu-Montfort als Pfandschaft unter ihre Herrschaft.[6]

In der Auseinandersetzung der Grafen von Werdenberg und Montfort zu Feldkirch Mitte des 14. Jahrhunderts standen die Thumb von Neuburg auf der Seite der Werdenberger. 1362 wurde Hugo Thumb von Neuburg trotz des kaiserlichen Schutzes, in welchen er getreten war, bei einem Aufenthalt in Feldkirch von Graf Rudolf IV. von Montfort gefangen genommen. Daraufhin zog dieser vor die Burg Neu-Montfort, deren Besatzung sich ergab. Wenig später kam es zu einer Einigung, worauf Hugo wieder freikam.[7]

Vermutlich als Folge dieser Geschehnisse verkauften Hugo, der später als Vogt zu Kyburg nachgewiesen ist, und sein Bruder Schwicker bzw. dessen Söhne Hans, Frick und Heinrich 1363 die Neuburg mit der gleichnamigen Herrschaft an Herzog Rudolf IV. von Österreich ("Rudolf dem Stifter") (Verkaufsurkunde vom 8. April 1363). [7]

Die Neuburg im Besitz der Habsburger

1405 war die Neuburg mit der gleichnamigen Herrschaft an den bekannten Minnesänger Graf Hugo XII. von Montfort-Bregenz verpfändet. 1407 wurde sie während der Appenzellerkriege vorübergehend vom Bund ob dem See besetzt. In der Folge wurde die Neuburg mit der gleichnamigen Herrschaft mehrmals verpfändet, 1423 an die Grafen Hermann und Stephan von Montfort-Bregenz, 1447 an Truchseß Jakob von Waldburg (damals auch Landvogt in Schwaben) und 1451 an die Brüder Bernhard und Wiguleis Gradner. Spätere Pfandherren waren die Grafen von Hohenems bzw. Ems (1589-1679). Um 1679 unter Kaiser Leopold I. wurde die Herrschaft Neuburg mit den Schlössern Alt-Montfort und Neu-Montfort, Tosters und Jagdberg zur sogenannten "Großen Pfandschaft Neuburg" vereinigt, die in der Folge an das böhmische Grafenhaus Clary-Aldringen kam. 1744 wurde die Neuburg als Festung aufgelassen und ihre damalige Garnisonsbesatzung übersiedelte nach Bregenz. 1777 kam die Neuburg als Pfandschaft an die Grafen von Wolkenstein-Rosenegg und dann 1837 an Michael Fink, der als Schiffmeister und Handelsmann in Braunau nach gewiesen ist. 1838 bzw. 1852 wurde die Pfandschaft vom österreichischen Kaiserhaus gekündigt.[3]

Die Neuburg heute

1864 kaufte die Gemeinde Koblach die inzwischen zur Ruine verfallene Neuburg mit dem Schloßwald.[3]

Die Neuburg ("Nüburg" / "Neuenburg") in Legende und Sage

Die Heinrichskapelle auf der Neuburg

Nach einer Sage soll einst Kaiser Heinrich II. auf der Neuburg geweilt haben, weshalb die Burgkapelle nach seiner Heiligsprechung ihm geweiht wurde. Außerdem soll deshalb der Heinrichstag von den Neuburgern stets mit einem feierlichen Umzug begangen worden sein.[8]

lus primae noctis

Als "Nüburg" ist die Neuburg Schauplatz einer Sage um das "Ius primae noctis). Hier sind es die üblen Zwingherren, die mit Fronden und Zehnten ihre Untertanen quälten. Außerdem muss jede Braut am Abend vor ihrer Hochzeit ihnen zu Willen sein. Dieses Treiben wird letztlich durch einen Bauernaufstand beendet, wobei die Zwingherren von der "Nüburg" flüchten müssen. Obwohl sie ihren Pferden die Hufeisen verkehrt aufnageln, um so ihre Fluchtroute zu tarnen, gelingt es den Bauern sie bei Ems einzuholen, wobei sie erschlagen werden.[9]

Der Schatz auf der Nüburg

Eine weitere Sage erzählt von einem großen Schatz, den die Ritter bei ihrer Flucht von der Nüburg auf dieser zurücklassen musste. Dieser soll noch immer in einem tiefen unterirdischen Gewölbe vergraben sein. Von Zeit zu Zeit wird er zwischen den verfallenen Mauerringen im Wald sichtbar, doch kann er nicht gehoben werden, da der Wald dann stets ein unheimliches Eigenleben (Schlangen und anderes Gewürm, lebendige Bäume etc.) zeigt.[10]

Die Fräulein auf Neuenburg

Beide Sagen sind zu einer weiteren Sage verschmolzen, die die "Untergang" der Ritter auf der Neuburg mit der Besetzung der Neuburg während der "Appenzellerkriege" durch den "Bund ob dem See" verknüpft.[11]

  • Unter dem Namen "Neuenburg" ist die Ruine Neuburg auch Schauplatz von zwei "verwünschte Fräule" (Burgfrauen), die nur dann erlöst werden können, wenn ihnen jemand unaufgefordert ihre Blumensträuße abkauft. Auch diese Sage ist mit dem Schatzmotiv verknüpft.[12]
Siehe auch: Sage aus Vorarlberg

Weblinks

  Burgruine Neuburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter. Verlag Ueberreuter, Wien 2001, S. 158
  2. vgl. Alois Niederstätter: Welfische Spuren südlich des Bodensees und in Rätien. In: Karl-Ludwig Ay - Lorenz Maier - Joachim Jahn (Hrsg.): Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft (= Forum Suevicum. Beiträge zur Geschichte Ostschwabens und der benachbarten Regionen. Hrsg. von Rolf Kießling. Bd. 2). Universitätsverlag UVK, Konstanz, 1998. ISBN 3-87940-598-0. S. 113
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Burgruine Neuburg, Burgengeschichte
  4. vgl. Alois Niederstätter: Vorarlberg im Mittelalter (= ders.: Geschichte Vorarlbegs, Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2014, S. 168
  5. vgl. Alois Niederstätter: Vorarlberg im Mittelalter (= ders.: Geschichte Vorarlbegs, Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2014, S. 168f.
  6. vgl. Alois Niederstätter: Vorarlberg im Mittelalter (= ders.: Geschichte Vorarlbegs, Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2014, S. 169f.
  7. 7,0 7,1 vgl. Alois Niederstätter: Vorarlberg im Mittelalter (= ders.: Geschichte Vorarlbegs, Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2014, S. 170
  8. vgl. http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/vorarlberg/rheintal/heinrichskapelle.htm und http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/vorarlberg/rheintal/nueburg_kilia.htm, beide eingesehen am 25. Juni 2017
  9. vgl. Leander Petzoldt (Hrsg.): Ius primae noctis. In: ders.: Sagen aus Österreich. Wiesbaden: MarixVerlag 2007, ISBN 978-3-86539-118-6, S. 131; Online-Fassung nach Petzoldt unter http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/vorarlberg/rheintal/ius.htm, eingesehen am 25. Juni 2017
  10. vgl. http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/vorarlberg/rheintal/schatz_nueburg.htm, eingesehen am 25. Juni 2017
  11. http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/vorarlberg/beitl/letzte_ritter.htm, eingesehen am 25. Juni 2017
  12. vgl. http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/vorarlberg/rheintal/neuenburg.html, eingesehen am 25. Juni 2017

Anmerkungen

  1. Bei der "Neuburger Fehde" dürfte es auch das Vogtei-Recht für die Propstei Sankt Gerold gegangen sein, deren Kirche und Propsteigebäude als Folge gebrandschatzt wurden, vgl. Geschichte, Website Sankt Gerold
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burgruine Neuburg behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).