Die Familie der Freundsberger oder Frundsberger (weitere Schreibformen: Fronsberg und Fruntsberg) zählte zu den einflussreichsten Adelsfamilien, die im Mittelalter in der Grafschaft Tirol ansässig waren. Ihr Hauptwirkungsbereich war das Inntal, wo sich auch fast alle ihre Burgen befanden. Im der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verlagerte sich ihr Wirkungsbereich aus der Grafschaft Tirol in die Reichslandschaft Schwaben.

Die Burg Freundsberg, heute. Sie gilt als Stammburg der Familie.

Geschichte der Freundsberger in Tirol

Die Freundsberger waren Ministeriale[A 1], die später der fränkischen Reichsritterschaft angehörten. Es wird heute angenommen, dass sie ursprünglich Ministeriale des Hochstiftes Freising waren. Urkundlich sind sie erstmals in den 1120er-Jahren als Ministeriale der Grafen von Andechs genannt. Später sind sie im Dienst der Tiroler Landesfürsten nachgewiesen.[1] Möglicherweise profitierten die Freundsberger von der sogenannten "Andechser-Krise" um 1209. Etwa zu dieser Zeit traten sie in die Dienste der Grafenfamilie von Tirol, dienten aber parallel dazu auch den Herzögen von Bayern, was für ihre Position äußerst förderlich gewesen sein durfte.[2] Um 1295 zählten sie zum neuen, freien, herrenmäßigen Dienstadel in Tirol. In ihren Urkunden verwendeten sie gewöhnlich zu dieser Zeit den Titel "dominus". 1296 versprachen die Freundsberger Herzog Otto von Kärnten, Graf von Tirol († 1310) die dauerhafte Offenhaltung von der Burg Freundsberg und weiteren Burgen. Die Burg Freundsberg wurde 1319 an Herzog Heinrich (VI.) von Kärnten, Graf von Tirol († 1335) verkauft und von diesem zu Lehen genommen. Doch obwohl sich der Schwerpunkt der Familie im 14. Jahrhundert längst in die Grafschaft Tirol verlagert hatte, schafften es die Freundsberger im 14. und 15. Jahrhundert auch ihre zum Herzogtum Baiern und zum Erzstift Salzburg gehörigen Burgen und Besitzungen halten, eine geschickte Taktik, die ihnen weiterhin einen erheblichen Handlungsspielraum zwischen den einzelnen Machthabern ermöglichte.[3]

Die Freundsberger, deren Burgen sich vorwiegend in einem Teil des Inntals befanden, übernahmen dort im 13. und 14. Jahrhundert auch Teile der hoheitlichen Verwaltung. Außerdem gehörte ihnen auch das nach Rottenburg (Teil der Gemeinde Buch) schubpflichten Niedergericht Freundsberg-Schwaz. Daher entwickelten sie zur bestimmten Kraft in jenem Teil des Inntals, das sich in der Region zwischen Kramsach und Kufstein befand. Diese Stellung konnten sie bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts weitgehend halten.[4] Um 1467 verlagerte sich ihr Wirkungsbereich in die Reichslandschaft Schwaben. 1586 starb die Familie in "männlicher" Linie aus.[1]

Bekannte Mitglieder der Familie Freundsberg

  • Ulrich von Freundsberg, urkundlich genannt 1128. Er gilt als erstes belegtes Mitglied das Familie.[1]
  • Berthold von Freundsberg (13. Jahrhundert) verkaufte 1319 Burg Freundsberg, die seiner Familie zu dieser Zeit noch als "freies Eigen" gehörte, an Herzog Heinrich von Kärnten, Graf von Tirol († 1335), und erhielt sie von ihm als landesfürstliches Lehen der Grafschaft Tirol zurück.[5]
  • Ein Hans von Freundsberg war Rat von Herzog Friedrich (IV.) von Österreich, Graf von Tirol († 1439). 1407 erhielt er gemeinsam mit seinem Bruder Ulrich die Herrschaft St. Petersberg (heute Teil der Gemeinde Silz). Beide waren Mitglieder jenes Adelsbundes, der in der älteren Literatur gewöhnlich als "Falkenbund" bezeichnet wird. Hans von Frundsberg ist als Spender für das Hospiz St. Christoph am Arlberg belegt.[6]
  • Ulrich von Frundsberg († 1501) war Rat von Herzog Siegmund von Österreich, Graf von Tirol ("Siegmund dem Münzreichen") († 1496) und Hauptmann des Schwäbischen Bundes. Er verkaufte 1467 gemeinsam mit seinem Bruder Hans von Freundsberg die Burg Freundsberg und das dazugehörige Gericht an den Herzog.[7] Verheiratet war er mit Barbara von Rechberg-Mindelheim († 1506), einer Enkelin des Grafen Heinrich von Rottenburg († 1411) und Urenkelin des Grafen Albrecht von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz († 1420). Über diese Ehe gelangte er in den Besitz der Herrschaft Mindelheim.
  • Bischof Ulrich (III.) von Trient († 1493)
  • Jörg (Georg) von Freundsberg († 1528), bekannt als "Vater der Landsknechte"
  • Georg von Freundsberg († 1586), Herr von Mindelheim, Straßberg und St. Petersberg. Mit ihm stirbt die Familie aus.[1]

Schloss Freundsberg

Als Stammsitz der Familie gilt die Burg Freundsberg (heute Teil der Gemeinde Schwaz).[2] Seit 1312 gehörte zu ihrer Herrschaft auch ein eigenes Landgericht. 1319 gelangte die Burg mit dem Gericht, die der Familie bis dahin als "freies Eigen" gehört haben soll, in den Besitz des Tiroler Landesfürsten, der die Freundsberger mit dieser belehnte. Eine weitere Belehnung mit der Burg und ihrem Gericht ist 1342 belegt.[5] 1467 wurde die Stammburg Freundsberg an den Tiroler Landesfürsten verkauft und etwa um diese Zeit gelangten die Familie in den Besitz der schwäbischen Herrschaft Mindelheim.[7]

Weitere Burgen der Familie der Freundsberger im heutigen Nordtirol

Neben ihrer Stammburg Freundsberg gehörten ihnen die Burgen Thierberg (heute Teil der Gemeinde Kufstein), Lichtwerth (heute Teil der Gemeinde Münster) und Matzen (heute Teil der Gemeinde Reith im Alpbachtal), zunächst als "freies Eigen" und vermutlich auch die Burg Mehrnstein (heute Teil der Gemeinde Brixlegg).[8] Später gehörte ihnen auch die Burg Mariastein (heute Teil der gleichnamigen Gemeinde). 1266 erhielten sie die Burg Schintelberg (heute Teil der Gemeinde Breitenbach am Inn) als Lehen vom Hochstift Regensburg, welche sie wenig später ebenfalls als "freies Eigen" besaß. Der Großteil ihrer Tiroler Burgen, darunter Matzen, Mehrnstein und Thierberg sowie Mariastein,befanden sich in jenem Gebiet der Grafschaft Tirol, der im 14. und 15. Jahrhundert gewöhnlich noch zum Herzogtum Bayern gehörte. Auf dem Terrain der damaligen Grafschaft Tirol lagen nur ihre Stammburg Freundsberg und die Burg Lichtwerth, beide aber in deutlicher Nähe zur bayrisch-tirolerischen Grenze. Außerdem erhoben sie Anspruch auf die Kundlburg (heute Teil der Gemeinde Kundl) und waren im Pfandbesitz der Burg Werberg. Eine auf der Kundlburg ansässige Familie, die Herren von Kundl, zählten zu ihren Ministerialen. Auch die Burg Werberg (heute Teil der Gemeinde Wörgl) hatten sie Ministerialen anvertraut. Beide Burgen waren ursprünglich im Besitz des Hochstiftes Regensburg gewesen und dann an das Herzogtum Bayern gekommen. Vielleicht als Folge des Friedens von Schärding (1369) verkauften sie 1379 ihre Burgen Thierberg, Schintelburg und Mariastein an die Herzöge von Bayern.[4]

Literatur

  • Leo Santifaller: Das Trienter Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im späten Mittelalter (Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1500). Aus dem Nachlass herausgegeben und mit einer Einleitung von Klaus Brandstätter (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 9). Verlag Athesia, Bozen, 2000. ISBN 88-8266-053-2. S. 82

Weblinks

  Freundsberg (Adelsfamilie) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Leo Santifaller: Das Trienter Domkapitel, 2000, S. 82
  2. 2,0 2,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 14
  3. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 32
  4. 4,0 4,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 15
  5. 5,0 5,1 vgl. Schloss Freundsberg, Burgenkunde.AT, abgerufen am 30. November 2020
  6. vgl. Robert Büchner: Heinrich Findelkind. In: Robert Büchner: St. Christoph am Arlberg. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts). Boehlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2005. ISBN 978-3205772828, S. 105
  7. 7,0 7,1 vgl. Freundsberg, Burgen-Austria.AT, abgerufen am 30. November 2020
  8. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 14f.

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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