Die Burg Freundsberg, unter der Herrschaft von Herzog Siegmund "dem Münzreichen" auch als "Sigmundsruh oder Siegmundsfried" bekannt, ist eine Höhenburg in Schwaz, die im Mittelalter Sitz eines wichtigen Gerichtes war, später zu den lukrativsten Pfandschaften der Tiroler Landesfürsten zählte und heute als Sitz des Heimatmuseums von Schwaz und als beliebtes Veranstaltungszentrum genutzt wird. Sie gilt als Wahrzeichen der Stadt Schwaz.

Die Burg Freundsberg heute

Die Lage

Die Burg befindet sich auf einer steilen Anhöhe am südlichen Stadtrand von Schwaz oberhalb der ehemaligen Bergwerksiedlung und ist von Weitem gut sichtbar. Noch heute prägt sie deshalb das Stadtbild von Schwaz wesentlich. Das Plateau der Burgplateau fällt auf allen Seiten steil ab und ist noch von Süden aus am leichtersten zugänglich.[1]

Das Bauwerk

 
Die Schlosskapelle von Freundsberg

Die Burg ist heute von Wiesen, Gärten und Waldungen umgeben. Sie besteht aus einem Turm, dem Mesnerhaus und der Schlosskapelle. Hinter der Burg befindet sich eine Heiliggrabkapelle.[2] Charakteristisch für die Burg ist ihr mächtiger fünfstöckiger Bergfried, in dem seit 1948 das Heimatmuseum von Schwaz untergebracht ist. Er ist der einzige Teil der mittelalterlichen Burganlage aus dem 12. Jahrhundert, der heute noch erhalten ist.[1] Das fünfte Stockwerk wurde im 15. Jahrhundert im Auftrag von Erzherzog Siegmund von Österreich, Graf von Tirol († 1496), besser bekannt als "Siegmund der Münzreiche", aufgesetzt.[3] Dieser ließ die Burg, nachdem er sie von den Freundsbergern gekauft hatte, zu einem Jagdschloss ausbauen. Seine Gemächer richtete er 1472 im Bergfried ein. Im selben Jahr ließ er auch eine Kapelle in der Burg erbauen, die 1477 dem Heiligen Nikolaus geweiht wurde.[4]

Nach 1500, als die Burg nur mehr von "Burghütern" und "Verwesern" bewohnt wurde, begann sie zu zerfallen. 1520 wurde die Westmauer teilweise abgetragen, die angebaute "Pflegeunterkunft" war 1526 nicht mehr zu bewohnen. Der Palas dürfte zwar noch Mitte des 17. Jahrhunderts bestanden haben, war aber bereits um 1500 schon recht ruinös. Nach der Beschreibung des "Burgpflegers" Mathias Burglechner wurde der Bergfried um 1614 als Gefängnis genutzt.[5] Unter ihm dürfte die Burg ihr heutiges Aussehen erhalten haben.[5] Die im Mittelalter erbaute Burgkapelle, deren Bau bis 1176 abgeschlossen war, wurde 1634-1637 im Stil der Spätrenaissance aus- und umgebaut. Von der ursprünglichen Kapelle hat sich nichts erhalten.[1] Unter Mathias Burglechner wurde sie mit Hilfe des Baumeisters Peter Tumb in eine Kirche umgebaut, in welche die Reste des Palas eingebaut wurden, soweit sie nicht schon beseitigt worden waren. Mathias Burglechners gleichnamiger Sohn ließ 1644 noch das Mesnerhaus an der Ostseite zur Sakristei umgestalten.[6]

Um 1690 war die Burg erneut sehr baufällig, wurde aber erst 1790 auf kaiserlichen Befehl hin renoviert und so vor dem völligen Verfall gerettet. Seit dem 20. Jahrhundert wurden immer wieder Renovierungen durchgeführt, denen die Burg verdankt, dass sie sich bis heute erhalten hat.<.[7]

Geschichte

 
Kreuzigungsgruppe vor der Schlosskapelle der Burg Freundsberg
 
Ausschnitt aus jenem Teil des Schwazer Heimatmuseums auf der Burg, das sich im 1. Obergeschoss des Bergfrieds befindet.

Die Burg Freundsberg wird erstmals in einer Traditionsnotiz des oberbayrischen Stiftes Dießen aus den Jahren 1173-1182 genannt. Nach dieser wurde sie um diese Zeit von der gleichnamigen Ministerialenfamilie[A 1] erbaut.[8] Sie gilt bis heute als Stammburg dieser Familie und befand sich bis etwa 1467 in ihrem Besitz. Ursprünglich als Wehrbau in Verwendung wurde Anfang des frühen 14. Jahrhundert der Sitz des Niedergerichtes zu Schwaz hierher verlegt. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts erhielten ihm zugehörige Orte die hochgerichtliche Rechte verliehen, die allmählich auf den gesamten Rechtsprengel ausgeweitet wurden.[9] Um 1319 verkaufte Berthold von Freundsberg die Burg mit dem dazu gehörigen Bericht und der Grundherrschaft, die er zu dieser Zeit als "freies Eigen" besaß, an Herzog Heinrich VI. von Kärnten, Graf von Tirol († 1335) und erhielt sie von diesem als landesfürstliches Lehen zurück. Um 1420 begann oberhalb von Schwaz ein für einige Jahrhunderte wirtschaftlich bedeutender Kupfer- und Silbererzbau, der zur Folge hatte, dass für die Bergleute ein eigenes landesfürstliches Berggericht geschaffen wurde, womit das örtliche Gericht zu Freundsberg wesentlich an Bedeutung verlor. Mitte des Jahrhunderts mussten die Freundsberger vorübergehend eine Hälfte ihrer Burg dem mit ihnen durch Heirat verwandten Jörg von Vilanders überlassen.[10] Am 8. Dezember 1467 überschrieben sie schließlich ihre Rechte an der Burg, einschließlich des dazu gehörigen Gerichtes, an Herzog Siegmund "den Münzreichen''. Dieser behielt die Burg als landesfürstlichen Besitz und ließ sie durch eigene bestallte Beamte, seine sogenannten "Pfleger", verwalten. Als "Pflege Freundsberg" oder "Pflege Freundsberg und Schwaz" verblieb die Burg bis ins späte 18. Jahrhundert im landesfürstlichen Besitz, wurde aber häufig als recht lukratives Pfand vergeben.[11]

Ende des 15. Jahrhunderts wurde in Schwaz für den "Burgpfleger" beziehungsweise "Burghüter" und Richter ein eigenes Pfleg- und Gerichtshaus erbaut, das ihnen auch als Wohnsitz zur Verfügung stand. Das hatte zur Folge, dass die Burg, nachdem sie ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nur mehr von einem Mesner bewohnt wurde.[12] Seit 1788 befand sich die Burg Freundsberg im Besitz des landesfürstlichen Ärars. In der "napoleonischen Zeit" (1805-1814) war die Burg für die Bevölkerung wiederholt eine wichtige Zufluchtsstätte. 1811 konnte eine von der bayerischen Regierung angeblich beschlossene Schleifung des Burgfriedes und der Kapelle über die Vermittlung des bayerischen Kronprinzen Karl Ludwig († 1868), die vornehmlich der Kapelle galt, verhindert werden.[13] Unter der bayerischen Herrschaft wurden Teile der Burg, darunter die Kapelle und die beiden Mesnerwohnungen, erstmals zur unentgeltlichen Nutzung dem Markt und dem Dorf Schwaz überlassen, dies jedoch mit der Auflage für die Erhaltung aufzukommen. Um 1900 kam es zu jahrelangen Auseinandersetzungen um den Besitz der Burg und ihres Areals zwischen der nunmehrigen Stadt Schwaz und der Schwazer Stadtpfarr- und Dekanatskirche Maria Himmelfahrt, die letztlich zu Gunsten der Stadtpfarrkirche entschieden wurden. Seit 1927 versuchte die Stadt Schwaz die Burg und ihr Areal durch Kauf zu erwerben, was aber erst 1939 durchgeführt werden konnte.[2] Seit damals ist Burg Freundsberg im Besitz der Stadtgemeinde Schwaz.[14] 1949 wurde im Bergfried erstmals das Stadtmuseum von Schwaz eingerichtet. Heute ist im Hof der Burg außerdem eine Gastwirtschaft untergebracht.[1]

Nachgewiesene Pfleger[A 2] v der Burg Freundsberg zwischen 1467 und 1800

 
Innenansicht der Wasserkapelle auf der früheren Burg Freundsberg
  • Mathias Pollinger, ca. 1469-1479 Pfleger von Freundsberg, dem auch die "Burghut" verliehen war[11]
  • Burkhard von Knöringen (Knoringen), Ritter und obrister Hauptmann der Grafschaft Tirol, ca. 1479-1481 Pfleger und betraut mit der "Burghut"[11]
  • Sigmund Machselrainer (Mächslrainer), ca. 1481-1492 Pfleger und betraut mit der "Burghut"[11]
  • Hans Maltitz, ca. 1492-1496 Pfleger und betraut mit der "Burghut"[11]
  • Hiltprand von Spaur (Spawr) († 1534), Erbschenk zu Tirol, erstmals als Pfleger von Freundsberg 1496 genannt, war von ca. 1516-1534 nochmals Pfleger und dieses Mal auch Pfandherr der "Pflege Freundsberg".[11]
  • Georg (Jörg) und Hans Stöckl (Stöckhel), Gewerke aus Schwaz, ihnen war die Burg mit Gericht und Amt seit Anfang des Jahres 1507 verpfändet, etwa um diese Zeit wurde ihnen auch die Pflege übertragen[12]
  • Anton Ruml von Lichtenau, Schwiegersohn von Hiltprand von Spaur, war ca. 1512-1516 Inhaber der Pfandschaft "Pflege Freundsberg" und der "Burghut". [15]
  • Chrysant von Spaur, der Sohn von Hiltprant von Spaur, und sein Sohn Paul von Spaur († 1567) waren pfandweise bis zu ihrem Tod mit der "Pflege Freundsberg" und Schwaz belehnt.[13]
  • Rochus Kastner (Casstner) († 1582), Kammerat der Grafschaft Tirol für Erzherzog Ferdinand (II.) von Österreich († 1595), ihm war 1568 und endgültig bis zu seinem Tod seit 1569 die "Pflege Freundsberg" und Schwaz verpfändet[13]
  • Dr. Johann Kastner von Sigmundslust († um 1614), "oberösterreichischer" Regimentsrat und Vizekanzler von Tirol, Erbe des Vorherigen, ebenfalls bis zu seinem Tod Pfandherr der "Pflege Freundsberg" und von Schwaz[13]
  • Dr. Mathias Burglechner (Burgckhlechner) zu Thierburg und Vollandsegg ("der Ältere") († 1642), "oberösterreichischer" Kammervizepräsident, Vizekanzler, daneben auch Geschichtsschreiber, Geograph und Kartograph sowie der Verfasser des "Tiroler Adlers", war auf Lebenszeit "Pfleger" der Burg Freundsberg mit Gericht und Amt und des Pfleghauses zu Schwaz. Im "Tiroler Adler" findet sich eine Beschreibung des damaligen Bauzustandes von Burg Freundsberg. 1618 sicherte ihm Erzherzog Maximilian (III.) von Österreich ("Maximilian der Deutschmeister") († 1618) für seine Nachfolge auf der "Pflege Freundsberg und Schwaz" zu, dass bei seinem Tod einer seiner geeigneten Söhne diese zu selben Bedingungen für die 10 Jahre danach erhalten sollte.[13]
  • Matthias Burglechner zu Thierburg und Vollandsegg ("der Jüngere") († 1642), war 1642-1652 im Besitz der "Pflege Freundsberg und Schwaz", wie dies seinem Vater 1618 versprochen worden war[13]
  • Johann Christoph Praun, Hof- und Getreidelieferant, und nach seinem Tod seine Erben, war seit 1652 im Pfandbesitz der "Pflege Freundsberg und Schwaz"[13]
  • Freiherr Joseph von Tannenberg gelangte Anfang des 18. Jahrhunderts in den Besitz der "Pflege Freundsberg und Schwaz", welche ihm pfandweise überlassen wurde, nachdem er die landesfürstlichen Schuldverschreibungen an die Erben von Hans-Georg Praun beglichen hatte. 1787 gelang es dem Landesgubernium für Tirol und Vorarlberg nach längeren Verhandlungen mit Freiherr Ignaz Joseph von Tannenberg endlich die Gerichtsherrschaft Freundsberg und Schwaz mit der Burg Freundsberg für den Staat einzulösen.[13]

Burg Freundsberg in Sage und Legende

 
Panoramablick auf die frühere Burg Freundsberg

Östlich der Burg befindet sich der sogenannte "Moserstein", um den sich eine Sage gebildet hat. Im Mittelalter, als auf Burg Freundsberg noch die Familie der Freundsberger ihren Sitz hatte, soll von der Burg über diesen "Moserstein" einst ein geheimer Gang zur Burg Tratzberg (heute Teil von Jenbach) geführt haben, den die Freundsberger angeblich nutzten, um sich bei Verhängung der Todesstrafe den Scharfrichter zu ersparen. Sie ließen die Verurteilten in den Gang stoßen, wo diesen keine andere Wahl hatten, als entweder zu verhungern oder auf dem Weg nach Tratzberg am Moserstein von einem geheimnisvollen schwarzen Ritter geköpft zu werden.[16]

Literatur

  • Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 27-44

Weblinks

  Burg Freundsberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 39
  2. 2,0 2,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 37
  3. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 39f.
  4. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 40
  5. 5,0 5,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 41
  6. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 42
  7. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 421
  8. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 29
  9. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 30
  10. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 32
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 11,4 11,5 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 32
  12. 12,0 12,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 35
  13. 13,0 13,1 13,2 13,3 13,4 13,5 13,6 13,7 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 36
  14. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 27 und S. 39
  15. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 35f.
  16. vgl. Der schwarze Ritter, Uibk.AC.AT, abgerufen am 27. Dezember 2022

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
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