Ortlieb (IV.) von Winkl, häufig auch Ortlieb von Winklberg (Ortlib von Winchelberch) (* im 13. Jahrhundert, vor 1275; † nach dem Dezember 1321 und vor 1323)[1] war ein Adeliger des Herzogtums Österreich. Gewöhnlich ist er gemeinsam mit seinem Bruder Hadmar (I.) von Winkl belegt. Mit seinen zwei Ehefrauen begründete er zwei Linien der Herren von Winkl beziehungsweise Winklberg, eine "ältere" und eine "jüngere" Ortlieb-Linie.[2]

Herkunft und Familie

Ortlieb (IV.) von Winkl gehörte zu der im Mittelalter im Tullnerfeld ansässigen Familie der Herren von Winkl. Er war einer der beiden Söhne[A 1] von Ortlieb (III.) von Winkl aus dessen Ehe mit Elisabeth von Hadmar von Falkenberg-Mistelbach († um / nach 1283) und somit ein Nachfahre von Hadmar (II.) von Kuenring. Über seine Mutter mit den Herren von Kuenring aus der Dürnsteiner Linie verwandt, war er wie diese einer der Schwiegersöhne des letzten Truchsess von Feldsberg.[3]

Ortlieb (IV.) war zweimal verheiratet:
in 1. Ehe ∞ (nach 1277 und vor 1279[4]) mit Gisela[A 2] († zwischen 1310 und 1314), einer Tochter des Truchsess Albero von Feldsberg. Gisela, deren Mutter aus der Familie der Herren von Ort stammte und diese beerbt hatte, führte ihr eigenes Siegel mit dem Wappen der Orter. Aus dieser Ehe hatte Ortlieb mindestens 6 Kinder:[5]

in 2. Ehe ∞ (1316) mit Elisabeth († nach 1327, vor 1337), Witwe von Buzko von Raitz (aus einer mährischen Adelsfamilie) und Rudolf (III.) Wirsing von Kirchstetten[A 3].[7] Aus dieser Ehe hatte Ortlieb noch zwei weitere Söhne:[8]

Gisela von Winkl, die als Priorin des Dominikanerinnenklosters Imbach, belegt ist, könnte eine weitere Tochter von Ortlieb (IV.) gewesen sein.[9]

Leben

Ortlieb (IV.) von Winkl verwaltete zunächst den Besitz seiner Familie gemeinsam mit seinem Bruder Hadmar (I.) von Winkl. Unter der Herrschaft von Herzog Albrecht I. von Österreich ist er als Zeuge landesfürstlicher Rechtsgeschäfte mehrmals in der Stadt Wien nachgewiesen.[10] Vor seiner ersten Eheschließung kam es um 1276 zwischen ihm und Hadmar zur Teilung ihres Besitzes, wobei ihm die von seinem Vater erbaute "Stammburg" Winklberg (in Mitterstockstall, heute Teil der Gemeinde Kirchberg am Wagram) zufiel. Ortlieb nannte nach der Teilung meistens nach dieser Burg.[11] Er dürfte am 28. September 1322 in der Schlacht bei Mühldorf gefallen sein.[12] Beigesetzt wurde er in der Kirche St. Stephan am Wagram (heute in der Gemeinde Kirchberg am Wagram).[13]

Literatur

  • Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9, besonders S. 65-69 [A 4]

Einzelnachweise

  1. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 65
  2. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 382 und 384
  3. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 64f.
  4. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 69
  5. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 69f.
  6. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S.71f.
  7. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 70
  8. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 70f.
  9. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 74
  10. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 67
  11. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 68
  12. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 71
  13. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 85

Anmerkungen

  1. Da ihm bei der Teilung die Stammburg Winklberg zufiel, dürfte er der ältere der beiden Söhne gewesen sein.
  2. In der "Bärenhaut" wird Gisela von Feldsberg als Elisabeth von Felsberg bezeichnet, vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 69, Fußnote 383
  3. Aus ihren beiden ersten Ehen hatte Elisabeth drei Kinder, aus der ersten Ehe Schebor und Katharina von Raitz, aus der zweiten Ehe Gottfried (II.) Wirsing von Kirchstetten, vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 70
  4. Publikation von Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. Dissertation, Universität Wien, 2015 digital